Glühbirne, Strom – Blackout Prävention
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Wirtschaft

E-Control sieht Versorgung gesichert

In Österreich muss man sich die nächsten Monate keine Sorgen machen, dass es zu wenig Gas oder Strom geben könnte, auch Angst vor einem Blackout, also einem unerwarteten Ausfall größerer Teile des europäischen Stromnetzes, sei unbegründet, sagte E-Control-Vorstand Alfons Haber.

Das Risiko dafür sei in den letzten Jahren auch nicht gestiegen, betonte der Vorstand weiter. Aktuell angebotene Gastarife seien zum Teil schon günstiger als Bestandstarife, beim Strom sei es noch nicht ganz so weit.

2022 sei zwar mehr Strom nach Österreich importiert worden, es habe aber zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Unterdeckung des österreichischen Strombedarfs gegeben, sagte Haber im Gespräch mit der APA. „Auch für die nächsten Monate gibt es kein unmittelbares Risiko einer Unterdeckung bei Strom oder Gas.“

„Muss dramatisch viel passieren, damit es eng wird“

Die EU habe Gasspeicherkapazitäten von etwa 1.100 Terawattstunden und verbrauche im Jahr etwa 3.600 TWh, sagte Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der E-Control. „Österreich hatte zu Beginn des Winters tatsächlich von österreichischen Unternehmen und strategischer Reserve eingespeichert rund 46 TWh. Das ist in Österreich etwa 50 Prozent unseres Jahresverbrauchs. Etwa 70 Prozent des Gases werden im Winter verbraucht“, so Mayer. „Da muss schon dramatisch viel passieren, dass das eng werden kann.“

Grafik zeigt Füllstände der Gasspeicher in der EU
Grafik: APA/ORF; Quelle: E-Control

Beim Strom reicht der Ausblick der E-Control bis 2030. Basierend auf dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sollen 27 Terawattstunden Strom zusätzlich erzeugt werden, um den Bedarf bilanziell zur Gänze aus erneuerbaren Quellen zu decken. „Um 27 TWh zusätzlich zu erzeugen, muss der Kraftwerkspark von 24.000 MW auf 40.000 MW erhöht werden“, sagte Haber.

2030 werde unter diesen Betrachtungen die österreichische Kraftwerksleistung zu 86 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen, 14 Prozent nach wie vor aus thermischen Kraftwerken, „weil wir eben saisonale Schwankungen haben. Wir können typischerweise zwischen März und September die erhöhte Stromproduktion auch ins Ausland exportieren, während wir von Oktober bis Februar auch die thermischen Kraftwerke im Einsatz haben und auch aus dem Ausland importieren, um unsere Versorgung zu decken.“

Verstromung von Gas zugenommen

2022 hätten niedrige Gasspeicherstände zu Jahresbeginn und die Verknappung des verfügbaren Gases aus Russland sowie die notwendige Erreichung von Gasspeicherzielen eine „Gaspreisrallye“ ausgelöst, die zu hohen Gaspreisen geführt habe, so Haber. Im August 2022 lagen die Spotpreise im österreichischen Großhandel für Gas bei durchschnittlich 231 Euro je MWh – um 432 Prozent mehr als im August 2021.

Durch Rückgänge bei der europäischen Produktion von Atomstrom und Strom aus Wasserkraft habe die Verstromung von Gas zugenommen, um die benötigte Energie zu liefern. Die Strompreise im Großhandel seien dadurch weiter gestiegen. Schon Ende 2021 seien sie durch die gestiegene Stromnachfrage nach Ende der Lockdown-Maßnahmen auf einem hohen Niveau gewesen. Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung im August 2022,mit einem durchschnittlichen Strompreis von 494 Euro je MWh im Großhandel.

„Das sind, umgelegt auf die Haushaltskunden, 49,4 Cent alleine für das Produkt. 2020/21 waren es sechs Cent.“ Früher habe der reine Strompreis etwa ein Drittel des Gesamtpreises ausgemacht, sagte Mayer, „also ein Drittel Netz, ein Drittel Energie, ein Drittel Steuern. Heute ist es eher so, dass die Energie 50 Prozent oder sogar etwas mehr ausmacht.“

E-Control: Längere Zeit höhere Stromkosten

Inzwischen habe sich der Gasmarkt aber durch das Erreichen der Gasspeicherziele und die hohen Wintertemperaturen entspannt und auch zu einer Senkung der Strompreise im Großhandel geführt. Die Gaspreise liegen aber immer noch über dem Vorkrisenniveau, und die Stromerzeugung aus Gas ist teurer als vor der Krise. „Deswegen muss auch noch für längere Zeit mit erhöhten Strompreisen gerechnet werden“, so Haber.

„Es ist jetzt schon so, dass die günstigsten Gaspreise, die man am Markt bekommt, um einiges günstiger sind als die Bestandstarife“, sagte Mayer. „Spätestens seit Anfang Februar ist es so, dass man bessere Tarife am Markt bekommt, als typischerweise ein alter Vertrag geliefert hat. Beim Strom ist es noch nicht so weit.“

Der Durchschnitt der Bestandstarife sei noch immer leicht besser als das Beste, das man auf dem Markt bekommen kann. Bei Strom gebe es also „noch Luft nach unten“. Auch bei Gas sollte es noch weiter nach unten gehen, meinte Mayer. „Deshalb gehen wir davon aus, dass sich da noch einiges tut in den nächsten Wochen.“

Haber sieht keine erhöhte Blackout-Gefahr

Eine erhöhte Blackout-Gefahr sei nicht zu erkennen, so Haber. „Es ist nicht gut, wenn man mit solchen Diskussionen Angst schürt.“ Die Netzbetreiber hätten Großstörungskonzepte, und Übungen hätten gezeigt, dass auch großflächige Stromausfälle nach zwölf bis 36 Stunden wieder behoben werden könnten. In Österreich gebe es eine Reihe von „schwarzstartfähigen“ Kraftwerken, typischerweise kleine Laufwasserkraftwerke, die ohne Energiezufuhr von außen sehr einfach wieder ans Netz gebracht werden könnten.