Verhütung: Pille immer unbeliebter

Pille und Kondom sind nach wie vor die mit Abstand am häufigsten verwendeten Verhütungsmittel. Doch die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter, die die Pille nehmen, in den letzten Jahren stark rückläufig ist.

Setzten 2012 noch 45 Prozent der befragten Frauen auf die Pille, sind es nun nur noch 38 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse des Österreichischen Verhütungsreports 2015. Interessant ist, dass in diesem Zeitraum nicht nur der Prozentsatz der Pillenverwenderinnen zurückgegangen ist, sondern auch jener von Frauen, die auf wenig wirksame Methoden setzen. So sank der Prozentsatz der Frauen, die „Tage zählen“, von 8,9 auf 2,4 Prozent.

Für den Report, der am Donnerstag in Wien präsentiert wurde, hat das Meinungsforschungsinstitut Integral im Auftrag des auf Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung spezialisierten Gynmed Ambulatoriums gut 2.000 Männer und Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren befragt. Schon vor drei Jahren war eine derartige Erhebung durchgeführt worden.

Skepsis vor Verhütung mit Hormonen

Von den 1.010 befragten Frauen verhüten 36 Prozent nicht selbst. 7,5 Prozent nannten Sorge wegen Hormonen als Begründung. Weitere 5,3 Prozent verhüten aus demselben Grund „nicht hormonell“. Christian Fiala, Leiter der Gynmed Ambulanz, sieht dahinter die - sachlich nicht gerechtfertigte - grundsätzliche Befürchtung der Betroffenen, dass „Hormone nicht gut sein können für die Gesundheit“, wie der Gynäkologe vor Journalisten erläuterte.

Aus dem Verhütungsreport geht zugleich hervor, dass sich knapp drei Viertel der Befragten mehr Information zu dem Thema wünschen - und zwar vor allem durch den Arzt. Der wird allerdings nur für einen Teil solcher Beratungsgespräche entlohnt, wie Fiala und die Gesundheitspsychologin Petra Schweiger bemängelten.

Kosten mitentscheidend über Methode

Würden Krankenkassen auch Kosten für Verhütungsmittel übernehmen, dann würde sich gut die Hälfte der Befragten für eine andere und meist wirksamere Methode entscheiden, um Schwangerschaften zu verhindern, geht aus der Umfrage hervor. Eine Hochrechnung ergab nach den Worten Fialas, dass es dann 10.000 Schwangerschaftsabbrüche pro Jahr weniger geben würde. Deren Zahl liegt den Angaben zufolge - ebenfalls hochgerechnet - bei 35.000.

Was den Frauen die Pille, ist den Männern das Kondom: 46 Prozent verlassen sich auf diese als mäßig wirksam, weil pannenträchtig geltende Methode, um knapp drei Prozentpunkte weniger als 2012. Jeweils fünf Prozent nannten Vasektomie, „Aufpassen“ und den Verzicht auf vaginalen Geschlechtsverkehr als Methode ihrer Wahl. Die Vasektomie legte im Dreijahresvergleich um 1,4 Prozentpunkte zu.

Mehr als ein Viertel verhütet nicht

29 Prozent der befragten Frauen und 26 Prozent der Männer gaben an, nicht zu verhüten. Für den Großteil von ihnen - es betrifft hauptsächlich sehr junge Leute - ist es obsolet, weil sie keinen Geschlechtsverkehr haben. Bereits am zweithäufigsten wurde die Abneigung gegen Hormone als Begründung genannt, dann die Wechseljahre und an vierter Stelle, nämlich von drei Prozent der Befragten, der Wunsch nach einem Kind.

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