Wieder mehr Masernfälle 2013

Sowohl in Österreich als auch in weiten Teilen Europas hat es 2013 wieder mehr Masernfälle gegeben. Das sei auf einen ungenügenden Durchimpfungsgrad zurückzuführen, berichten die Experten des Departments für Virologie der MedUni Wien in ihrer Virusepidemiologischen Information.

„Wie in vielen europäischen Ländern ist im Vorjahr die Zahl der Masernvirus-Infektionen in Österreich mit 79 EMS-gemeldeten (elektronisches Meldesystem; Anm.) Fällen im Vergleich zum Vorjahr (30 Fälle) wieder angestiegen, 43 davon wurden bei uns an der nationalen Masern/Röteln Referenzzentrale verifiziert“, so die Wiener Fachleute - mehr dazu in Ärzte warnen vor Masern (wien.ORF.at).

Ausbruch in Tirol und Niederösterreich

Bei einem Masernausbruch im Raum Kitzbühel/St. Johann in Tirol erkrankten im Februar/März 2013 vor allem Kinder und Jugendliche, deren Eltern zum Teil Impfungen sehr kritisch gegenüberstanden, so die Wiener Fachleute. Erstaunlicherweise sei gerade bei Personen mit hohem Bildungsniveau eine solche Impfskepsis abseits der Kenntnisnahme aktueller Zahlen oder eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse verbreitet. Das werde auch in anderen europäischen Staaten, zum Beispiel in Deutschland, beobachtet.

Bei einem zweiten Ausbruch in Niederösterreich hätte der erste an Masern Erkrankte das Virus im vergangenen Jahr gar „auf sieben Personen aus dem Rettungspersonal, Krankenpflegepersonal und Ärzten im Alter zwischen 23 und 62 Jahren“ übertragen. Die Fachleute weiter: „Bei drei dieser Patienten trat als Komplikation eine Pneumonie auf, die bei der ältesten Patientin lebensbedrohlich war und eine lange intensivmedizinische Behandlung erforderte.“

Durchimpfungsgrad zu gering

Der größte Teil der in Österreich Erkrankten hatte jedenfalls keinen Impfschutz. Die Wiener Virologen: Von den 79 Masernpatienten des Jahres 2013 im Alter von null bis 62 Jahren waren 42 Prozent sicher nicht geimpft, und bei 49 Prozent der Impfstatus unbekannt. Fast die Hälfte wurde hospitalisiert. Der Großteil der Erkrankungen (61 Prozent) entfiel auf die Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen,

Europaweiter Anstieg

Insgesamt wurde auch europaweit im vergangenen Jahr wieder ein Anstieg der Masernfallzahlen verzeichnet. Laut dem European Centre for Disease Control (ECDC/Stockholm) wurden bereits für den Zeitraum Jänner bis Oktober 2013 mit mehr 11.000 Fällen knapp 3.000 mehr Fälle gemeldet als im 2012. Mehr als 90 Prozent davon traten in Italien, Großbritannien, den Niederlanden, Rumänien und Deutschland auf. Große Ausbrüche gab es auch in Georgien, der Türkei und in der Ukraine.

Die Zahl der Masernerkrankungen hat beispielsweise im deutschen Bundesland Bayern im vergangenen Jahr mit 787 Fällen den höchsten Stand seit 2002 erreicht. 90 Prozent der Fälle wurden in Oberbayern erfasst, davon allein 306 im Stadtgebiet München. 2012 gab es in ganz Bayern lediglich 70 Masernfälle - zehnmal weniger als 2013.

Dreifach-Kombinationsimpfung MMR

Die Dreifach-Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) ist in Österreich im Gratiskinderimpfprogramm enthalten. Es wird die Gabe von zwei Dosen MMR-Impfstoff ab dem elften Lebensmonat empfohlen. Die zweite Teilimpfung sollte möglichst bald, frühestens jedoch vier Wochen nach der ersten Teilimpfung erfolgen. Fehlende MMR-Impfungen können in jedem Lebensalter nachgeholt werden.

Bei Erwachsenen sollte eine fehlende Immunität (Bluttest auf Antikörper) oder eine nicht vorhandene Dokumentation der MMR-Impfung (Impfpass, App) zum Nachholen der Immunisierung führen - wie bei Kindern mit zwei Dosen der Vakzine. Das gilt auch für Jugendliche. Derzeit ist diese Impfung in Österreich aufgrund der starken Masernvirusaktivität in Europa bis zu einem Alter von 45 Jahren über die Gesundheitsbehörden kostenfrei erhältlich.

Besonders wichtig ist die MMR-Impfung bei Frauen im gebärfähigen Alter - vor einer geplanten Schwangerschaft soll der Immunstatus überprüft werden. Allerdings sollten Frauen im gebärfähigen Alter ein Monat vor bis ein Monat nach der Impfung nicht schwanger werden. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Tritt der Fall einer Schwangerschaft kurz nach erfolgter Impfung ein, ist das kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.

„Masern sind kein Kinderspiel“

Die Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen sind in den allermeisten Fällen gering: Der MMR-Impfstoff gut verträglich. „Masern sind kein Kinderspiel. Ich habe mich an meine Kindheit erinnert und meine Mama gefragt. Wir sind fünf Geschwister gewesen - alle waren krank. Es hat lange gedauert, bis ich wieder in die Schule gegangen bin. Die Gefahr ist, dass man die Krankheit unterschätzt und als Kinderkrankheit abtut“, sagte unlängst Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) - mehr dazu in Stöger sagt Masern den Kampf an.

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