Unterdurchschnittliche Weinernte erwartet

Die Weinbauern erwarten heuer eine „unterdurchschnittliche Weinernte“. Winterfrost, Spätfrost im Mai und massive Hagelschäden haben den Winzern abermals einen Strich durch die Rechnung gemacht und Schäden in der Höhe von rund 22 Mio. Euro verursacht.

Weinbauverband-Präsident Josef Pleil rechnet mit zwei bis 2,2 Millionen Hektoliter (hl), davon 0,6 Mio. hl Rotwein und 1,4 bis 1,6 Mio. hl Weißwein. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche Ernte liegt bei ungefähr 2,6 Mio. hl.

Preise sollen moderat steigen

Pleil empfahl den Weinbauern die Preise nicht zu stark anzuheben, um nicht weiter Marktanteile im Preiseinstiegssegment zu verlieren. Eine Preiserhöhung um 50 Cent pro Flasche im Handel, könne bis zu 50 Prozent weniger Umsatz bedeuten, erklärte er am Montag. Unter drei Euro gebe es nahezu keinen heimischen Wein mehr in den Supermarktketten. Im Topsegment seien Preiserhöhungen um drei Euro hingegen egal und würden nicht zu einem Umsatzrückgang führen.

Der Chef der Österreich Wein Marketing (ÖWM), Willi Klinger, berichtete von weiteren Erfolgen für den österreichischen Wein im Ausland. Im 1. Quartal seien die Exporterlöse bei gleichbleibender Menge um sechs Prozent gestiegen. „Kein Wein wird mehr verschleudert“, freut sich der ÖWM-Chef. Bei deutlich höheren Weinernten könnten die Exporte dann von derzeit rund 126 Mio. auf 150 Mio. Euro pro Jahr steigen.

Neues Modell zur ÖWM-Finanzierung

Die Weinbauern und Winzer haben sich auf ein neues Modell zur Finanzierung der ÖWM geeinigt. Ab 2014 sollen auch die Winzer - wie derzeit schon die Händler - einen Marketingbeitrag pro Liter zahlen und nicht pro Hektar. Erstmals dabei sind die Sektproduzenten. Pleil erwartet eine Novelle des AMA-Gesetzes im Herbst, bei der eine Zweidrittelmehrheit notwendig ist.

Frost- und Hagelschäden bei 22 Mio. Euro

Die Schäden durch Frost im heimischen Weinbau betragen heuer laut Österreichischer Hagelversicherung rund 14 Mio. Euro und durch Hagel rund acht Mio. Euro. Vor allem der Spätfrost in der Nacht vom 17. auf 18. Mai mit bis zu minus fünf Grad Celsius habe massive Schäden verursacht. Betroffen waren das nördliche Weinviertel (Pulkautal), aber auch die anderen Teile Niederösterreichs sowie das nördliche und mittlere Burgenland.

Insgesamt wurden über 6.000 Hektar durch Frost beschädigt, wobei laut Hagelversicherung bei 4.000 Hektar - ungefähr ein Zehntel der Gesamtfläche - „praktisch ein Totalausfall“ zu verzeichnen war. Betriebe mit „Nullernte“ - etwa im Pulkautal - müssen heuer laut Pleil eine komplette Ernte an Weintrauben zukaufen, um ihre Kunden mit Rebensaft zu beliefern. In Österreich bewirtschaften rund 20.000 Weinbauern derzeit etwa 46.000 Hektar Rebfläche.

„Außergewöhnliche Qualität“ erwartet

In den unbeschädigten Weingärten gibt es heuer laut dem Weinbauverband-Präsident eine Ernte von „außergewöhnlicher Qualität“. „Wenn die Witterung nicht massiv umschlägt, sind mit dem Weinjahrgang 2012, wie immer in früh heißen und trockenen Jahren, Weine zu erwarten, die sich vollreif präsentieren und von höheren Alkoholwerten sowie geringerer Säure geprägt sind“, beschreibt Pleil den heurigen Wein.

Der rasche Austrieb und die Trockenheit im Frühjahr sowie die Hitze im Sommer bei ausreichendem Niederschlag hätten zu einem Reifevorsprung geführt. Dadurch werde es heuer im Vergleich zu den Vorjahren auch eine sehr frühe Weinernte geben.

Kritik an Anbau-Liberalisierung

Erneut warnte Pleil vor einer Liberalisierung der Weinauspflanzungsrechte, wie von der EU-Kommission ab 2015 vorgesehen. Derzeit darf Wein nur in bestimmten Gebieten angebaut werden, zudem ist die Fläche begrenzt. Bereits 14 Weinbauländer in der EU - darunter Österreich - hätten sich gegen die Reform ausgesprochen. Traditionelle Weinanbaugebiete, wie etwa die Wachau, sind laut Pleil durch eine Liberalisierung gefährdet. Weinbau in Hanglagen werde generell unrentabel, weil es dann Billigkonkurrenz durch neue Weinflächen in Gunstlagen gebe.

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