Immer mehr Deutsche in Lehrerausbildung

Immer mehr Deutsche lassen sich in Österreich zum Lehrer ausbilden - und das, obwohl der Abschluss aus Österreich nicht sofort zum Unterrichten in der Heimat berechtigt, da in jedem deutschen Bundesland eigene Anstellungsvoraussetzungen gelten.

An den Pädagogischen Hochschulen (PH) ist die Zahl deutscher Studenten zwischen 2007/08 und 2011/12 von 191 auf 355 gestiegen. An den Unis hat sich die Zahl deutscher Studenten in Lehramtsstudien in diesem Zeitraum von 299 auf 673 mehr als verdoppelt. Im Wintersemester 2012/13 gab es eine weitere Steigerung auf 753. Der Gesamtanteil der Deutschen an den Lehramtsstudenten bleibt mit rund drei Prozent an Uni wie PH aber gering.

Numerus-Clausus-Flucht

Als Grund für den Wechsel einer wachsenden Zahl Deutscher an österreichische Lehrerausbildungseinrichtungen vermutet Peter Stegelmann vom deutschen Bildungsconsulting-Unternehmen Edu-Con den an vielen deutschen Unis vorhandenen, teils „ziemlich strengen“ Numerus Clausus für Lehrämter. In Österreich gibt es derzeit an den PH Aufnahmeprüfungen, an den Unis ist der Zugang frei.

Beim Arbeitskreis zur Lehrerausbildung beim Freien Zusammenschluss der StudentInnenschaften (FZS) in Deutschland ist man unsicher, ob tatsächlich die Numerus-Clausus-Flucht auch bei der Lehrerausbildung ein Faktor ist: „Wir können das weder bestätigen noch verneinen, uns fehlen dazu Informationen“, sagt Sprecherin Katharina Mahrt gegenüber der APA.

EU-Richtlinie erleichtert Anerkennung

Als weiteren Faktor nimmt Stegelmann an, dass seit 2003 durch eine EU-Richtlinie mindestens drei Jahre dauernde Berufsausbildungen in anderen Unionsländern anerkannt werden müssen, als Ausgleich von Unterschieden in der Ausbildung kann allerdings ein Anpassungslehrgang nötig sein. Zu einem solchen kann man in Deutschland wegen des starken Föderalismus allerdings auch dann verpflichtet werden, wenn man nicht im selben Bundesland unterrichten will, in dem man studiert hat. Stegelmann berichtet etwa von „kuriosen Fällen“, in denen auch deutsche Studenten „Didaktik der deutschen Sprache“ nachholen mussten, weil ja in einem anderen Bundesland anderes Deutsch gesprochen werde.

Zumindest als Vertretungslehrer kann man in Deutschland auch mit einem Abschluss aus einem anderen EU-Land gleich nach Antragstellung in dem betreffenden Bundesland arbeiten. Wird nach der unterrichtspraktischen Zeit vom Schulleiter bestätigt, dass man über alle Fähigkeiten eines fertigen Lehrers verfügt, kann die Ausbildung zudem auch ohne den Anpassungslehrgang anerkannt werden, so Stegelmann. Und: Wird die Anerkennung gewährt, wird sie auch von den anderen Ländern akzeptiert - was vor allem angesichts der zwischen den Ländern sehr unterschiedlichen Gehälter relevant ist.

Für Stegelmann, der wiederholt Absolventen von Lehramtsstudien in den Niederlanden bei der Anerkennung in Deutschland unterstützt hat, sind Verfahren zur Berufsbefähigung mittlerweile „ein ganz normales, problemloses Prozedere“. Der Anpassungslehrgang dauere in der Regel ein bis eineinhalb Jahre, parallel unterrichten die Junglehrer bereits - allerdings bei sehr geringer Bezahlung ähnlich wie beim Referendariat.

Lehrermangel im deutschsprachigen Raum

Ein weiterer Faktor, der Absolventen einer österreichischen Lehramtsausbildung den Weg zur Anstellung in Deutschland erleichtern könnte, ist aus Stegelmanns Sicht der den gesamten deutschsprachigen Raum betreffende Lehrermangel. Das glaubt auch Ivo Brunner, Sprecher der österreichischen PH-Rektoren. „Wenn es großen Lehrermangel gibt, sieht der Dienstgeber schnell über dienstrechtliche Hürden hinweg.“

An der PH Vorarlberg gibt es laut Rektor Brunner trotz der unmittelbaren Nähe zu Deutschland „keinen großen Influx von deutschen Kollegen“. Generell studierten an der PH Vorarlberg Personen verschiedenster Herkunft, von der Türkei über Serbien bis Finnland, von denen so manche nach Abschluss des Studiums wieder in ihr Heimatland zurückgehen.

Nicht alle kehren zurück

Stegelmann geht allerdings davon aus, dass längst nicht alle Deutschen, die sich in Österreich zum Lehrer ausbilden lassen, auch in die alte Heimat zurückkehren. So wisse man aus Untersuchungen zu den Niederlanden, dass rund 19 Prozent nach dem Abschluss im Studienland bleiben, um dort zu arbeiten.

Links: