Bedenken gegen Radfahrer im Wald

Während die Naturfreunde Österreich am Wochenende für eine generelle Öffnung aller Forststraßen für Radfahrer demonstrieren, haben am Mittwoch Waldbesitzer und Tierschützer ihre Bedenken angemeldet.

Ob Waldpflegemaßnahmen, Durchforstung, Holzernte, das Setzen von Pflanzen, der Schutz vor Naturgefahren, Jagdbetrieb oder der Bau von Forststraßen, täglich sind Tausende Menschen damit beschäftigt, diese Aufgaben zu erledigen. „Die Arbeiter im Wald müssen auf ihre eigene Sicherheit achten und einen Gehörschutz tragen, der aber dazu führt, dass sie Hintergrund- und Nebengeräusche und daher auch mögliche Rufe schlecht hören“, sagte Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreichs.

Hohes Unfallpotenzial

Bei einer undifferenzierten Öffnung der Forststraßen für weitere Nutzergruppen würde sich das ohnehin schon vorhandene Gefahrenpotenzial deutlich vergrößern. Es wäre unzumutbar und unmöglich, ständig auf Sportler aufpassen zu müssen. Peter Konrad, Präsident des Österreichischen Forstunternehmerverbandes: „Die Gefahren am Arbeitsplatz Wald dürfen nicht unterschätzt werden.“ Das habe vor Kurzem ein tragischer Vorfall in der Steiermark gezeigt. In Frohnleiten bei Graz wurde ein Radfahrer von einem Baum getroffen und tödlich verletzt. Der Pensionist hatte versucht, eine wegen Holzschlägerungsarbeiten gesperrte Straße zu passieren.

Herbert Hengstberger, Vertreter der heimischen Holztransportunternehmen, meinte, dass nur eine intelligente Ausweisung von Radstrecken sicherstelle, dass der Transport unfallfrei abgewickelt werden kann. Bei einer generellen Öffnung von Forststraßen für Mountainbiker könnte man die Abfuhr des Rohstoffes nicht mehr in dieser Form umsetzen.

Vorschub für Querfeldeinfahren

Für die Landwirtschaftskammer geht die Forderung nach einer generellen Öffnung aller Forststraßen völlig am Bedarf vorbei. Denn sportbegeisterte Mountainbiker würden gar nicht auf Schotterstraßen, sondern querfeldein durch den Wald fahren wollen. Dagegen würden sich nicht nur die Waldbesitzer, sondern auch Wanderer und Wildtierexperten aussprechen.

Es zeige sich im Tourismus, dass der Ausbau von MTB-Routen vor allem im Bereich der „Singletrails“ (Wanderwege) passiert. Über „Trailparks“ werden Mountainbike-Zentren, zum Beispiel Saalbach und der Semmering, forciert und gestärkt. „Eine generelle Öffnung der Forststraßen würde dem Querfeldeinfahren durch den Wald unnötig Vorschub leisten, weil die Forststraßen dann zum Bergauffahren, aber die Wanderwege für die Abfahrt genutzt werden“, so Franz Titschenbacher, Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer.

Tierschützer kritisch

Johannes Wohlmacher, Präsident des Österreichischen Forstvereins, verwies in einer Stellungnahme auf 100.000 Unterschriften der Initiative „Sicherheit im Wald für alle“. Diese spricht sich für einen bedarfsorientierten Ausbau von Mountainbike-Strecken im Wald, aber gegen eine generelle Öffnung der Forststraßen aus. Laut einer GfK-Umfrage wären 87 Prozent der Österreicher dafür, dass Mountainbiken nur auf eigens dafür gekennzeichneten Routen erlaubt sein soll.

BIOSA, BirdLife und Naturschutzbund stehen einer generellen Öffnung ebenfalls kritisch gegenüber. Die Biker würden für zusätzliche Stressfaktoren im Wald sorgen, worunter viele Tierarten leiden würden. Nur gezielte Lenkungsmaßnahmen und vertragliche Lösungen auf regionaler Ebene könnten zu brauchbaren und nachhaltigen Lösungen führen. „Sensible Vogelarten wie etwa Raufußhühner werden in ihren Brutgebieten zusätzlich gestört, denn Freizeittourismus zieht mancherorts schon hohe Belastungen für Wildtiere nach sich“, meinte Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer von BirdLife Österreich.

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