Reaktionen aus den Bundesländern

„Warnschuss“, „Riesenproblem“, „blaues Wunder“: Die Reaktionen auf das Ergebnis der Nationalratswahl aus den Ländern sind am Sonntagabend denkbar unterschiedlich ausgefallen. SPÖ und ÖVP ließen deutlich Selbstkritik durchklingen, die FPÖ freute sich über den „Denkzettel“ für SPÖ und ÖVP.

In Niederösterreich etwa sprach Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) von einem „sehr klaren und deutlichen Warnschuss“. Das „gegenseitige Hick-Hack und dieses ständige Streiten in einer Regierungskonstellation, ist mit Sicherheit, auch am heutigen Tag, abgestraft worden“, so Pröll. Er ließ auch durchblicken, dass er an der Regierungspartnerschaft mit der SPÖ festhalten wolle. „Es ist schon schwierig genug, zu zweit zu regieren, geschweige denn, wenn ein Dritter noch dazu kommt“ - mehr dazu in „Ständiges Hick-Hack abgestraft“ (noe.ORF.at).

Die Spitzenkandidatin der ÖVP in Niederösterreich, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), sieht das Ergebnis als Botschaft für Reformen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) freute sich trotz der Verluste für ihre Partei über Platz eins in einer „schwierigen Zeit“ - mehr dazu in Die Reaktionen der Spitzenkandidaten (noe.ORF.at).

Für Häupl Minus „nicht gut“

Als „nicht gut“ bezeichnete Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) das bundesweite Abschneiden seiner Partei. Nun müsse das Ergebnis analysiert werden. Dass der Wiener Dauerzankapfel, der Umbau der Mariahilfer Straße samt Fußgängerzone, für Stimmenverluste der SPÖ verantwortlich sein könnte, glaubt Häupl nicht.

„Da wollen wir nicht übertreiben, das hat den Verlust nicht ausgemacht.“ Der Wiener SPÖ-Spitzenkandidat, Sozialminister Rudolf Hundstorfer, hielt fest: „Der erste Platz ist der erste Platz, das war das erklärte Wahlziel.“ Allerdings sei das Minus „nicht schönzureden“ - mehr dazu in Häupl: „Minus nicht gut“ (wien.ORF.at).

Strache freut sich über „großen Schritt vorwärts“

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sprach von einem „unglaublich großen Schritt vorwärts“. Während sich die Koalitionsparteien in einer „Abwärtsspirale“ bewegen würden, befinde sich die FPÖ in einer „Aufwärtsspirale“. Sollte etwa die SPÖ wider Erwarten Koalitionsverhandlungen aufnehmen wollen, nannte der FPÖ-Obmann vorrangig die Einführung der „direkten Demokratie nach Schweizer Vorbild“ als Bedingung und warnte vor dem „Fehler“, den „Wahlgewinner“ zu ignorieren.

Von den Grünen, die sich das Wahlziel 15 Prozent gesteckt hatten, hieß es, man habe sich mehr erhofft. Das Ergebnis sei aber trotzdem das „beste grüne Ergebnis der Geschichte bei Nationalratswahlen“. Dafür müsse man den Wählern dankbar sein, sagte der Justizsprecher der Grünen, Albert Steinhauser. Auch die Wiener Grünen glauben nicht, dass das Reizthema „Mahü neu“ wahlentscheidend war - mehr dazu in Unterschiedliche Reaktionen aus Wien (wien.ORF.at).

Steirische FPÖ sieht „Denkzettel“ und „blaues Wunder“

In der Steiermark, wo die FPÖ stärkste Kraft wurde, fielen die Reaktionen bei den bisherigen „Reformpartnern“ SPÖ und ÖVP naturgemäß verhalten aus. Nun müsse man das Ergebnis analysieren und dann die richtigen Konsequenzen ziehen, sagte Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ). Sie sehe das als Zeichen, dass sich die Menschen eine andere Art der Regierung erwarten, dass sich die Menschen mehr Reformen erwarten, sagte die steirische Spitzenkandidatin, Justizministerin Beatrix Karl. „Ich sehe das einfach als Signal an eine nächste Regierung, große Reformen anzugehen.“

„Es ist wirklich ein blaues Wunder eingetreten, vor allem in der Steiermark, wo man sieht, dass die Menschen diese Art der Politik von Rot und Schwarz nicht goutiert haben“, sagte der steirische FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunsek. Mit diesem „Denkzettel für Rot und Schwarz“ müsse ein Umdenken einsetzen. Man habe in der Steiermark die richtigen Themen besetzt, das „war eine gemeinsame Leistung der FPÖ, und ich bin irrsinnig stolz darauf“ - mehr dazu in Reaktion der Spitzenkandidaten (steiermark.ORF.at).

Voves ortet ein „Riesenproblem“ der SPÖ

Der steirische SPÖ-Chef und Landeshauptmann Franz Voves meinte zum Landesergebnis seiner Partei: "Wir müssen traurig sein über den Beitrag, den die steirische SPÖ geleistet hat, ohne Zweifel. Ich sage, aufs Erste analysiert, nur, wir haben eine Riesenproblem“ - mehr dazu in “‘Reformpartnerschaft‘ nicht schuld (steiermark.ORF.at).

Prammer erwartet Regierungsauftrag

In Oberösterreich rechnet die dortige SPÖ-Spitzenkandidatin und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer damit, dass Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) erneut von Bundespräsident Heinz Fischer den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten werde. Jede einzelne Stimme, die man verliere, tue natürlich weh, „aber ich möchte schon auch in den Mittelpunkt stellen, dass wir nach wie vor die erste Kraft sind“. Ein Minus schmerze, „aber wir sind die Nummer eins“ - mehr dazu in Reaktionen auf das Wahlergebnis (ooe.ORF.at).

Darabos will „kämpfen“

Im Burgenland betonte Spitzenkandidat, Wahlkampfmanager und Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ), Faymann sei neben Franz Vranitzky der erste Bundeskanzler, der zweimal hintereinander „als Platz-eins-Sieger aus dem Feld gegangen ist“. Das sei eine „Herausforderung auch für die nächsten Jahre“ - mehr dazu in Reaktionen aus dem Burgenland (burgenland.ORF.at).

NEOS überrascht in Vorarlberg

In Vorarlberg war die Freude natürlich beim überraschend erfolgreichen NEOS groß. In der Heimatgemeinde von Spitzenkandidat Matthias Strolz, Dalaas im Bezirk Bludenz, erreichten die Neulinge fast 40 Prozent. ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner sprach von einer bitteren Stunde - mehr dazu in Reaktionen der Parteien nach der Wahl (vorarlberg.ORF.at).

Kärntner SPÖ sieht sich bestätigt

In Kärnten, wo die Sozialdemokraten entgegen dem bundesweiten Trend zulegen konnten, freute sich Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) über den „Ausreißer“ im positiven Sinn. „Es zeigt, dass wir mit dem Weg, den wir für Kärnten gewählt haben, in die richtige Richtung unterwegs sind. Es zeigt auch, dass der andere Wahlkampf, den wir für Kärnten gewählt haben, der richtige (war)“ - mehr dazu in Reaktionen auf das Ergebnis (kaernten.ORF.at).

Platter sucht den Fehler

„Wenn beide Regierungspartner verlieren, muss man sich ernsthaft Gedanken machen: Wo war der Fehler?“, fragt Tirols Landeshauptmann Günther Platter. Eine mögliche Antwort für ihn: mangelnder Reformeifer. Was mögliche Koalitionen angeht, ist für Platter klar: „Am ehesten wahrscheinlich ist die große Koalition.“ Es wäre aber ein Fehler, so weiterzumachen wie bisher. Eine Obmanndebatte in seiner Partei will er nicht. „Ich will keine Personaldiskussion. Ich will eine inhaltliche Diskussion“ – mehr dazu in „ÖVP braucht inhaltliche Diskussion“ (tirol.ORF.at).

Haslauer: „Leute haben diesen Stil satt“

In Salzburg meldete sich Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) kritisch zur Bundespolitik zu Wort. „Die Leute haben den Stil dieser Politik einfach satt, wenn Positionen einbetoniert sind. Sie wollen mehr Zusammenarbeit, gemeinsame Kraftanstrengungen für neue Lösungen. Die Gesellschaft ist auch offener geworden für neue Ideen. Es ist auch auf Bundesebene Zeit für einen Wechsel.“ Die Chefin der Salzburger Grünen, die in der Landesregierung vertreten sind, möchte ihre Partei auch auf Bundesebene in der Regierung sehen - mehr dazu in Keiner fühlt sich als Verlierer (salzburg.ORF.at).

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