Wirtschaft

Pensionskassen: Veranlagungsertrag negativ

Die heimischen Pensionskassen haben im Vorjahr wegen der Verwerfungen auf den Finanzmärkten einen negativen Veranlagungsertrag von minus 9,67 Prozent verzeichnet. Bei einem Gutteil der Pensionistinnen und Pensionisten werde es heuer durchaus zu Kürzungen kommen, so der Obmann des Fachverband Pensions- und Vorsorgekassen, Andreas Zakostelsky.

Das Ausmaß der Pensionskürzungen hänge einerseits von der Art der Veranlagung – ob dynamisch oder konservativ – ab und andererseits von der Höhe der Schwankungsrückstellung. Die Streuung zwischen den einzelnen Veranlagungen sei aktuell besonders stark. Genaue Zahlen gebe es im März.

Schwankungsrückstellungen werden laut Verband gebildet, damit sich die Kapitalmarktschwankungen nicht unmittelbar auf die Pensionshöhe auswirken. Sie sind demnach mit dem Reservekanister eines Autos vergleichbar, der in Jahren mit hohen Erträgen aufgefüllt wird, um später in Jahren mit geringeren Erträgen eine Reserve zu haben.

Positive Entwicklung im langjährigen Vergleich

Im vergangenen Jahr habe es multiple Krisen gegeben, die sich auch auf den Finanzmärkten niederschlugen. Die Verwerfungen auf den Kapitalmärkten haben sich auch auf die Pensionskassen ausgewirkt, die ein im Rahmen des möglichen gelegenes Ergebnis erzielt haben, so Zakostelsky.

Im langfristigen Vergleich seit 1991 sei die Jahresperformance bei plus 4,9 Prozent gelegen, die Zehnjahresperformance bei 3,26 Prozent. Die Pensionskassen liegen nach wie vor vor vergleichbaren Anlageformen, das System sei nachhaltig leistungsfähig und stabil.

Für Berechtigte, die seit der letzten Reform im Jahr 2013 ins System gekommen seien und für die ein Rechnungszins von maximal drei Prozent gelte, sei es in den vergangenen zehn Jahren zu keiner Kürzung der ursprünglich festgelegten Pensionsleistung gekommen. Die durchschnittliche Zusatzpension lag im Vorjahr bei 432 Euro im Monat. An Leistungen ausgezahlt wurden zusammen 829 Mio. Euro.

Obmann fordert Stärkung der Vorsorge

Zakostelsky erneuerte heute die Forderung nach einer Stärkung der betrieblichen Vorsorge mit der Einführung eines Generalpensionskassenvertrags sowie nach einer „grünen Pension“ mit steuerbegünstigten Einzahlungen für nachhaltige Veranlagungen. Derzeit haben mehr als eine Million Menschen Anspruch auf eine Pensionskassenzusatzpension, drei Millionen haben keine. Durch die Einführung eines Generalpensionskassenvertrags können alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Firmenpension erhalten.

Insgesamt haben 1,038 Millionen Menschen in Österreich einen Anspruch auf eine Pensionskassenzusatzpension. Mehr als 137.000 davon beziehen bereits eine Zusatzpension. Das verwaltete Vermögen ging auf 24,8 Mrd. Euro zurück, nach 27,3 Mrd. Euro 2021. Im Zeitraum 1991 bis 2022 wurden rund 25 Mrd. Euro in das System eingezahlt und 13 Mrd. Euro ausgezahlt, die Pensionskassen erwirtschafteten einen Wertzuwachs von rund 12,8 Mrd. Euro.

2021 noch Plus von vier Prozent

Die für die Abwicklung der Abfertigung Neu zuständigen Vorsorgekassen wiesen eine negative Performance von minus 7,6 Prozent aus, nach plus vier Prozent 2021. Durch die gesetzlich festgelegte Kapitalgarantie verringert sich auch bei negativen Veranlagungserträgen das eingezahlte Kapital nicht, so der Verband. Die Zahl der Berechtigten liegt bei knapp 3,82 Millionen. Veranlagt wurden von den Vorsorgekassen 16,5 Mrd. Euro. Die Wirtschaft hat 2,1 Mrd. Euro einbezahlt. 506.304 Personen nahmen eine Leistung in Anspruch, herausgenommen wurden insgesamt 780 Mio. Euro.

Schutzverband kritisiert Pensionskürzung „für Mehrheit“

Kritik kam vom Schutzverband der Pensionskassenberechtigten (PEKABE). Die Kennzahlen der österreichischen Pensionskassen zeigen einmal mehr, dass diese nicht in der Lage seien, die seinerzeit zugesagten Erträge zu erwirtschaften. Die negative Performance von 9,67 Prozent „bedeutet für die Mehrheit der Pensionisten eine Pensionskürzung von bis zu 15 Prozent“, so der Verband in einer Aussendung.

Sämtliche Annahmen der Pensionskassen und Versprechen der (ehemaligen) Arbeitgeber haben sich „als völlig unrealistisch herausgestellt“. Die von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) im April des Vorjahres in Aussicht gestellte „Abfederung“ zur Vermeidung von Pensionskürzungen sei bis heute nicht realisiert, versprochene Modelle nicht bekannt.