E-Auto-Ladestation
ORF.at/Georg Hummer
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Politik

Sorge um Wettbewerb bei E-Ladesäulen

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und die E-Control weisen auf mögliche Probleme auf dem Markt für Ladestellen für Elektroautos hin. Diese würden in Zukunft an Bedeutung zunehmen, weswegen in mehreren Bereichen Handlungsbedarf geortet wird – etwa bei der Preistransparenz und beim Wettbewerb.

Derzeit werden E-Autos meist zu Hause geladen, mit steigender Anzahl elektrischer Fahrzeuge werde die öffentliche Ladeinfrastruktur aber an Bedeutung gewinnen, prognostiziert BWB-Chefin Natalie Harsdorf-Borsch am Dienstag in einer Pressekonferenz mit E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch.

Eines von mehreren Problemen: Die Ladesäulen zeigen oft nicht den zu bezahlenden Gesamtpreis und den Tarif pro Kilowattstunde, wie beim Tanken von Benzin und Diesel. Laut Urbanschitsch wünschten sich zwei Drittel der Nutzerinnen und Nutzer, dass die Kosten in Kilowattstunden verrechnet werden. Viele Anbieter würden aber lieber nach Parkdauer verrechnen, damit die E-Lade-Parkplätze nach dem Vollladen nicht blockiert werden.

Zehn Empfehlungen

Die BWB hat insgesamt zehn Empfehlungen ausgearbeitet. Neben der Transparenz über Preis, bezogene Energie und Ladedauer sollten unter anderem der lokale Wettbewerb gestärkt werden und eine regionale Konzentration vermieden werden. Den Landesenergieversorgern, die ein großer Player in dem Markt sind, empfahl Harsdorf-Borsch, sich bei den Ladestellen nicht an die Bundesländergrenzen zu halten, um so für Wettbewerb zu sorgen.

Die Energieversorger müssten zudem einen diskriminierungsfreien Marktzugang für Konkurrenten gewährleisten und etwa bei der Bündelung von Ladekarte und Haushaltsstrom auf ihre Marktmacht und das Kartellrecht achten. Auch bei Vergleichsplattformen, Navigationsdiensten und der Widmung von Stellflächen brauche es einen diskriminierungsfreien Zugang für alle Betreiberinnen und Betreiber.

Mehr Optionen bei Bezahlmöglichkeit notwendig

Ein großes Thema ist auch die Bezahlmöglichkeit. Nur bei rund 50 Prozent der österreichweit über 13.000 öffentlichen Ladepunkte ist ein Bezahlen mit Bankomatkarte möglich. Eine Bezahlung mit Kreditkarte ist bei 80 Prozent und eine Bezahlung mit Ladekarte bei 90 Prozent der Ladepunkte möglich. Bar lässt sich die Akkufüllung übrigens bei kaum einem Ladepunkt bezahlen.

Damit ein Preisvergleich künftig besser möglich ist, arbeitet die E-Control an einem eigenen Ladestellen-Tarifkalkulator, ähnlich dem Tarifkalkulator für Haushaltsstrom und Gas. Er soll im ersten Quartal 2023 online gehen, sagte Urbanschitsch.

Die größten Anbieter, die direkt oder indirekt im Eigentum der öffentlichen Hand stehen, sind die Wien Energie, EVN, die Verbund-Beteiligung Smatrics, die illwerke vkw AG sowie die weiteren Landesenergieversorger. Größter privater Anbieter ist has.to.be, der vor allem Software für den Betrieb und die Abrechnung von Ladepunkten anbietet, gefolgt von da emobil, dem ÖAMTC, Ella, der Porsche-Holding-Tochter Moon Power, Best in Parking und Ionity.

Auch Roaming spielt Rolle

Da viele Anbieter nicht flächendeckend in ganz Österreich oder Europa Ladepunkte betreiben, spielt wie beim Mobilfunk das Roaming eine große Rolle. So kann man mit der Ladekarte seines Anbieters auch bei einer fremden Ladesäule laden. Die BWB fordert hier Transparenz über die Roaminggebühren.

Sollte der Wettbewerb nicht funktionieren und sich ein im Übermaß konzentrierter Markt verfestigen, kann sich die BWB als ultima ratio vorstellen, das Ladestromgeschäft grundsätzlich zu ändern. Als Alternative käme in Betracht, die Ladeinfrastruktur für die Durchleitung von Strom für verschiedene Stromanbieter zu öffnen. Das Marktdesign wäre dann ähnlich wie bei Haushaltsstrom mit entsprechender Wechselmöglichkeit.