Bilanz nach zehn Jahren Universitätsgesetz

Am 1. Jänner 2004 ist das zuvor lange umstrittene Universitätsgesetz (UG) in Kraft getreten. In den zehn Jahren seither hat sich an den Unis einiges verändert: Die Zahl der Studenten und der Absolventen ist stark gestiegen. Auch die Zahl der Wissenschaftler an den Unis hat seit damals zugenommen - allerdings vor allem durch Drittmittel.

Laut Unidata, der Statistikdatenbank des Wissenschaftsministeriums, ist die Zahl der Studenten seit dem Studienjahr 2004/05 - inklusive Donauni Krems - von 210.000 auf 299.000 im Wintersemester 2012 angewachsen. Das entspricht einem Plus von über 40 Prozent. Die Zahl der Studienanfänger stieg im gleichen Zeitraum von rund 31.900 auf 44.600, das ist ebenfalls ein Plus von 40 Prozent.

Umstellung von Diplom auf Master

Ein Zuwachs von gleich 50 Prozent ist bei den Absolventen zu verzeichnen: Die Zahl der Erstabschlüsse stieg von 18.100 auf 27.400 (Studienjahr 2011/12). Das dürfte zu einem guten Teil in der Umwandlung vieler Studien vom Diplomstudium auf das Bachelor-/Mastersystem begründet sein, das Erstabschlüsse in kürzerer Zeit ermöglicht.

Gleichzeitig hat es auch einen Personalzuwachs gegeben - interessanterweise aber vor allem beim allgemeinen, also nicht wissenschaftlichen Personal. Dessen Zahl nahm in Vollzeitäquivalenten von 11.100 im Wintersemester 2005 (erste verfügbare Zahl in den Wissensbilanzen) auf 14.000 zu, das entspricht einer Zunahme um rund 2.900 Personen oder rund 26 Prozent.

Geringes Plus beim wissenschaftlichen Personal

Weniger stark war das Plus beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal: Dessen Zahl (ebenfalls in Vollzeitäquivalenten) wuchs im gleichen Zeitraum von rund 18.700 auf 20.100, also um 1.400 Personen oder rund acht Prozent. Dieses Wachstum geht vor allem auf das Konto jener Wissenschaftler, die über Drittmittel finanziert werden.

Das sind vor allem Forscher, die über zeitlich befristete Projekte des Wissenschaftsfonds (FWF) oder der EU bzw. für Auftragsforschung von Unternehmen beschäftigt sind. Ihre Zahl stieg von 4.800 auf 5.900, also um 1.100 Personen oder 23 Prozent. Damit machen sie auch in absoluten Zahlen einen Großteil des Zuwachses bei der Gesamtzahl der Wissenschaftler von 1.400 Personen aus.

Zuwachs von knapp vier Prozent

Diese Entwicklung lässt sich auch aus einem anderen Indikator ablesen - nämlich aus der Zahl des Stammpersonals an den Unis. Dieses beinhaltet etwa keine externen Lektoren und keine nur über Drittmittel beschäftigte Personen. Hier beträgt der Zuwachs nur noch knapp vier Prozent - von 11.400 auf 11.800 Personen.

Dementsprechend hat sich auch das durchschnittliche Betreuungsverhältnis erheblich verschlechtert: 2005 kamen auf einen Professor noch 101 Studenten, 2012 waren es bereits 133. Im gleichen Zeitraum verschlechterte sich das zahlenmäßige Verhältnis von Studenten pro wissenschaftlichen Mitarbeiter (ohne Drittmittelfinanzierte) von 1:15 auf 1:25.

Montanuni, BOKU und TU als „Drittmittelkaiser“

Die Montanuni Leoben, die Technische Universität (TU) Graz und die Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien sind jene Unis, deren Budget verhältnismäßig am stärksten aus Drittmitteln finanziert wird. Die Montanuni kam 2011 etwa auf einen Drittmittelanteil am Budget von rund 38 Prozent, TU Graz und BOKU liegen bei etwa 30 Prozent. Der Schnitt aller Unis beträgt rund 20 Prozent.

Auf die geringste Drittmittelfinanzierung kommen laut einer Studie des Forschungsrats die Kunstunis. Ebenfalls unterdurchschnittliche Drittmittelquoten weisen die Veterinärmedizinische Universität (Vetmeduni), die Wirtschaftsuniversität (WU) und die Uni Graz mit Werten um die zehn Prozent auf. Auf die in absoluten Zahlen höchsten Werte bei den eingeworbenen Drittmitteln kommen die Medizinuni Wien mit rund 82 Millionen Euro im Jahr 2011, gefolgt von der Uni Wien und der TU Wien mit je 70 Millionen Euro.

Drittmittel stammen nicht vom Bund

Drittmittel sind Mittel, die die Unis nicht als Globalbudget vom Bund bekommen, sondern etwa aus öffentlichen Forschungsförderungsprogrammen (in Österreich vor allem vom FWF) oder durch Auftragsforschung von Unternehmen einwerben.

Ein Blick in die Wissensbilanzen bzw. Leistungsberichte der Unis zeigt außerdem: Die meisten Hochschulen haben zwischen 2005 und 2012 die eingeworbenen Drittmittel in etwa verdoppelt, die Uni Wien sogar verdreifacht. Im gleichen Zeitraum stieg das vom Bund zugewiesene Globalbudget nur um rund 25 Prozent.

Link: