E-Control: Keine Gasknappheit zu erwarten

Trotz der Verschärfung der Krise zwischen Russland und der Ukraine ist in Sachen Gasversorgung in der EU derzeit kein Engpass zu erwarten, so der Energieregulator E-Control. Durch Investitionen von 20 bis 25 Mio. Euro in die europäische Gasinfrastruktur könnte die Unabhängigkeit von einzelnen Gaslieferanten zudem weiter erhöht werden.

50 Prozent des russischen Gases fließen über die Ukraine - der Rest in erster Linie über die North-Stream-Pipeline und Weißrussland. Auch wenn es trotzdem vorübergehend zu einem Engpass bei aus der Ukraine geliefertem Gas kommen sollte, seien keine Schwierigkeiten zu erwarten, so E-Control-Chef Walter Boltz. „Eine unmittelbare Bedrohung ist nicht da.“ Dabei helfe, dass Gas dank technischer Neuerungen inzwischen in beide Richtungen durch die meisten Leitungen strömen kann.

Keine längeren Lieferausfälle zu erwarten

Was die Versorgung im Winter gefährden könnte, sind längere Lieferkürzungen - um die 14 Tage - ab jetzt. Dann würden die Speicher über den Sommer nicht so stark aufgefüllt werden können, wie in Normaljahren für die kalten Wintermonate. Die Großhandelspreisentwicklung zuletzt lasse laut Boltz aber keineswegs darauf schließen, dass die Händler mit längeren Lieferkürzungen rechnen würden.

Gasspeicher stark ausgebaut

Auch dass die Gasspeicherkapazitäten seit den beiden vergangenen Gaskrisen 2006 und 2009 stark ausgebaut wurden, gebe Sicherheit, sagte Boltz Montagabend vor Journalisten in Wien. In Österreich gibt es Speicherkapazitäten von 8,1 Milliarden Kubikmeter. Der Verbrauch lag im vergangenen Jahr bei 7,8 Milliarden Kubikmeter. Die Speicher sind derzeit laut Boltz zu 43 Prozent gefüllt - aber etwa ein Drittel der Menge ist nicht für Österreich, sondern für die EU (in erster Linie für Deutschland), hierzulande eingelagert.

Gas für Österreich zu 60 Prozent aus Russland

Derzeit deckt Österreich seinen Gasbedarf zu 60 Prozent aus Russland, zu 20 Prozent aus Norwegen, zu 20 Prozent selbst. In der gesamten EU kamen 2013 27 Prozent des gesamten Gasaufkommens aus Russland. Für einen mittel- bis langfristigen Ersatz für den größten Anbieter - die russische Gazprom -, müsste eine gänzliche Neuausrichtung der Netzinfrastruktur eingeleitet werden.

Und ob das sinnvoll ist, oder ein politisches Ziel sein sollte, „das müsste politisch erst geklärt werden“, meinte Boltz. In der EU decken 18 EU-Staaten mehr als die Hälfte ihres Gasbedarfs aus Russland, beispielsweise das gesamte Baltikum (Estland, Lettland und Litauen) sowie Finnland zu 100 Prozent. In der Slowakei sind es rund 98 Prozent, in Tschechien 91 Prozent. Garkein russisches Gas nutzen Spanien, Schweden, Portugal und Irland.

Mehr Unabhängigkeit bringt höhere Kosten

Boltz sprach sich dafür aus, nicht dahin zu gehen, Russland kein Gas mehr abzukaufen. Viel mehr sollten durch Investitionen ins europäische Gasnetz und die Gasinfrastruktur insgesamt bewerkstelligt werden, dass Ausfälle egal welches Lieferanten leichter ausgeglichen werden können. Insgesamt würde das für ganz Europa aber 20 bis 25 Mrd. Euro kosten. Zahlen würden dies im Endeffekt wohl die Gaskunden, so Boltz.

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