Kirchenaustritte gehen leicht zurück

Die Austrittswelle bei den Katholiken flacht weiterhin ein wenig ab, bleibt aber auf hohem Niveau: 2012 verließen 52.425 Personen die Kirche, berichtete Kathpress am Dienstag. Das bedeutet einen Rückgang um rund 11,2 Prozent gegenüber 2011 (59.023).

Somit gibt es derzeit 5,36 Millionen Katholiken in Österreich, Ende 2011 waren es noch 5,4 Millionen. 4.483 Personen wurden im vergangenen Jahr neu oder wieder aufgenommen. Bei den Angaben handelt es sich um vorläufige Zahlen. Kleinere Korrekturen - vor allem bei den Neu- oder Wiedereintritten - seien noch zu erwarten, hieß es laut Kathpress.

Grafik Zahl der Kirchenaustritte seit 1981

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Einen Höhepunkt erreichten die Austritte 2010, nachdem zahlreiche Missbrauchsfälle, die teils vor Jahrzehnten stattgefunden hatten, bekannt geworden waren. Damals kehrten 85.960 Personen der Kirche den Rücken, im Jahr darauf waren es 58.023. Mit den im vergangenen Jahr 52.425 Austritten liegt die Kirche allerdings noch immer leicht über dem Niveau von 2004, nachdem der Sex-Skandal im Priesterseminar St. Pölten publik geworden war.

Größter Beruhigung in Diözese Eisenstadt

Die Diözese Eisenstadt hat mit 24 Prozent den relativ größten Rückgang bei den Kirchenaustritten im vergangenen Jahr zu verzeichnen: 1.133 Mitglieder verließen dort 2012 die Institution. In der Erzdiözese Salzburg traten 3.800 Personen aus, der Rückgang betrug somit 22 Prozent. In der Diözese Gurk-Klagenfurt waren es 2.938 Austritte (minus 21 Prozent), in der Diözese Feldkirch 2.629 (minus 19 Prozent).

Grafik Zahl der Kirchenaustritte nach Bundesland

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In der Diözese Innsbruck traten 3.271 Personen aus (minus 14 Prozent), in der Diözese Linz waren es 7.886 Personen (minus 15 Prozent), in der Diözese Graz-Seckau 9.547 Personen (minus zehn Prozent). In der Erzdiözese Wien traten 16.217 Personen aus, was nur einen leichten Rückgang von vier Prozent bedeutet. Mit 5.004 Austritten (minus zwei Prozent) beruhigte sich die Lage in der Diözese St. Pölten am wenigsten.

Schönborn: Österreich bleibt christlich geprägt

Auch wenn die Zahl der Kirchenmitglieder in Österreich langsam sinkt, bleibe Österreich weiterhin ein christlich geprägtes Land, kommentierte Kardinal Christoph Schönborn. Jeder einzelne Austritt sei schmerzlich, 5,36 Millionen Katholiken seien aber immer noch eine beachtliche Größe und auch bei weitem nicht die gesamte christliche Realität in Österreich - mehr dazu in Jeder Austritt „schmerzlich“ (wien.ORF.at).

Kirchenbudget bei knapp 500 Mio. Euro

Das Gesamtbudget der katholischen Diözesen betrug im Jahr 2011 knapp 500 Millionen Euro, wie aus dem Gebarungsübersicht der katholischen Diözesen hervorgeht. Gegenüber 2010 ist ein Rückgang von 498,6 auf 495,9 Millionen Euro festzustellen. Der Großteil der Einnahmen (399,4 Millionen Euro) stammt aus dem Kirchenbeitrag.

Die Ausgaben machten laut offizieller Übersicht 490,6 Millionen Euro aus, wobei die Personalkosten mit 300,2 Millionen Euro den Löwenanteil darstellen. Die Bau- und Erhaltungskosten beliefen sich demnach auf knapp 49,8 Millionen Euro, der Sachaufwand auf 140,5 Millionen Euro.

Priesterzahlen stabil

Die Zahl der Priester ging laut der aktuellen Kirchenstatistik 2011 von 4.066 im Jahr 2010 auf 4.035 im Jahr 2011 leicht zurück. Während die Zahl der ständigen Diakone von 625 auf 628 wuchs, sank die Zahl der Ordensbrüder von 516 auf 514, jene der Ordensschwestern von 4.381 auf 4.280.

Das Netz von Pfarrgemeinden blieb dicht: Mit insgesamt 3.047 Pfarren sowie 1.279 weiteren Seelsorgestellen gab es 2011 keine nennenswerten Veränderungen gegenüber 2010 (die Zahl der Pfarren hat leicht zugenommen, jene der Seelsorgestellen abgenommen).

Zunahme bei Taufen

Während bei den Taufen in Plus zu verzeichnen ist, ging die Zahl der sonntäglichen Messbesucher wie auch schon in den Vorjahren weiter zurück.

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