Sigi Maron ist tot

Der „angry old man“ der österreichischen Musik ist tot. Sigi Maron starb am Montag 72-jährig in Baden. Als politischer Liedermacher war er nicht nur in Österreich angesehen.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er mit der Ballade „Geh no ned furt“ und der Mitwirkung an der ORF-Klamaukserie „Tohuwabohu“ bekannt. Wegen schweren gesundheitlichen Problemen musste er teils langjährige Bühnenpausen einlegen, das hinderte ihn aber nicht daran, gegen Gott und die Welt anzusingen.

Sigi Maron

ABA/Rubra

Sigi Maron

Bekannt druch Arena-Besetzung

Maron begann sein musikalisches Schaffen in den 60ern als Sänger und Gitarrist der Tanzband „The Bats“. Anfang der 70er Jahre trat Maron als Solokünstler auf, bei der Besetzung des Auslandsschlachthofs in Wien St. Marx, der Arena, trat er ebenso in Erscheinung wie kurz später beim Protest gegen das Kernkraftwerk Zwentendorf.

Auf "Laut & Leise“ aus dem Jahr 1978 sollten dann einige der Songs entstehen, mit denen Maron in die österreichische Popgeschichte einging. Bei „Da Hausmasta“ brachte er den Alltag im Wiener Gemeindebau den Punkt, die „Ballade von ana hoatn Wochn“ ist vielleicht das vulgärste wie umfassendst anstimmbare Protestlied aus heimischer Feder überhaupt.

Ö3-Hit und „Tohuwabohu“

In den 80er Jahren arbeite Maron zunächst mit dem englischen Liedermacher Kevin Coyne und dessen Produzenten Bob Ward zusammen. Aus der Kollaboration mit Konstantin Wecker sollte sich danach sein größter kommerzieller Erfolg entwickeln: Aus dem Album „Unterm Regenbogen“ wurde der Anti-Suizid-Song „Geh no ned furt“ später noch einmal neu aufgenommen und entwickelte sich zum Radiohit: Wochenlang hielt sich die Nummer 1985 in den heimischen Charts.

Neben seinem musikalischen Wirken trat er ab 1990 auch in der ORF-Klamaukserie „Tohuwabohu“ auf. Ironie des Schicksal: Ein anderer Großer des Fernsehhits, wenn auch auf in einem völlig anderer Genre, trat am selben Tag ab: Ossi Komann verstarb ebenfalls am Montag – mehr dazu in oesterreich.ORF.at

Comeback nach langer Abwesenheit

1997 kehrte Maron, der seit einer Kinderlähmungserkrankung in der Jugend auf einen Rollstuhl angewiesen war, wegen schwerer gesundheitlicher Probleme der Musik den Rücken. 2010 kehrte er überraschend zurück. Nachdem er die Krankenkassen mit seinen Behandlungen alleine in die roten Zahlen geritten hätte, wäre das wieder möglich, sagte er augenzwinkernd. Mit den Rocksteady Allstars verpasste er seinen Songs ein bisschen Reggae-Feeling, textlich ging es aber zur Sache wie zuvor.

Keine Schnörkel

Auf dem Comebackalbum „Es gibt kan Gott“ nahm sich Maron wieder kein Blatt vor den Mund und sang gegen Gott, die Welt - und Novomatic. Alterswut statt Altersmilde war nach wie vor die Parole. Auch auf den zwei Livealben, darunter das im Radiokulturhaus mitgeschnittene „Es is net ollas ans“ rechnete Maron mit allem ab, was ihm unterkam und das immer recht deftig, immer ohne Schnörkel und Verklausulierungen.

Es folgte das Album „Dynamit und Edelschrott“ mit dem er sich auf Abschiedstournee begab. Nebenbei kandidierte Maron mehrfach für die KPÖ - und eckte dort, wie er selbst meinte, auch immer wieder an. Mit Maron verliert die heimische Popszene einen, der den Jungen vor allem eines mitgeben hätte können: Erdung und ein Gespür für gesellschaftliche Realitäten und den Mut, Dinge sehr direkt auszudrücken.

Christian Körber, ORF.at

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