Nie war es in den Bergen wärmer

Extrem warm, trocken und sonnenreich: So fassen der österreichische und Schweizer Wetterdienst das Jahr 2011 zusammen. Im Bergland war es seit Messbeginn 1851 nie wärmer als heuer.

Zu warm war es in ganz Österreich - im Schnitt um 1,2 Grad. Herausragend waren allerdings die Mitteltemperaturen auf den Bergen. Ein Plus von 1,6 Grad wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht registriert.

Schneeschmelze auf Gletscher

ZAMG/Gernot Weyss

Schneefreie Eisfläche auf dem Obersten Pasterzenboden vom 7.9.2011

Die meisten Sonnenstunden im Südwesten

Im langjährigen Mittel der Sonnenstunden sämtlicher Regionen in Österreich hatten die höheren Regionen im Südwesten die Nase vorn. In Osttirol und Oberkärnten konnte man im langjährigen Durchschnitt übers Jahr gesehen die meiste Sonne genießen, auf der Villacher Alpe etwa im Schnitt 2.023 Sonnenstunden. 2011 wurde dieser Wert sogar noch übertroffen, insgesamt über 2.400 Sonnenstunden wurden registriert, nur 2003 war es noch sonniger.

Viel zu trocken

In den meisten Regionen war es viel zu trocken. Einen negativen Niederschlagsrekord verzeichnete Krems, hier fielen 2011 nur knapp 300 Millimeter Regen. Im Schnitt sind solche geringen Niederschlagsmengen in mediterranen Regionen wie etwa dem südöstlichen Mittelmeer zu verzeichnen, in Larnaca in Zypern sind es etwa im Schnitt 330 Millimeter.

Es gab in Österreich aber auch Gebiete, wo die Jahresniederschlagsbilanzen fast ausgeglichen waren, etwa im Rheintal, in Teilen Nordtirols, im Pinzgau und im nordwestlichen Oberösterreich.

Jahr des Weines

Auch in den Niederungen gab es viel Sonne. Und die Zeitpunkte der trockenen Perioden - durchsetzt von Regenereignissen im Frühjahr und Frühsommer - dürften für die Charakteristik der Weine perfekt gewesen sein. Winzer wie Josef Umathum aus Frauenkirchen im Burgenland sehen den Wein - speziell die Rotweinsorten - in einer Qualität, die es in den letzten 30 Jahren nicht gegeben habe - mehr dazu in Österreich exportiert immer besseren Wein (oe1.ORF.at).

Gletscher stark im Rückzug

Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurden die Gletscher im Ostalpenraum. Die Verluste der Gletschermassen fielen unterschiedlich aus, extrem geschmolzen sind die Gletscher der Hohen Tauern. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) betreibt auf dem Hohen Sonnblick ein Observatorium und beobachtet hier seit Jahrzehnten die Entwicklung der Gletscher.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Zeitraffervideo: Ausaperung des Goldbergkeeses im Sommer 2011 (Quelle: ZAMG)

Laut ZAMG sind dabei die Massenverluste bei etwa sieben Prozent ihrer Gesamtmasse zu beziffern. Im Zeitraffer ist die Ausaperung des Goldbergkeeses auf dem Hohen Sonnblick eindrucksvoll zu beobachten. Auch auf dem größten Gletscher Österreichs, der Pasterze, ging das Jahr 2011 nicht spurlos vorüber. Bis in große Höhen war die Pasterze schneefrei.

Die Kombination aus lange andauernden sehr warmen Perioden im Spätsommer ohne Schneefall auf den Bergen und wenig Schneeakkumulation im Winter führte zu den großen Masseverlusten: So war am 1. Mai die Schneedecke in den Ostalpen extrem dünn. War der Frühsommer noch relativ kühl, kam es zu einem heißen und trockenen Spätsommer ohne Niederschlag von Anfang August bis Mitte September.

Rainer Schultheis, ORF-Wetterredaktion

Links: