Impfungen: Eltern oft skeptisch

Die Mehrheit der Eltern steht Impfungen kritisch gegenüber. In einer Studie der Karl Landsteiner Gesellschaft (KLG) gaben 57 Prozent der Eltern an, Impfungen skeptisch zu sehen, vier Prozent lehnten sie überhaupt ab.

Impfskeptiker gebe es in allen Alters- und Bildungsschichten, sagte Karl Zwiauer, Leiter des Instituts für pädiatrische Fortbildung und Forschung der KLG. „Sie stellen differenzierte Fragen und wollen klare, evidenzbasierte Antworten.“ Denn momentan würden sich nur knapp 40 Prozent der befragten Eltern zu den Impfbefürwortern zählen, die den empfohlenen Schutzimpfungen vorbehaltlos begegnen.

Viele halten Schutz für unnötig

Am häufigsten stimmen Eltern einer Impfung nicht zu, da sie den Schutz als unnötig empfinden (44 Prozent). Auch die Sorge, das Kind könnte zu stark belastet werden (35 Prozent) und die Angst vor Nebenwirkungen und Impfschäden (34 Prozent) spielen eine Rolle. Befragt wurden 750 Eltern mit Kindern bis zu einem Alter von 13 Jahren.

40 Prozent sehen sogar einen klaren Zusammenhang zwischen Impfungen im Kindesalter und der Zunahme von Allergien. Hier ortete Zwiauer einen „massiven Kommunikationsbedarf“. Nur 68 Prozent gaben an, den österreichischen Impfempfehlungen zu vertrauen. „Dieses Misstrauen ist in den letzten Jahren gewachsen“, erklärte Zwiauer. Auch die Interessengemeinschaft zwischen Ärzten und Pharmafirmen werde äußerst kritisch hinterfragt.

Ruf nach besserer Information

Impfentscheidungen dürften nicht aufgrund von Emotionalität und Irrationalität getroffen werden: „Das Wiederherstellen des Vertrauens ist wichtig, um Eltern zu überzeugen, ihre Kinder durch Impfungen zu schützen. Denn das Kind hat ein Recht auf die bestmögliche Behandlung“, so Zwiauer.

Auch Reinhold Kerbl, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde sah diese Entwicklung kritisch: „32 Prozent der Eltern glauben, es besser zu wissen als das nationale Impfgremium. Da müssen wir einfach noch besser informieren.“ Er empfahl noch innovativere und publikumswirksamere Informationsstrategien - etwa Plakatkampagnen. „Da pfuschen uns leider die Impfgegner vor allem im Internet sehr hinein.“

„Kinderkrankheiten haben Schrecken verloren“

Zwar würden sich die meisten Eltern wünschen, dass ihre Kinder gut geschützt sind, allerdings sei mit 78 Prozent ein Großteil der Befragten auch der Meinung, dass es gut ist, wenn Kinder auch einmal krank sind. „Kinderkrankheiten haben ihren Schrecken verloren“, sagte Zwiauer. Die Akzeptanz von Impfungen hänge aber nicht nur von der subjektiven Gefährlichkeit der Krankheit ab - so werde Influenza generell als risikoreich und ansteckend beurteilt, die Durchimpfungsrate ist aber eher gering. „Ein Faktor für die Entscheidung könnte die Unsicherheit der Eltern bezüglich der Zuverlässigkeit eines Impfstoffes sein“, vermutete Zwiauer.

Insgesamt fühlten sich 82 Prozent der befragten Eltern einigermaßen gut über das Thema Kinderimpfungen informiert, jedoch nur knapp ein Drittel bezeichnete den Wissensstand als sehr gut. Als wichtigste Informationsquelle dient das persönliche Gespräch mit dem Arzt, auch Broschüren, das Internet oder Zeitschriften werden gerne herangezogen. Etwa ein Drittel der Eltern würde sich allerdings mehr Informationen zu diesem Thema wünschen.

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