Unternehmen kämpften mit drastischen Preisanstiegen und deutlich höheren Zinsaufwendungen sowie einer sich im Jahresverlauf abschwächenden Konjunktur. Erst am Donnerstag wurde etwa bekannt, dass das Gasthaus „Zum guten Hirten“ in der Stadt Salzburg insolvent ist – mehr dazu in salzburg.ORF.at.
„Viele angeschlagene Unternehmen konnten den Mehrfachbelastungen nicht mehr standhalten“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, laut einer Aussendung.
Allerdings gab es in den zwei Jahren zuvor deutlich weniger Unternehmensinsolvenzen. Daher sei die Lage im Vorjahr als eine Normalisierung und notwendige Entwicklung zu sehen, sagte Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer der Creditreform Österreich. Demzufolge habe es im Vorjahr Nachholeffekte gegeben, auch wenn die Insolvenzzahlen noch nicht das Vor-CoV-Niveau erreicht hätten.

Ende der Fahnenstange „noch nicht erreicht“
Dass Österreich beim Anstieg der Insolvenzen Spitzenreiter ist, ist laut Creditreform auch auf die CoV-Regelungen und -Förderungen zurückzuführen. Die solcherart subventionierten Unternehmen hätten nach der Pandemie die Lieferkettenproblematik und die Energiekrise nicht überwinden können.
„Die Trendwende bei den insolvenzzahlen ist eingeläutet. Dabei ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht. Der Druck bleibt auf dem Kessel, sodass auch in den kommenden Monaten mit steigenden Zahlen zu rechnen sein wird“, sagte Hantzsch laut der Aussendung.
Wobei es einzelne westeuropäische Branchen mehr getroffen hat: So verzeichneten Handel und Gastgewerbe ein Plus von 34,5 Prozent, gefolgt vom Baugewerbe mit einem Anstieg der Insolvenzen um 24,7 Prozent. Im Dienstleistungssektor stiegen die Insolvenzen um ein Fünftel und im verarbeitenden Gewerbe um 13,1 Prozent.

Maßnahmen gefordert
Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Niederösterreich (SWV NÖ) kritisiert in einer Aussendung die Politik der Regierung: „Die Coronahilfen waren also nicht treffsicher genug und wurden falsch aufgeteilt“, so SWV-NÖ-Präsident Thomas Schaden. „Der Energiekostenzuschuss 1 und 2 kommt zu spät und ist viel zu wenig. Dabei wären Preisdeckel auf Strom und Gas die richtige Lösung gewesen, die wir immer gefordert haben“, sagte Schaden laut der Aussendung.
Die Grüne Wirtschaft wiederum sieht beim Insolvenzrecht Handlungsbedarf: Einerseits sollen die Sonderrechte von Finanzämtern und Sozialversicherungsträgern wegfallen, die auf Pensionen und Gutschriften aus Arbeitnehmerveranlagungen zugreifen dürften, forderte Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft, laut einer Aussendung.
Bei einem Schuldenerlass gebe es zudem einen Sanierungsgewinn, der zu versteuern sei. „Das führt zu der absurden Situation, dass Betroffene nach der geregelten Entschuldung sofort mit neuen Schulden konfrontiert sind“, so Jungwirth.