Neue Zweifel im Fall Kampusch

Erneute Spekulationen rund um den Entführungsfall Natascha Kampusch: Laut „Spiegel“ gibt es Informationen, die angeblich an der Einzeltätertheorie und am Selbstmord von Täter Wolfgang Priklopil zweifeln lassen.

Der „Spiegel“ zitiert Werner Amon (ÖVP), den Chef des geheim tagenden parlamentarischen Unterausschusses, dessen Ermittlungen angeblich den Verdacht nicht ausschließen, dass Priklopil nicht alleine gehandelt haben könnte. Anfang 2010 war die Oberstaatsanwaltschaft Wien (OStA) nach ihren weiterführenden Ermittlungen zu dem Schluss gekommen, dass Priklopil der alleinige Täter gewesen ist.

Doch kein Selbstmord von Priklopil?

Priklopil hat offiziellen Angaben zufolge Selbstmord begangen, indem er sich vor einen fahrenden Zug stürzte. Fotos des Leichnams würden aber einen „nahezu unversehrten Körper, mit abgetrenntem Kopf“ zeigen. Wäre Priklopil tatsächlich von einem Zug erfasst worden, müsste sein Körper Experten zufolge aber zerfetzt sein, berichtet der „Spiegel“.

Dem Nachrichtenmagazin zufolge lassen die Ermittlungsergebnisse den Verdacht zu, dass Priklopil bei seinem Selbstmord womöglich geholfen wurde oder dass er sogar getötet wurde. Der Bahnangestellte, der den Körper fand, soll laut „Spiegel“ nie befragt und eine umfassende Obduktion nicht vorgenommen worden sein.

Auch der mutmaßliche Abschiedsbrief, den der Entführer nach der Flucht seines Opfers zu schreiben begann, könnte laut „Spiegel“ nicht aus dessen Feder stammen. Die Anrede „Mama“, das einzige handschriftliche Wort auf dem Blatt, könnte von jemand anderem geschrieben worden sein - womöglich von Priklopils Freund, der sich dazu aber nicht äußert.

Achteinhalb Jahre im Verlies

Vor fünfeinhalb Jahren gelang Natascha Kampusch die Flucht aus den Fängen ihres Entführers Wolfgang Priklopil. Rund achteinhalb Jahre wurde sie in einem Kellerverlies im Haus Priklopils in Strasshof (Niederösterreich) gefangen gehalten, bevor sie flüchten konnte.

„Unterlassene Ermittlungsschritte“

„Aus meiner Sicht ist eine Einzeltätertheorie nur schwer aufrechtzuerhalten“, sagte Amon dem „Spiegel“: „Zum ersten Mal liegen uns sämtliche Kampusch-Akten sowie alle Bild- und Tondokumente vor, darunter auch Material, das dem früheren Ermittlungsausschuss des Innenministeriums nicht zur Verfügung stand.“

Amon betonte dem „Spiegel“ gegenüber aber auch, dass er „kein Anhänger von Verschwörungstheorien ist“. dass er kein Anhänger von Verschwörungstheorien sei: „Doch es gibt ein dickes Dossier über unterlassene Ermittlungsschritte. Die volle Wahrheit muss nun ans Licht“, forderte Amon.

Drei mögliche Beurteilungen des Falls

Laut Amon könnte der Unterausschuss zu drei möglichen Ergebnissen kommen: Das Gremium befindet, dass in dem Fall alles korrekt aufgearbeitet worden ist. Zweitens: Es wird empfohlen, einen Untersuchungsausschuss einzurichten, um offene Themenfelder zu behandeln. Oder drittens: Es wird eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht, die ein neuerliches Aufrollen des Falles zur Folge hätte. Details des Ergebnisses werden aufgrund der Geheimhaltungspflicht nicht veröffentlicht.

Hilfe von FBI und BKA?

Laut einem Bericht der „Kronen Zeitung“ (Montag-Ausgabe) soll in der Kampusch-Causa Hilfe aus dem Ausland angefordert werden. Die Zeitung zitiert „Insider“, denen zufolge bereits am Mittwoch das FBI und das deutsche Bundeskriminalamt kontaktiert werden soll.

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