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AK: Mehrheit kommt kaum mit Gehalt aus

Steigende Preise bringen zunehmend mehr Beschäftigte finanziell unter Druck. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ). Mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gab an, dass ihr Lohn kaum oder gar nicht zum Leben reiche.

Für 54 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer reicht der Lohn oder das Gehalt kaum oder gar nicht zum Leben, obwohl mehr als die Hälfte von ihnen Vollzeit arbeitet. Kritisch ist die Situation laut dem Arbeitsklimaindex häufig für Frauen und Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft.

In einigen Branchen ist es für Beschäftigte besonders schwierig, finanziell über die Runden zu kommen. Im Handel kommen über zwei Drittel der Arbeitskräfte kaum oder gar nicht mit ihrem Einkommen aus. Ähnlich prekär gestaltet sich die Situation für Beschäftigte in der Gastronomie und im Tourismus. Hier kommen fast zwei Drittel der Befragten nur knapp oder gar nicht mit ihren Einkünften aus.

Die Berechnung des Arbeitsklimaindex beruht auf Umfragen der Wiener Sozialforschungsinstitute SORA und IFES unter Beschäftigen in Österreich und umfasst eine repräsentative Stichprobe von 4.000 Befragten pro Jahr. Der Index wird im Auftrag der AK OÖ seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet und veröffentlicht. Zusätzlich gibt es Sonderauswertungen.

Pro Quartal kämpfen 60.000 Menschen mehr mit Gehalt

Heuer sei mit jedem Quartal der Anteil jener Beschäftigten, die nur noch knapp mit ihrem Einkommen auskommen, um 1 bis 2 Prozent gestiegen. „Das klingt nicht nach viel, aber entspricht pro Quartal 60.000 Menschen mehr, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben können“, führte SORA-Projektleiter Daniel Schönherr aus. Der Arbeiterkammer zufolge sind derzeit 300.000 Menschen in Österreich trotz Arbeit armutsgefährdet.

Frauen besonders betroffen

Manche Personengruppen sind laut Arbeiterkammer besonders von Einkommensarmut betroffen: Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund oder ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Viele von ihnen arbeiten in Niedriglohnbranchen. Im Handel etwa beträgt der Frauenanteil drei Viertel.

Etwa ein Viertel der Handelsbeschäftigten hat keine österreichische Staatsbürgerschaft. Viele arbeiten Teilzeit, die durchschnittliche Arbeitszeit im Handel beträgt 33 Stunden pro Woche. Dazu seien viele Frauen mangels vollzeittauglicher Kinderbetreuungsplätze gezwungen, sagte AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl bei der Pressekonferenz.

Hohe Arbeitsbelastung im Handel

Laut Arbeitsklimaindex hat sich die Arbeitszufriedenheit im Handel gegenüber anderen Branchen besonders verschlechtert. Gleichzeitig sei die Arbeitsbelastung im Handel gestiegen. Das wirke sich auch auf die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus. Drei von vier Befragten leiden demnach an mindestens einer psychisch bedingten Belastung wie Schlafstörungen oder Bluthochdruck, knapp die Hälfte leidet an mindestens drei psychisch verursachten Symptomen.

Die Arbeiterkammer fordert angesichts der Umfragedaten abermals eine Energiepreisbremse („Heizkostenbremse“), die durch die Abschöpfung von „Übergewinnen“ finanziert werden soll. Um der prekären Arbeitssituation vieler Frauen zu begegnen, verlangte Stangl zudem vollzeittaugliche Kinderbetreuungsplätze, Entlastungen bei Schulkosten, die Abschaffung von Nachmittagsbetreuungsgebühren und geförderten Wohnbau.