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ORF.at/Patrick Bauer
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Wirtschaft

Schnellschätzung: Inflation bei 11,1 Prozent

Die Inflation ist im Jänner wieder gestiegen. Wie die Statistik Austria am Mittwoch in ihrer Schnellschätzung mitteilte, dürfte sie auf 11,1 Prozent kommen. Das wäre der höchste Wert in der aktuellen Teuerungswelle, nach 11,0 Prozent im Oktober 2022.

„Hauptverantwortlich sind kräftige Preiszuwächse bei Haushaltsenergie“, erklärte der Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas. „Hintergrund ist, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Netzkosten, die nunmehr stark gestiegen sind, voraussichtlich erst ab März greifen. Auch fällt trotz Strompreisbremse die volle Mehrwertsteuer an. Demgegenüber stiegen die Treibstoffpreise im Jänner vergleichsweise leicht“, so Thomas.

Grafik zur Entwicklung der Inflation
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Zuletzt hatte sich der Preisauftrieb in Österreich leicht abgedämpft und lag im Dezember 2022 bei 10,2 Prozent. Österreich erlebt gerade die höchste Inflation seit 70 Jahren. Damals, im Juli 1952, lag die Teuerungsrate bei 14,1 Prozent.

Anstieg auch in anderen EU-Ländern

Auch in anderen EU-Ländern hat die Inflation im Jänner überraschend wieder angezogen. In Spanien, wo der Höhepunkt der Inflation schon im Sommer 2022 mit Raten über zehn Prozent erreicht wurde, ist die Teuerung seither auf dem Rückzug, stieg jedoch im Jänner wieder leicht an, bei den nach europäischer Methode berechneten Verbraucherpreisen (HVPI) von 5,5 Prozent im Dezember auf 5,8 Prozent im Jänner. Analysten verweisen zuletzt immer wieder auf Spanien, weil das Land der Euro-Zone bei der Inflationsentwicklung rund zwei Monate voraus ist.

Neben der Spritpreisentwicklung führte das spanische Statistikamt INE den leichten Anstieg im Jänner auf statistische Umstellungen in der Berechnung der Inflationsrate, die erstmalig im Jänner wirksam wurden, zurück. In Deutschland musste die Bekanntgabe der Jänner-Schnellschätzung auf nächste Woche verschoben werden, weil es bei der Umstellung im Warenkorb zu technischen Problemen kam. Experten erwarten auch für Deutschland wieder eine höhere, womöglich zweistellige Inflationsrate.

Neugewichtung des Warenkorbs

In Österreich habe die Neugewichtung des Warenkorbs im Jänner lediglich geringen Einfluss auf die Inflation gehabt, weil gegenüber dem Vorjahr nur wenig geändert wurde, hieß es zur APA. Der Warenkorb für die Inflationsberechnung ergibt sich in Österreich aus der Konsumerhebung 2019/2020.

Die Schnellschätzungen der Statistik Austria basieren auf dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bestehenden Preisdatenbestand. Normalerweise liegen schon etwa 80 bis 90 Prozent der für den Verbraucherpreisindex erhobenen Preise vor. Der endgültige Wert für Jänner 2023 wird am 23. Februar veröffentlicht. Der EU-weit harmonisierte HVPI in Österreich betrug im Jänner laut Schnellschätzung 11,5 Prozent.

In Euro-Zone gesunken

Die Inflation in der Euro-Zone schwächte sich unterdessen weiter ab. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Jänner gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Experten hatten eine Rate von 8,9 Prozent erwartet. Im Monatsvergleich sanken die Preise um 0,4 Prozent. Mit dem Rückgang ging die Teuerung den dritten Monat in Folge zurück. Im Dezember hatte die Inflationsrate 9,2 Prozent betragen, und im Oktober war ein Rekordwert von 10,6 Prozent erreicht worden.

Die Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, verharrte im Jänner auf 5,2 Prozent. Sie liegt damit auf dem höchsten Wert seit der Euro-Einführung und zeigt, dass der Preisauftrieb nicht nur Energie und Rohstoffe betrifft.