Ein Mann läutet bei der Schuldnerberatung an
APA/dpa/Angelika Warmuth
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Wirtschaft

Große Nachfrage nach Schuldenberatung

Die Zahl der Menschen, die bei einer der staatlich anerkannten Stellen der Schuldenberatung Hilfe suchen, steigt. Im Vorjahr waren es 18.565 Beratungssuchende – fast zehn Prozent mehr als 2021, so die Schuldenberatung.

Grund seien anhaltende Coronavirus-Auswirkungen, stark gestiegene Lebenshaltungskosten und erhöhte Kreditzinsen. Die Schuldenberater forderten am Dienstag eine rasche Anhebung des Existenzminimums.

Dass es sich mit dem Geld nicht mehr ausgehe, komme in der Mitte der Gesellschaft an. „Menschen, die bisher ihr Auslangen gefunden haben, indem sie sparsam gelebt haben, kommen nun an ihre Grenzen“, sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen.

Teuerung erst nach und nach sichtbar

8.176 Privatkonkurse wurden wie berichtet 2022 eröffnet. Das war eine Steigerung von 13,5 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Dabei schlugen sich laut ASB die Teuerungen der letzten Monate hier noch nicht im vollen Umfang nieder, sie werden erst nach und nach in den Schuldenberatungen sichtbar werden.

Eine Schuldenberatung aufzusuchen und in weiterer Folge einen Privatkonkurs zu eröffnen sei schwierig, aber richtig für überschuldete Menschen. Auch mit professioneller Begleitung sei der Weg hart. Der Grundbetrag für das Existenzminimum, das einem Menschen, der gepfändet wird, zum Leben bleibt, sei „mit aktuell 1.110 Euro gering und zu wenig zum Leben“, so Mitterlehner.

Die individuelle Pfändungsgrenze ist grundsätzlich aber abhängig vom jeweiligen Nettoeinkommen und der Anzahl der Unterhaltspflichten. Jedenfalls fordern die Schuldenberatungen dringend eine deutliche Anhebung des Existenzminimums.

Entschuldungsdauer derzeit drei Jahre

Auch die Regeln für Privatinsolvenzen dürfen aus Sicht der Schuldenberater nicht wieder verschärft werden. Gelockert worden waren diese zur Jahresmitte 2021. Die Entschuldungsdauer liegt seither vorübergehend bei drei Jahren. Mitte 2026 soll die Entschuldungsdauer aber auf fünf Jahre steigen, so das Vorhaben. Das wäre aus Sicht der ASB „fatal“, sie will die dauerhafte Möglichkeit für Privatschuldner, sich binnen drei Jahren entschulden zu können, so Mitterlehner.