Leere Schulklasse mit Sesseln auf den Schulbänken – auf der Tafel steht „Wann gehts los“
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Politik

Lehrkräftemangel: Pensionisten umworben

Der Lehrkräftemangel in bestimmten Regionen und Fächern nimmt zu. Das Bildungsministerium hat darauf u. a. mit einer Verkürzung der Lehrerausbildung und der Kampagne „Klasse Job“ reagiert. In einigen Bundesländern versucht man indes auch, erfahrene Lehrerinnen und Lehrer zum längeren Unterrichten zu motivieren oder aus der Pension zurückzuholen.

In Wien, der Steiermark, Salzburg und Vorarlberg werden Lehrerinnen und Lehrer, die kurz vor dem Ruhestand sind, offensiv umworben. Damit will man Personalengpässe abfedern, aber auch die Kompetenz der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen im Schulbetrieb behalten, wurde in der steirischen Bildungsdirektion betont.

In der Steiermark wurden die Schulleitungen aktiv aufgefordert, Lehrkräfte im Pensionsantrittsalter anzusprechen, ob sie – auch im geringeren Stundenausmaß – weiter unterrichten wollen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Wien wirbt seit Dezember um pensioniertes Personal

Die Wiener Bildungsdirektion kontaktierte schon im Dezember 300 bereits pensionierte Pädagoginnen und Pädagogen per Brief, hieß es auf Anfrage der APA. Die Leitungen der Pflichtschulen wurden zudem aufgefordert, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kurz vor dem Pensionsantritt anzusprechen, ob sie weiter unterrichten würden.

Auch in Salzburg versucht die Bildungsdirektion, erfahrene Lehrkräfte länger an den Schulen zu halten. Bei jenen, die noch im Beruf sind, setzt man dabei gezielt auf Gesundheitsvorsorge und Entlastung (etwa durch Ausbau der Schulsozialarbeit und Pflichtschulsekretariatskräfte).

Außerdem wurden alle pensionierten Lehrkräfte bis zum Alter von 67 Jahren angeschrieben. Eine Herausforderung sei allerdings die Möglichkeit, Vordienstzeiten wegen befristeter Dienstverhältnisse anzurechnen. Hier brauche es bundesgesetzliche Anpassungen, die laut Bildungsdirektion auch schon in Arbeit sind. Durch ein Jobticket für die „Öffis“ und erhöhte Prämien sollen ebenfalls die Rahmenbedingungen verbessert werden.

Pensionsantrittsformular kommt mit Wiedereintrittsinfos

In Vorarlberg werden pensionierte Lehrkräfte laut Bildungsdirektion „schon länger“ gezielt rekrutiert. Die vor einem Jahr eingerichtete Projektstelle „Arbeitsplatz Schule“ unterrichte Direktorinnen und Direktoren über die Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten, das Pensionsantrittsformular wird gleich mitsamt Informationen zum Wiedereintritt zugeschickt.

Zudem schreibt die Bildungsdirektion jedes Jahr Lehrkräfte an, die vor der Pensionierung stehen oder schon im Ruhestand sind. Inklusive Weiterbeschäftigten sind im „Ländle“ derzeit 42 pensionierte Lehrpersonen im Einsatz.

Oberösterreich plant keine Maßnahmen

In Oberösterreich, wo nach einer Werbeoffensive aktuell 36 pensionierte Lehrerinnen und Lehrer in den Klassen stehen, sind von der Bildungsdirektion derzeit keine Maßnahmen zur Rekrutierung von Pensionistinnen und Pensionisten geplant. Viel werde aber ohnehin direkt am Standort geregelt.

In Tirol wurden nur zu Beginn des Ukraine-Krieges, als ad hoc Personal zur Unterstützung benötigt wurde, von der Bildungsdirektion bereits pensionierte Lehrkräfte angeschrieben. Darüber hinaus sind derzeit keine weiteren konkreten Maßnahmen geplant. Es seien derzeit insgesamt zehn Lehrpersonen wieder im Einsatz, die schon pensioniert waren.

Studierende in Niederösterreich im Einsatz

In der niederösterreichischen Bildungsdirektion wird zum Besetzen offener Stellen bisher vor allem auf Studierende statt Pensionistinnen und Pensionisten gesetzt, im Einzelfall gehe man direkt auf die pensionierten Lehrkräfte zu. Auch in Kärnten, wo man laut Bildungsdirektion deutlich weniger mit Personalengpässen zu kämpfen hat als in anderen Bundesländern, ist die Rekrutierung von Lehrkräften im Pensionsalter vorerst kein Thema.

Im Burgenland sind laut Bildungsdirektion ebenfalls keine Maßnahmen nötig. Man sei im ständigen Austausch mit den Schulleitungen und könne damit bei Pensionierungen zeitgerecht nachbesetzen.

Insgesamt ist die Zahl der pensionierten Lehrpersonen, die noch unterrichten, derzeit freilich überschaubar. An den Pflichtschulen (v. a. Volks- und Mittelschule) sind es im laufenden Schuljahr über alle Bundesländer hinweg 42 Personen, an den Bundesschulen sind es laut Bildungsministerium etwa 30. In Österreich unterrichten rund 123.000 Lehrerinnen und Lehrer.