Photovoltaikanlage auf einem Hausdach
ORF/Lukas Krummholz
ORF/Lukas Krummholz
Wirtschaft

PV-Förderung: 90.700 Anträge genehmigt

Gute Nachrichten gibt es für die rund 90.700 Antragsstellenden der ersten Runde der Photovoltaikförderung: „Alle Anträge für private Sonnenkraftwerke können in der ersten Runde genehmigt werden“, sagte Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne). Gleichzeitig bringe der Andrang Infrastruktur und Fördersystem an seine Grenzen, so Gewessler, die Verbesserungsbedarf sah.

In der ersten Förderrunde gingen rund 100.000 Anträge ein, davon 90 Prozent für kleine PV-Anlagen bis 20 Kilowattpeak und zehn Prozent für größere gewerbliche Anlagen. Durch das Vorziehen weiterer Mittel aus dem Klima- und Energiefonds konnten alle Förderanträge von Privatpersonen in der ersten Runde genehmigt werden.

Gleichzeitig wurden auch alle offenen Anträge aus dem Vorjahr, die neu eingereicht wurden, genehmigt. Damit wurden in der ersten Runde 323 Mio. Euro an Förderungen zugesagt. Die ersten Zusagen sollen noch heute verschickt werden. Insgesamt stehen heuer 600 Mio. Euro an Fördermitteln zur Verfügung, drei weitere Förderrunden sind noch für 2023 geplant.

Gewessler sieht „beeindruckendes Tempo“

„Jedes einzelne Sonnenkraftwerk ersetzt dreckigen Strom aus Erdgas, mit jedem einzelnen Sonnenkraftwerk gewinnen wir Unabhängigkeit, saubere Luft und geringere Energiekosten“, sagte Gewessler. Ziel sei es, Österreich bis 2030 zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom zu versorgen.

Der Ausbau von Sonnenstrom schreite in Österreich im Rekordtempo voran. „Dieses Tempo ist beeindruckend. Es stellt uns aber auch vor Herausforderungen“, so die Ministerin.

Fördersystem teilweise überlastet

So führe die hohe Nachfrage teilweise zu einer Überlastung des Fördersystems. Gewessler schlug daher erneut vor, stattdessen die Mehrwertsteuer auf kleine Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) abzuschaffen. Für Privatpersonen wäre dann kein Antrag mehr notwendig.

Entsprechende Gespräche mit dem Finanzminister würden derzeit geführt. Das ÖVP-geführte Finanzministerium hatte sich in der Vergangenheit skeptisch zu dem Vorschlag geäußert. Die Begründung: Die Mehrwertsteuersenkung käme nur den Produzenten zugute und würde nicht an die Konsumentinnen weitergegeben.

Probleme für Netzinfrastruktur

Ein weiteres Problem stelle die heimische Netzinfrastruktur dar, die auf die hohe Nachfrage nicht vorbereitet ist. „Die Unternehmen melden vor allem große Herausforderungen im Bereich des Netzanschlusses von Anlagen“, sagte Photovoltaik-Austria-Geschäftsführerin Vera Immitzer.

Mehr Förderungen für PV-Ausbau

600 Millionen Euro werden nun für den Bau von Photovoltaikanlagen bereitgestellt. Im Vorjahr hatten die Förderungen für viel Kritik gesorgt, da der Fördertopf binnen weniger Minuten verbraucht war.

„Unternehmen klagen über lange Wartezeiten, fehlende Einspeisemöglichkeiten und unklare Bedingungen.“ Aufwendige Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen in den Bundesländern und der Bedarf an Fachpersonal stellten die PV-Branche vor weitere Herausforderungen.

Branchenvertreter will „stabile Richtlinien“

„Die hohe Nachfrage erfordert zur Planungssicherheit in der Photovoltaikbranche langfristig verlässliche und stabile Richtlinien und Regeln“, sagte Branchenvertreter Markus König. „Einer der nächsten Schritte, wo Handlungsbedarf besteht, ist nun der Netzzugang.

Viele unserer geplanten PV-Großprojekte scheitern an fehlenden Zusagen seitens der Netzbetreiber.“ Hier brauche es dringend Verbesserungen, um den Solarstromausbau weiter voranzutreiben.

Der Umweltdachverband begrüßte die Ergebnisse der ersten Förderrunde. Gleichzeitig forderte der Verband, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass „das volle Potenzial von Photovoltaikanlagen auf Dächern ausgeschöpft werden kann“.

Kritische Stimmen aus NÖ und OÖ

Aus Niederösterreich und Oberösterreich kamen am Donnerstag kritische Stimmen. „Wer auf erneuerbare Energie umsattelt, braucht Planungssicherheit, die aber durch das bestehende Fördersystem nach dem Call-Prinzip nach wie vor nicht gegeben ist. Daher muss das ‚Gewessler-Callsystem‘ sofort auf eine einfache Förderung umgestellt werden, die kontinuierlich beantragt werden kann“, forderten Oberösterreichs Landesrat Markus Achleitner und Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (beide ÖVP) in einer gemeinsamen Aussendung – mehr dazu in ooe.ORF.at.

NEOS wies unterdessen auf den Fachkräftemangel im Energiebereich hin und forderte Gegenmaßnahmen. „Wenn es niemanden gibt, der mir zeitnah die Anlage auf mein Dach montiert, wird mir auch eine Förderzusage mein Haus nicht mit Energie versorgen“, sagte Energiesprecherin Karin Doppelbauer.