Schneefelder: Bergrettung warnt

Die Bergrettung hat vor Gefahren durch Schneefelder gewarnt. „Wir appellieren, lieber einmal öfter umzudrehen als einmal zu wenig“, sagte Matthias Cernusca, Vizepräsident des Bundesverbands der Bergrettung zur APA.

„Die Schneelage ist heuer relativ hoch im Vergleich zu den vergangenen Jahren“, sagte Cernusca. Das bestätigte auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Demnach befinden sich in vielen Regionen Österreichs oberhalb von 1.500 Metern noch viele Schneefelder. Oberhalb von 2.000 Meter Seehöhe liegen laut ZAMG 50 bis 100 Zentimeter mehr Schnee als in einem durchschnittlichen Mai.

Gefahr durch Fehleinschätzung

Wer wandern geht, „sollte ganz besonders aufpassen, weil Schneefelder sehr hart sein können. Wenn man ausrutscht, kann man sich nicht mehr halten und erreicht Geschwindigkeiten, die jenen eines freien Falls ziemlich ähnlich sind“, warnte Cernusca. Umdrehen sei eine Sache des Kopfes. Bergsteiger hätten „ein Ziel, sie wollen zur Hütte, den Gipfel erreichen“.

Wenn auf dem Weg „auf einmal ein Schneefeld kommt, dem man nicht gewachsen ist, sollte man verzichten, auch wenn es schwerfällt“, appellierte der Bergretter. Viele würden sich bei „ein paar Metern Schnee“ nichts denken. Doch „eine drei Meter breite Schneerinne ist ausreichend für einen schweren Unfall“, sagte Cernusca. „Auch wenn man glaubt, man kommt leicht drüber, das ist eine Fehleinschätzung. Man rutscht aus, obwohl es nur noch ein Meter wäre.“ Für das sichere Überqueren von Schneefeldern „ist die richtige Ausrüstung - Steigeisen, Pickel und Helm - erforderlich“.

Noch geschlossene Schneedecke über 2.000 Meter

Durch den vielen Schnee sind auch Ende Mai noch viele Versicherungen von Wanderwegen oder auch Klettersteige mit Schnee bedeckt. „Allein auf der Rax hatten wir heuer bereits fünf Einsätze, weil Bergsteiger die Versicherung nicht mehr finden konnten“, sagte Cernusca. Er rät Wanderern, sich auf jeden Fall im Voraus darüber zu informieren, ob auf der gewählten Route noch Schnee liegt. Ist dies der Fall, muss man „umdrehen, auch wenn es schwerfällt, wenn man sich extra freigenommen hat“, sagte der Bergretter. „Viele unterschätzen den Schnee, können mit der Situation nicht umgehen“, berichtete Cernusca.

Nach Angaben der ZAMG gibt es ab etwa 2.000 Metern größtenteils noch eine geschlossene Schneedecke. Besonders viel Schnee liegt etwa noch auf der Wetterstation auf der Villacher Alpe auf 2.117 Meter Seehöhe. Sind es in einem durchschnittlichen Mai etwa 64 Zentimeter Schnee, liegen dort aktuell 115 Zentimeter. Bei der Wetterstation Rudolfshütte in den Hohen Tauern in Salzburg sind es auf 2.317 Metern noch 316 Zentimeter Schnee. Im Schnitt liegen dort im Mai 241 Zentimeter. Beim Sonnblick-Observatorium auf 3.105 Metern liegen mehr als fünf Meter Schnee, in einem durchschnittlichen Mai sind es 4,30 Meter.

Es wird kühl und feucht

Ein Tiefdruckgebiet über Skandinavien und ein Tiefdruckgebiet über Italien sorgen in den nächsten Tagen im Alpenraum für feuchtes und kaltes Wetter. Die Schneefallgrenze liegt meist zwischen 1.500 und 1.800 Meter Seehöhe. Auf den Bergen fallen bis Donnerstag in der Früh ungefähr 30 bis 70 Zentimeter Neuschnee, in hochalpinen Lagen können es auch rund 100 Zentimeter Neuschnee sein.

In tiefen Lagen regnet es in den nächsten Tagen kräftig. In vielen Regionen kommen bis Donnerstag in der Früh 20 bis 60 Liter pro Quadratmeter zusammen. In den Nordseiten der Alpen sind es sogar 60 bis 90 Liter pro Quadratmeter und vereinzelt knapp über 100.

Am Donnerstag, dem Feiertag, beruhigt sich das Wetter allmählich. Der Fenstertag, Samstag und Sonntag bringen zumindest zeitweise freundliches, aber nicht durchgehend stabiles Wetter. Derzeit sieht es nach einer Mischung aus Sonne, Wolken und stellenweise Regenschauern aus.

Links: