Vitrine mit heißem Leberkäse und Gröstl
pixabay/Romnshka
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Wirtschaft

Herkunftskennzeichnung für Kantinenessen

Die lange angekündigte verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Kantinenessen kommt, sie bleibt aber vage und gilt nur für Fleisch, Eier und Milch. Sie soll Mitte 2023 in Kraft treten.

Eine Verpflichtung für Gastronomen und Lebensmittelhersteller ist vorerst nicht vorgesehen, soll aber in einem weiteren Schritt umgesetzt werden. „Unser gemeinsames Ziel ist mehr Transparenz am Teller“, so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Agrarminister Norbert Totschnig (ÖVP).

Ein entsprechender Verordnungsentwurf ging am Dienstag in Begutachtung. Laut den Ministern werden etwa 3,5 Millionen Speisen täglich außer Haus konsumiert, davon entfielen 2,2 Millionen auf Speisen in Großküchen und Kantinen. Dem Ö1-Morgenjournal zufolge gibt es bundesweit rund 600 Kantinen und 42.000 Gastronomiebetriebe.

Angaben können vage bleiben

Welche Speisen konkret betroffen sind, ergebe sich aus einem eigenen Speisenkatalog, der per Verordnung vorgegeben werde. Wobei die Angaben eher unkonkret bleiben: So ist die prozentuale Herkunftsbezeichnung über den Betrachtungszeitraum eines Jahres möglich, zum Beispiel: „Unser Rindfleisch kommt übers Jahr gerechnet zu 50 Prozent aus Österreich, zu 30 Prozent aus der EU und zu 20 Prozent aus Nicht-EU-Ländern.“

Rauch und Totschnig begründeten das damit, dass die Umsetzung für die Wirtschaft praxistauglich sein müsse. Großküchen könnten die Auslobung nach „EU“ oder „Nicht-EU“ oder „Herkunftsland“ bzw. „Region“ durchführen, so die Minister. In der Gastronomie, die von der Regelung ausgenommen bleibt, muss künftig jede freiwillige Angabe – auch abseits von Milch, Fleisch und Eiern – nachgewiesen werden.

Rauch: „Das ändern wir jetzt“

Zur Einigung bei der Herkunft des Kantinenessens sagte Rauch: „Mit der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung tragen wir dem Wunsch vieler Menschen nach regionalen Produkten Rechnung.“ Und Totschnig ergänzte: „86 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher legen großen Wert auf die Herkunft von Lebensmitteln. Derzeit ist es aber oft nicht möglich, die Herkunft von Grundzutaten in Speisen zu erkennen. Das ändern wir jetzt.“

Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Ohne Kennzeichnung der Herkunft laufen wir Gefahr, auch bei Lebensmitteln von Importen abhängig zu werden und die Versorgungssicherheit aus heimischer Produktion zu verlieren.“

Opposition: „Es ist zu wenig“

Der Opposition geht der Plan nicht weit genug. „Es ist zu wenig, wenn nur Fleisch, Eier und Milch ohne Haltungskennzeichnung dabei erfasst werden, es ist zu wenig, wenn die restliche Gastronomie zur Gänze davon ausgenommen ist und es ist zu unkonkret, wenn die Herkunft prozentual im Jahresdurchschnitt angegeben werden kann“, so SPÖ-Konsumentenschutzsprecher Christian Drobits. Zudem sage eine reine Herkunftsbezeichnung auch noch nichts darüber aus, wie die Tiere gehalten wurden.

FPÖ-Agrarsprecher Peter Schmiedlechner meinte: „Dass die Zutaten von irgendwo in der EU oder Nicht-EU herkommen, ist keine Information, die den Konsumenten weiterhilft.“ NEOS-Konsumentenschutzsprecherin Katharina Werner: „Die Herkunftskennzeichnung in dieser Form ist ein neuerlicher Rohrkrepierer der türkis-grünen Bundesregierung. Wieder einmal bleibt von einer großen Ankündigung in der nun vorgestellten Verordnung nichts von den vollmundigen Versprechen an die Konsumentinnen und Konsumenten übrig.“

NGOs orten „Schwachstellen“

Der WWF forderte heute eine Ausweitung der verpflichtenden Kennzeichnung auf die Gastronomie, und der VGT sprach von einer „verpassten Chance“. „Erst letzte Woche rüttelten schockierende Videos aus einer südsteirischen Hühnerfabrik das Land auf. Diese Aufnahmen zeigen wieder einmal, dass man sich auf die Herkunft Österreich in puncto Tierschutz nicht verlassen kann“, so der Verein gegen Tierfabriken.

Vier Pfoten sprach von „einigen großen Schwachstellen“. „Die mächtige Branchenlobby hat es also erneut geschafft, für sich eine Ausnahmeregelung zu erlangen“, so die Tierschützer kritisch in Richtung Gastrobranche.