Fast die Hälfte der Fläche Österreichs ist mit Wald bedeckt. 81 Prozent davon befinden sich in Privateigentum, der Rest im öffentlichen Eigentum. Die Wälder erfüllen vielseitige Aufgaben: Sie speichern Feuchtigkeit, binden Kohlenstoffdioxid und filtern Schadstoffe aus der Luft. Sie schützen Menschen, Infrastruktureinrichtungen und Gebäude vor Lawinen, Muren und Steinschlag. Zudem sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
„Diese Funktionen sollten möglichst auf der gesamten Waldfläche gesichert werden. Jedoch: Im Forstgesetz 1975 wird die Bedeutung der Wälder und deren Leistung für den Klimaschutz nicht ausdrücklich berücksichtigt“, so der RH.
Mehrkosten durch Klimakrise
Welche Kosten der Klimawandel verursachen kann, zeigt sich zum Beispiel bei der Österreichischen Bundesforste AG, die 15 Prozent der Wälder bewirtschaftet. Im Jahr 2020 lag der Anteil an Schadholz, das durch Stürme, Schneebruch oder den Borkenkäfer verursacht wurde, bei über 80 Prozent der Holzerntemenge.
Mindererlöse bei Schadholz sowie Mehrkosten bei der Waldpflege und Holzernte verursachten Kosten von 48 Millionen Euro. Die Österreichische Bundesforste AG führt diese Kosten auf den Klimawandel zurück.

Verjüngungsbedarf bei 2,72 Millionen Hektar festgestellt
Damit der Wald erhalten bleibt, muss er verjüngt werden. Im Zuge der österreichischen Waldinventur von 2007 bis 2009 wurde bei 2,72 Millionen Hektar von 4,02 Millionen Hektar der gesamten Waldfläche Österreichs ein Verjüngungsbedarf festgestellt.
Die Verjüngung unterblieb dem Bericht zufolge jedoch bei 1,62 Millionen Hektar. Der RH empfahl dem Landwirtschaftsministerium, im bestehenden Fördersystem vorrangig Anreize für Maßnahmen zu setzen, die die Alters- und Baumartendurchmischung und somit die Widerstandsfähigkeit der Wälder erhöhen.
Der RH legte ein besonderes Augenmerk auf den Zustand des Schutzwaldes. Rund 34 Prozent der Schutzwaldflächen seien stark überaltert oder bereits in der Zerfallsphase. „Um einen Schutzwald im weit fortgeschrittenen Zustand des Zerfalls wiederherzustellen, sind kostenintensive Investitionen notwendig. Diese müssen überwiegend von der öffentlichen Hand getragen werden“, hieß es.
Weniger Geld ausgegeben als vorgesehen
Wie in der Vergangenheit investiert wurde, war ebenfalls Gegenstand des RH-Berichts: Im EU-Programm LE 14-20 waren insgesamt 206,63 Millionen Euro für Maßnahmen im Forstbereich vorgesehen. Davon wurden dem Rechnungshof zufolge tatsächlich nur 102,66 Millionen Euro der genehmigten Mittel für klimarelevante flächenbezogene Maßnahmen eingesetzt.

Für klimarelevante Bildungs- und Beratungsmaßnahmen sowie Studien wurden 48,71 Millionen Euro aufgewandt. Diese haben nach Auffassung des RH allerdings nur eine indirekte Wirkung auf die Wälder.
Im Hinblick auf den sanierungsbedürftigen Zustand der Schutzwälder merkte der RH kritisch an, dass mehr als die Hälfte der schutzwaldbezogenen Förderungen für Forststraßen bewilligt wurden. Weniger als 50 Prozent der Mittel wurden für Projekte zur Erhaltung oder zur langfristigen Verbesserung der Ökosysteme in Schutzwäldern eingesetzt.
RH: Mittel für rasch wirksame Maßnahmen nicht kürzen
Eine ähnliche Tendenz zeigt sich beim mit 350 Millionen Euro dotierten Waldfonds: Weniger als die Hälfte der Mittel des Waldfonds kamen unmittelbar auf Waldflächen zum Einsatz. Der Rechnungshof empfahl dem Landwirtschaftsministerium, in künftigen Förderprogrammen die Mittel für Maßnahmen, die unmittelbar eine flächenbezogene Wirkung für den Wald aufweisen, nicht zugunsten von Maßnahmen mit indirekter Wirkung zu kürzen.