Skifahren auf weißen Streifen Damüls
ORF Vorarlberg
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Chronik

Nur noch jeder Vierte fährt Ski

Nur noch 25 Prozent der Bevölkerung über 16 Jahre schnallen sich wenigstens einmal im Jahr die Ski an. Die große Mehrheit fährt gar nicht mehr Ski und glaubt auch nicht an die Zukunft des Skisports, berichtet der „Kurier“ mit Verweis auf eine OGM-Umfrage.

58 Prozent der erwachsenen Bevölkerung fahren gar nicht Ski, und weitere 17 Prozent tun das seltener als einmal pro Jahr. „Der warme Winter und die Bilder von grünem Gelände mit weißen Kunstschneebändern bremsen sicherlich die Skifreude“, sagt dazu OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.

Hinzu komme die Teuerung. „Mittelständische Familien mit Kindern überlegen sich gut, ob sie sich einen Tagesausflug mit Ausgaben von 200 Euro leisten können oder wollen“, so Bachmayer. Das habe Folgen für den Tourismus. „Der Markt des Skisports ist geringer, als man glaubt.“ Während der Pandemie seien viele Betriebe durch die Förderwelle über Wasser gehalten worden, „aber die Schließungen und Insolvenzen werden bald kommen“, so Bachmayer.

Klima- und Umweltschutz als Kriterium

Nicht zuletzt spiele auch der stark zunehmende Wert von Klima- und Umweltschutz mit hinein. Laut Umfrage führen 62 Prozent den Schneemangel auf den Klimawandel zurück, 35 Prozent der Befragten halten ihn für eine übliche Wetterlaune. 59 Prozent glauben nicht, dass der Skitourismus in Österreich Zukunft hat. Jeder Zweite meint außerdem, die Branche solle andere Angebote für den Wintertourismus entwickeln. „Der klassische Wintersport in Österreich steht vor einer großen Wende“, so Bachmayer.

„Im Zentrum“: Wintersport im Schwitzkasten

Folgen der Klimakrise bekommen auch die Wintersportregionen zu spüren. Was heißt das für ein Land, das zu einem guten Teil vom Wintertourismus lebt und in dem Skifahren vielfach als identitätsstiftend gilt? Hat Skifahren als Breitensport Zukunft, oder wird es zu einem teuren, aufwendig bereitgestellten Freizeitvergnügen für eine Elite? Gibt es Alternativen zum Skisport?

Das war auch der Tenor der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der ORF-Sendung „Im Zentrum“. Unbestritten sei der wirtschaftliche Faktor des Wintertourismus. So sei der österreichische Tourismus direkt und indirekt für 330.000 Vollzeitarbeitskräfte verantwortlich, merkte Anna Burton, Ökonomin des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), an.

Schneegrenze verschiebt sich nach oben

Im Zuge des Klimawandels sei mit einer Verkürzung der Skisaison ebenso zu rechnen wie mit einer Verschiebung der Schneegrenze, ergänzte Burton. Derzeit sei eine Schneesicherheit ab 1.500 Metern gegeben. Ein Temperaturanstieg um ein Grad verschiebe die Schneegrenze um 150 Meter nach oben – und 70 Prozent der Skiregionen würden unter 1.700 Meter liegen, so Burton.

Stefan Kaineder, Bundessprecher-Stellvertreter der Grünen und oberösterreichischer Landesrat, merkte an, dass etwa am Feuerkogel auf 1.600 bis 1.700 Meter Höhe am 2. Jänner mit 13 Grad Celsius nahezu sommerliche Temperaturen geherrscht hätten. Er sprach sich in der Diskussion dagegen aus, Wintersportprojekte in niedrigen Lagen – etwa von 700 bis 1.000 Meter Höhe – zu realisieren. Schließlich seien diese nicht zukunftssicher.

Das Geld sollte besser in den Klimaschutz investiert werden, damit auch kommende Generationen Wintertourismus genießen könnten, so Kaineder. Auch für Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace, besteht die einzige Chance im effektiven Klimaschutz. Wobei sie auch mit dem Individualverkehr – der Großteil der Wintertouristen komme mit dem Auto – argumentierte.

Hörl: Umweltfreundlicher Urlaub

Dennoch sei der Wintertourismus umweltfreundlich, warf Franz Hörl, Tourismussprecher im ÖVP-Parlamentsclub, ein. Die An- und Abreise verursache rund die Hälfte der CO2-Emissionen, rund 32 Prozent entfielen auf die Beherbergung und nur 18 Prozent auf den Skisport. Zudem sei der Anteil der erneuerbaren Energie in den vergangenen Jahren deutlich erhöht worden. Neben Photovoltaik-Anlagen seien auch Windkraftanlagen geplant.

Statt des „Flugs zum Schnee“ werde die Anreise mit dem Zug in den Vordergrund gestellt. Lediglich sechs Prozent der Winterurlauber würden mit dem Flugzeug anreisen. Den Anteil von vier Prozent der Bahnreisenden wolle man erhöhen. Hörl verwies auf Hotels, die Bahnreisenden fünf Prozent Rabatt gewähren.

Für Ex-Skirennläuferin Michaela Dorfmeister ist es eine bedauernswerte Entwicklung, dass immer weniger Ski fahren. Kinder und Jugendliche müssten gratis fahren können, forderte sie. Hörl verwies auf zahlreiche Angebote in verschiedenen Skiorten. Schließlich seien Kinder die künftigen Urlauber.