Fast jeder fünfte Lehrling fällt durch

Nicht genügend heißt es bei der Lehrabschlussprüfung bei fast jedem fünften Lehrling. Von den 57.511 Lehrlingen, die im vergangenen Jahr angetreten waren, fielen 10.071 Kandidaten durch. Immerhin bestanden über 6.500 mit Auszeichnung. Doch bei den Malern und Anstreichern muss jeder Dritte noch einmal antreten.

Bei 23 Lehrberufen gab es sogar Durchfallsraten von über 30 Prozent, wie die Lehrabschlussprüfungsstatistik für 2011 zeigt. Vor allem Gewerbe- und Handwerksbetriebe, in denen jeder dritte Lehrling ausgebildet wird, sind anfällig. 2011 wies die Sparte Gewerbe und Handwerk die mit Abstand höchste Durchfallsrate auf.

Auch die Tourismusbranche gehört zu den Sorgenkindern. Die Erfolgsquote von Lehrlingen bei Banken und Versicherungen sticht dagegen positiv hervor: Im Schnitt schaffen da 92,4 Prozent die Prüfung auf Anhieb. Bei der Lehre zu Bankkauffrau oder Bankkaufmann fällt nur jeder 30. durch.

Durchfallsrate gestiegen

In den letzten dreißig Jahren stieg die Zahl der Erfolglosen konstant. Aktuell liegt die Erfolgsquote bei nur noch 82,5 Prozent. Auffallend ist, dass zwar über zehntausend Lehrlinge durchfallen, aber jährlich nur etwas mehr als 4.000 zur Wiederholungsprüfung antreten. Damit werfen fast 6.000 Lehrlinge das Handtuch. Dazu kommen noch jene, die erst gar nicht zur Prüfung antreten. Das Problem: Diejenigen, die sich von vornherein nicht zur Lehrabschlussprüfung anmelden, scheinen in der Statistik der Wirtschaftskammer nicht auf.

Abschlussprüfung „kein Muss“

Die beiden Sozialpartner Arbeiterkammer (AK) und Wirtschaftskammer (WKÖ) wollen nun genaue Zahlen erheben, wie viele Lehrlinge mangels Erfolgschancen nicht zur Prüfung antreten. Schätzungen zufolge sind es jedes Jahr drei-, viertausend, andere Schätzungen gehen von bis zu zehn Prozent aus. Zusammen mit denen, die durchfallen, steht also rund ein Fünftel am Ende der Lehre ohne Abschluss da.

„Die Lehrabschlussprüfung ist kein Muss“, betonte der zuständige WKÖ-Referent Alfred Freundlinger gegenüber der APA. Man habe auch ohne Prüfung seine Lehrzeit abgeschlossen. In den meisten Kollektivverträgen (KV) gibt es zwar einen Lohnunterschied, teilweise ist er aber nur gering. In einigen KVs wird überhaupt nicht unterschieden, ob jemand die Prüfung abgelegt hat oder nicht.

Geringer Unterschied zu Hilfsarbeitern

Für AK-Lehrlingsexpertin Edith Kugi-Mazza ist der geringe Gehaltsunterschied zwischen Hilfs- und Facharbeitern einer der Gründe für die schwachen Ergebnisse, wie sie auf APA-Anfrage sagte. Es gehe darum, die Lehrlinge zu motivieren, zur Prüfung zu gehen, weil sie sonst für die weitere Berufslaufbahn auf verlorenem Posten stehen. Warum so viele durchfallen oder nicht antreten, sei schwierig herauszufinden. Oft liege es an den Lehrlingen selbst oder an den jeweiligen Betrieben. Man müsse sich jeden Lehrberuf einzeln ansehen, so Kugi-Mazza.

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