Viele Fahrräder mit Preisschild
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Wirtschaft

Sporthandel sitzt auf vollen Lagern

Wer ein neues Rad braucht oder Tourenski, der hat im Sporthandel derzeit die Qual der Wahl. Die Lager sind übervoll. Grund sind Lieferkettenprobleme und zu viel bestellte Ausrüstung. Verschleudern will der Sporthandel die Ware allerdings nicht.

Aufgrund von Lieferkettenproblemen seien Fahrräder statt im März erst im Oktober oder November geliefert worden, im Tourenskibereich sei der Boom vorbei. Insgesamt sei aus Sicherheitsgründen mehr Ware bestellt worden als nötig, was die Lager jetzt überquellen lässt, sagte Sport-2000-Chef Holger Schwarting.

Auch wenn alle Sportartikelhändler derzeit Rabatte anbieten, bemerkt Schwarting keinen Preiskampf. „Was nicht verkauft wird, wird in die neue Saison mitgenommen“, so Schwarting Donnerstagabend bei einem Pressegespräch. Neue Ware kauft der Handel teurer ein, die Inflation schlägt bereits voll durch. Nach Preissteigerungen bereits 2022 dürfte die Branche die Preise auch heuer im Schnitt um fünf bis zehn Prozent anheben.

Veränderung bei Nachfrage

Der heimische Sporthandel hat während der Pandemie eine Sonderkonjunktur erlebt. Lockdown-Geplagte flüchteten in die Natur oder hielten sich daheim fit. „Was in der Pandemie überkauft wurde, ist jetzt nicht mehr gefragt“, sagte Schwarting. Dazu zählten etwa Fitnessgeräte und Tourenski, aber auch Tischtennistische. Räder, insbesondere E-Bikes, seien bis 2021 Wachstumstreiber gewesen, im Vorjahr sei die Ware nicht zur richtigen Zeit verfügbar gewesen. Am stärksten gewachsen seien 2022 die Bereiche Laufen, Outdoor und Teamsport.

Die Sporthändlergenossenschaft Sport 2000, die vor allem in Westösterreich mit inhabergeführten Fachgeschäften vertreten ist, steigerte den Umsatz im abgelaufenen Jahr um 14 Prozent auf 735 Mio. Euro. Das Wachstum sei teils auf Preiserhöhungen zurückzuführen, aber auch auf gute Geschäfte in den Wintersportgebieten aufgrund der guten Buchungslage und dem Skiverleih. Fast 70 Prozent der Ski, die die Skihersteller an den Handel verkaufen, gehen in den Verleih.

Mit 367 Geschäften ist Sport 2000 der Marktführer im heimischen Sporthandel. Der Verband nimmt ein Drittel des Marktes ein, knapp dahinter folgt Intersport. Hervis kam 2021 laut RegioData auf einen Marktanteil von rund 14 Prozent. Mit großem Abstand folgt der Diskonter Sports Direct (vier Prozent Marktanteil), der in den vergangenen Jahren von 50 auf 20 Standorte zusammenschmolz.

„Expansion im Sporthandel vorbei“

„Die ganz große Expansion im Sporthandel ist vorbei“, sagte Schwarting. Drängten vor einigen Jahren noch mehrere neue Player auf den Markt, so befinden sich diese nun wieder auf dem Rückzug. Die norwegische Sporthandelskette XXL, die 2017 mit großen Ambitionen in den österreichischen Markt eingestiegen war, kündigte an, Österreich bis Ende des Jahres verlassen zu wollen. Man habe über fünf Jahre lang an einem profitablen Geschäft gearbeitet, am Ende sei man aber gescheitert, räumte XXL-Österreich-Chef Magnus Kreuger Anfang Jänner ein.

Beim französischen Sporthandelsdiskonter Decathlon kommt die Expansion nur schleppend voran. 2018 in den Markt eingetreten, hält die Kette derzeit bei vier Standorten. Geschäfte in Linz, Salzburg und Innsbruck sind schon länger geplant, wurden bis jetzt aber nicht realisiert.