Ein Kellner mit einem Tablett auf dem zwei Kaffeetassen stehen
Getty Images/Westend61
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Wirtschaft

Creditreform: Firmeninsolvenzen steigen

Hohe Inflation, Energiemangel und gesamtwirtschaftliche Probleme haben zu einem deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen geführt. So gab es 2022 in Westeuropa 139.973 Insolvenzen – um 24,12 Prozent mehr als 2021. Den größten Anstieg bei den Insolvenzen verzeichnete dabei laut einer Untersuchung der Creditreform Österreich mit 59,7 Prozent.

Unternehmen kämpften mit drastischen Preisanstiegen und deutlich höheren Zinsaufwendungen sowie einer sich im Jahresverlauf abschwächenden Konjunktur. Erst am Donnerstag wurde etwa bekannt, dass das Gasthaus „Zum guten Hirten“ in der Stadt Salzburg insolvent ist – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

„Viele angeschlagene Unternehmen konnten den Mehrfachbelastungen nicht mehr standhalten“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, laut einer Aussendung.

Allerdings gab es in den zwei Jahren zuvor deutlich weniger Unternehmensinsolvenzen. Daher sei die Lage im Vorjahr als eine Normalisierung und notwendige Entwicklung zu sehen, sagte Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer der Creditreform Österreich. Demzufolge habe es im Vorjahr Nachholeffekte gegeben, auch wenn die Insolvenzzahlen noch nicht das Vor-CoV-Niveau erreicht hätten.

Ein Kellner mit einem Tablett auf dem zwei Kaffeetassen stehen
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Etwa im Gastgewerbe stieg die Zahl der Insolvenzen zuletzt

Ende der Fahnenstange „noch nicht erreicht“

Dass Österreich beim Anstieg der Insolvenzen Spitzenreiter ist, ist laut Creditreform auch auf die CoV-Regelungen und -Förderungen zurückzuführen. Die solcherart subventionierten Unternehmen hätten nach der Pandemie die Lieferkettenproblematik und die Energiekrise nicht überwinden können.

„Die Trendwende bei den insolvenzzahlen ist eingeläutet. Dabei ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht. Der Druck bleibt auf dem Kessel, sodass auch in den kommenden Monaten mit steigenden Zahlen zu rechnen sein wird“, sagte Hantzsch laut der Aussendung.

Wobei es einzelne westeuropäische Branchen mehr getroffen hat: So verzeichneten Handel und Gastgewerbe ein Plus von 34,5 Prozent, gefolgt vom Baugewerbe mit einem Anstieg der Insolvenzen um 24,7 Prozent. Im Dienstleistungssektor stiegen die Insolvenzen um ein Fünftel und im verarbeitenden Gewerbe um 13,1 Prozent.

Eine Verkäuferin bekleidet eine Schaufensterpuppe
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Im Handel wurde europaweit ein Anstieg bei Insolvenzen verzeichnet

Maßnahmen gefordert

Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Niederösterreich (SWV NÖ) kritisiert in einer Aussendung die Politik der Regierung: „Die Coronahilfen waren also nicht treffsicher genug und wurden falsch aufgeteilt“, so SWV-NÖ-Präsident Thomas Schaden. „Der Energiekostenzuschuss 1 und 2 kommt zu spät und ist viel zu wenig. Dabei wären Preisdeckel auf Strom und Gas die richtige Lösung gewesen, die wir immer gefordert haben“, sagte Schaden laut der Aussendung.

Die Grüne Wirtschaft wiederum sieht beim Insolvenzrecht Handlungsbedarf: Einerseits sollen die Sonderrechte von Finanzämtern und Sozialversicherungsträgern wegfallen, die auf Pensionen und Gutschriften aus Arbeitnehmerveranlagungen zugreifen dürften, forderte Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft, laut einer Aussendung.

Bei einem Schuldenerlass gebe es zudem einen Sanierungsgewinn, der zu versteuern sei. „Das führt zu der absurden Situation, dass Betroffene nach der geregelten Entschuldung sofort mit neuen Schulden konfrontiert sind“, so Jungwirth.