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Bildung

Schüler beteiligen sich an neuen Lehrplänen

ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek will das Lehrplansystem „von Grund auf umdrehen“. Künftig sollen Schüler und Schülerinnen bei der Ausarbeitung neuer Lehrpläne bereits von Anfang an eingebunden werden und nicht wie bisher, wenn sie schon ausgearbeitet sind.

Gestartet wird mit den neuen Lehrplänen für berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS). Lehrpläne für die berufsbildenden Schulen werden zwar laufend an Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst. Alle zehn Jahre gibt es aber laut Bildungsministerium einen „Relaunch“, für den im Vorfeld der Änderungsbedarf bei Fachleuten aus Schule, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Sozialpartnern abgefragt wird.

Erstmals sollen sich nun Schüler von Beginn weg an dem Prozess beteiligen können, kündigte Polaschek per Aussendung an. „Ihr Wort wird nun einen gewichtigen Anteil an der Ausarbeitung der Lehrpläne haben.“

Roadshow an Schulen

Dafür wird vom gemeinnützigen Verein YEP – Stimme der Jugend ein Partizipationsprozess aufgesetzt. Über die Website Demokratie macht Schule können Schülerinnen und Schüler sich an einer digitalen Umfrage zum Thema beteiligen.

Über die nächsten eineinhalb Jahre soll dann eine Roadshow an den Schulen stattfinden, bei der die Jugendlichen sich bei Workshops und Events einbringen können. Das Projekt sei gleichzeitig eine Form der Demokratiebildung, indem Jugendliche durch ihre Stimme auch wirklich etwas verändern können, so YEP-Gründerin Rebekka Dober.

Unterstützung von Schülervertretung

Von der Bundesschülervertretung wird der Partizipationsprozess unterstützt. „Wir Schülerinnen und Schüler werden wegen unseres geringen Alters oft unterschätzt. Ich glaube, dass dieser Beteiligungsprozess genau das Gegenteil aufzeigen wird, nämlich dass wir gute, durchdachte und sinnvolle Ideen haben“, wurde Bundesschulsprecherin Flora Schmudermayer in der Aussendung des Bildungsministeriums zitiert.

Damit die Ergebnisse nicht in der Schublade verschwinden, wurde von YEP mit dem Ministerium ein „Wirkungsvertrag“ aufgesetzt, berichtete Dober. Darin hat sich das Ministerium etwa verpflichtet, erst mit dem Lehrplanprozess zu beginnen, wenn die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses vorliegen. Danach sollen Jugendliche über ein Sounding Board den Prozess auch weiter begleiten.

250 Lehrpläne neu gestalten

In Kraft treten werden die neuen BMHS-Lehrpläne nach und nach. Den Auftakt machen – wie beim letztem „Relaunch“ vor zehn Jahren – die kaufmännischen Schulen voraussichtlich ab 2024/25. Es folgen die Lehrpläne der technisch-gewerblichen und kunstgewerblichen mittleren und höheren Schulen, dann die Lehrpläne der humanberuflichen mittleren und höheren Schulen. Den Abschluss machen voraussichtlich 2027/28 die höheren land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalten. Insgesamt werden dabei über 250 Lehrpläne neu gestaltet.