Jeder Fünfte hat Migrationshintergrund
Im Jahresdurchschnitt 2013 lebten rund 1,625 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich. Darunter gehören rund 1,2 Millionen der „ersten Generation“ an, da sie selbst im Ausland geboren wurden und nach Österreich zugezogen sind. Die verbleibenden knapp 428.000 Personen sind in Österreich geborene Nachkommen von Eltern mit ausländischem Geburtsort (zweite Generation), wie der Bericht, den der dafür zuständige Minister Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag vorstellt, festhält.
Experte sieht Politik am Zug
Zwar ist dem Bericht zufolge das Klima besser geworden, doch gibt es weiter zahlreiche - seit vielen Jahren bekannte - Bereiche, in denen laut Experten angesetzt werden muss: So gibt es Integrationsprobleme vor allem bei jungen Österreichern mit Migrationshintergrund. Sie finden schwerer einen Job und brechen häufiger die Schule ab. Damit diese Gruppe besser integriert werden kann, müssten zum Beispiel Schulklassen ethnisch besser durchmischt werden, sagt Heinz Fassmann, der Vorsitzende des Expertenrats für Integration, im Ö1-Gespräch - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Die meisten Zuwanderer aus EU und EWR
Den Hauptanteil der Zuwanderer mit 57 Prozent machten im vergangenen Jahr EU- und EWR-Bürger aus. Insgesamt 151.300 Personen kamen nach Österreich, während zugleich rund 96.600 Menschen das Land verließen. Daraus ergibt sich eine Nettozuwanderung von 54.700 Personen. Von den Zuzügen aus dem Ausland entfielen fast 16.100 auf zurückkehrende österreichische Staatsangehörige. Mit über 17.700 Zuzügen hatten Deutsche daran den größten Anteil, gefolgt von ungarischen (14.900) und rumänischen Staatsangehörigen (13.500). Weitere 7.300 Zuzüge entfielen auf polnische und 6.200 Zuzüge auf slowakische Staatsbürger.
Debatte: Sprachförderung - aber wie?
Zwölf Prozent ohne Pflichtschulabschluss
Auch der Anteil der ausländischen Schüler in maturaführenden Schulen hat sich von 6,8 Prozent im Schuljahr 2010/11 auf 7,7 Prozent (2012/13) erhöht. Zwölf Prozent der nicht deutschsprachigen Schüler, die im Schuljahr 2011/12 die achte Schulstufe an einer Hauptschule besucht hatten, setzten ihre Ausbildung in diesem Schuljahr - zumindest in Österreich - nicht weiter fort und erlangten daher keinen Pflichtschulabschluss. Dieser Anteil reduzierte sich von 2008 bis 2012 um fast drei Prozentpunkte, heißt es im Integrationsbericht.
Insgesamt sieben Prozent der 15- bis 24-Jährigen waren 2013 weder erwerbstätig noch in Aus- oder Weiterbildung. Jugendliche ohne Migrationshintergrund waren zu fünf Prozent betroffen, Jugendliche mit Migrationshintergrund zu 15 Prozent. Verglichen mit dem Jahr 2011 erwies sich das Armutsrisiko bei Österreichern im Jahr 2012 als konstant, während es unter der ausländischen Bevölkerung seither sogar von knapp 34 Prozent auf 31 Prozent zurückging.
Deutlich bessere Stimmung
Das Integrationsklima, das ebenfalls im Bericht erhoben wurde, hat sich dem Bericht zufolge in Österreich zum Positiven entwickelt. Meinten 2010 noch rund 69 Prozent der Befragten, dass „die Integration von Migranten eher schlecht oder sehr schlecht“ funktioniert, so reduzierte sich dieser Wert 2014 auf rund 51 Prozent. Umgekehrt stieg der Anteil jener, die „Integration als eher gut oder sehr gut“ funktionierend bewerten, von 31 Prozent im Jahr 2010 auf aktuell 49 Prozent.
Stärkeres Zugehörigkeitsgefühl
Auch das Zugehörigkeitsgefühl ist laut Ministerium gestiegen: 2010 fühlten sich 56 Prozent der Zuwanderer eher Österreich als ihrem jeweiligen Herkunftsland zugehörig. 2014 waren es bereits 70 Prozent. Bei türkischstämmigen Zuwanderern fiel aus Sicht des Ministeriums die Verbesserung noch deutlicher aus: 2010 gaben noch 69 Prozent dieser Gruppe an, sich eher der Türkei zugehörig zu fühlen, in diesem Jahr waren es lediglich 43 Prozent. Seit 2010 fühlen sich auch mehr Zuwanderer in Österreich heimisch. Hier gab es einen Anstieg von 86 Prozent auf 90 Prozent.
Kaum Migranten als Lehrer tätig
Wegen der hohen Anforderungen bei den Deutschkenntnissen gibt es kaum Pädagogen mit Migrationshintergrund. Diese könnten jedoch Gegenstände unterrichten, bei denen man nicht perfekt Deutsch können muss, so ein aktueller Vorschlag - mehr dazu in noe.ORF.at.
Eigene Sprachklassen mit intensivem Deutschunterricht - steirische Eltern- und Schülervertreter sowie der Landesschulrat befürworten ein solches Modell, damit Schüler mit Migrationshintergrund leichter ausreichend Deutsch lernen - mehr dazu in steiermark.ORF.at.