Arbeitslosigkeit auf Höchststand

Die Arbeitslosigkeit bleibt auf einem Höchststand. Inklusive der AMS-Schulungsteilnehmer waren Ende Oktober 410.854 Personen ohne Job, ein Plus von 21.699 Personen bzw. 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.

Nach nationaler Definition erhöhte sich die Arbeitslosenrate um 0,6 Prozentpunkte auf 8,7 Prozent, gab das Sozialministerium am Montag bekannt. Der aktuell verfügbare Wert der international vergleichbaren Arbeitslosenrate gemäß Eurostat-Berechnung wird für Österreich mit 5,7 Prozent angegeben, die Jugendarbeitslosenquote mit elf Prozent.

Grafik zur Arbeitslosigkeit im Oktober 2015

Grafik: ORF.at; Quelle: AMS/Sozialministerium

Die Zahl der Schulungsteilnehmer war im Oktober rückläufig, und zwar um 9,4 Punkte (7.404 Personen) auf 71.442 Personen. Je mehr Schulungsteilnehmer es gibt, desto niedriger ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen. Ohne Schulungsteilnehmer waren im Oktober 339.412 Personen ohne Arbeitsplatz. Das sind um 29.106 bzw. 9,4 Prozent mehr als zum Vergleichszeitpunkt des Vorjahres.

Zunehmende Dauer

Besonders auffallend ist die zunehmende Dauer der Arbeitslosigkeit: Im Schnitt dauerte die Jobsuche 126 Tage, ein Plus von 19 Tagen im Vergleich zum Oktober 2014. Die Zahl der Personen, die schon seit mehr als zwölf Monaten keinen festen Arbeitsplatz finden konnten, nahm um 29,8 Prozentpunkte zu. Bei den Älteren ab 50 Jahren waren 91.320 als arbeitslos vorgemerkt, das sind um 11.558 mehr als vor einem Jahr.

Keinen Anstieg gab es lediglich bei den Jugendlichen (15 bis 24 Jahre). 44.678 waren hier arbeitslos. Der Lehrstellenmarkt entwickelte sich weiterhin auseinander: Bei den Lehrstellensuchenden gab es einen Zuwachs von 7,3 Prozentpunkten auf 6.548 junge Menschen, gleichzeitig legte die Zahl der offenen Lehrstellen um 12,8 Prozentpunkte auf 4.185 zu.

Nach wie vor stieg die Arbeitslosigkeit bei Männern mit 10,1 Punkten stärker als bei Frauen mit 8,5. Nach Jobs aufgegliedert entwickelten sich der Handel sowie das Gesundheits- und Sozialwesen besonders schlecht. Die Zahl der arbeitslosen Handelsangestellten schnellte im Jahresvergleich um 4.563 Personen in die Höhe. Nach absoluten Zahlen gerechnet war auch der Tourismus alles andere als ein Jobmotor - hier legte die Zahl um 2.910 Arbeitslose zu.

Deutliches Ost-West-Gefälle

Auch bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist ein deutliches Ost-West-Gefälle zu beobachten. So kam in Tirol der Anstieg bei den vorgemerkten Arbeitssuchenden gegenwärtig zum Stillstand. In Vorarlberg und Salzburg lag die Zunahme mit 1,4 bzw. 3,3 Prozentpunkten deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Auch in Kärnten und in der Steiermark blieb die Zunahme mit 3,6 bzw. 4,8 Prozentpunkten moderat. In Niederösterreich waren dagegen Ende Oktober um 8,1 Prozentpunkte mehr Personen arbeitslos gemeldet, in Oberösterreich um 8,8, im Burgenland um 11,2 und in Wien um 17,4 Prozentpunkte.

AMS-Chef Kopf sieht „Aufhellung“

Es gibt aber auch erfreuliche Nachrichten. AMS-Chef Johannes Kopf verwies auf die „österreichweite Aufhellung der Konjunktur“ und der Arbeitsmarktsituation in Tirol und Vorarlberg, wo es unterm Strich sinkende Arbeitslosenzahlen gibt. Der bundesweit weiterhin starke Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Ausländern und Älteren sei auf den starken Zuzug und die Alterung der Bevölkerung zurück zu führen, so Kopf. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres suchten zusätzlich 6.716 Personen mit Asylstatus nach einem Job.

Hundstorfer: „Erste Anzeichen einer Entspannung“

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht trotz des Überschreitens der 400.000er-Marke „erste Anzeichen einer Entspannung“. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat sich im Herbst 2015 etwas verflacht, und die Zahl der unselbstständig Beschäftigten liegt Ende Oktober um rund 32.000 über dem Vorjahreswert. Insgesamt konnten in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres bereits 504.000 arbeitslose Personen wieder in eine neue Stelle vermittelt werden“, so der Minister. Er erwartet sich im kommenden Jahr - dank der am Freitag beim Arbeitsmarktgipfel beschlossenen Maßnahmen - eine Belebung der Wirtschaft.

Industrie will längere Höchstarbeitszeit

Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske forderte höhere Lohnabschlüsse, um die Kaufkraft zu stärken. Des Weiteren sollen die Überstunden reduziert werden. Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, wünschte sich eine „erweiterte tägliche Höchstarbeitszeit im Rahmen einer Gleitzeitvereinbarung“. Der ÖGB verwies auf die zu erwartenden positiven Effekte des Arbeitsmarktgipfels von Freitag.

Diese sei aber nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“ gewesen, relativierte NEOS. Die Grünen sehen den Gipfel als „planlosen Politaktionismus“. Für die Wirtschaftskammer hingegen war er ein „richtiger Schritt“. Die FPÖ wünschte sich ein „Notwehrpaket für den österreichischen Arbeitsmarkt, um den unkontrollierten Zugang auf diesen einzubremsen“. Der Wirtschaftsbund hätte gerne die Wirtschaft entlastet. Das Team Stronach ortete eine „Ohnmacht“ bei den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP.

Links: