Banken lagern zunehmend Personal aus

Im Bankensektor schlagen Personalvertreter Alarm. Die Institute würden immer stärker auch Kernsparten auslagern, um Kosten zu sparen, heißt es. Die Gewerkschafter kritisieren Kollektivvertragsflucht.

Wird in Richtung Ausland „outgesourced“, zumeist in Richtung Zentral- und Osteuropa (CEE), sind heimische Jobs weg. Soll im Inland billiger gearbeitet werden, würden ganze Abteilungen ausgetöchtert. „Hoch qualifizierte Arbeitsplätze gehen verloren“, hieß es am Dienstag in einer Aussendung der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp).

Laut ihren Angaben haben seit Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise bisher über 2.500 heimische Bankbeschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren, vor allem im letzten Jahr. 2012 waren noch 79.110 Personen in der Branche tätig gewesen, zum Jahresende 2013 waren es 77.712. Die Prognose von Bankenverbandschefs Willibald Cernko, wonach binnen fünf Jahren 30 bis 50 Prozent der Bankfilialen zusperren dürften, macht nach GPA-Meinung eine Branchenstiftung erforderlich.

Laut Gewerkschaft Hunderte Jobs in Gefahr

Auch Austöchterungen vernichten Jobs, sagen die Gewerkschafter. Bei Auslagerungen, Outsourcing oder „Nearshoring“ (d. h. Verlagerungen vorzugsweise nach Osteuropa, bei Großbanken primär Tschechien, Rumänien, Polen) werde jeder dritte davon betroffene Job vernichtet, gaben Betriebsräte großer heimischer Banken nach einer Befragung der Arbeiterkammer (AK) im Auftrag der GPA-djp zu Protokoll. Für die Erhebung wurden 25 abgeschlossene bzw. laufende Auslagerungs- oder Ausgliederungsprojekte von Großbanken abgefragt. 2.600 Arbeitsplätze waren in diesen 25 Fällen betroffen, mehr als 800 dürften verloren gehen, hieß es am Dienstag vor Journalisten.

„In zwei Dritteln aller Ausgliederungsfälle gibt es die Absicht, den Kollektivvertrag zu wechseln“, sagte der oberste Bankengewerkschafter Wolfgang Pischinger. „Es geht darum, sich aus innerbetrieblichen Besserstellungen davonzustehlen“, fügte die BAWAG-Betriebsratschefin Ingrid Streibel-Zarfl an. Grob gerechnet fahren Banken mit dem Gewerbe-KV um ein Drittel billiger als zum Banken-/Sparkassen-KV, der IT-KV kommt knapp ein Viertel billiger. Dazu kämen längere Arbeitszeiten, andere Überstunden- und Wochenendentlohnungen, und es fehlten Pensionskassenregelungen - generell bedeutet das also Einkommensverluste.

„Jetzt geht es in Kernbereiche hinein“

Mehr als die Hälfte der 25 untersuchten Projekte betraf die Vergabe von Leistungen an Externe. Bei jedem dritten Projekt wurde innerhalb des Konzerns verlagert. „Besonders kritisch sehen wir Auslagerungen ins Ausland“, meinten Pischinger und GPA-Chef Wolfgang Katzian. Die Verlagerung rückt dabei immer näher an das Kerngeschäft: „Vor zehn, fünfzehn Jahren waren es tertiäre Dienstleistungen wie Immos, Werksküchen, Fuhrpark, Facility Management. Aber jetzt geht es scheinbar auch die Kernbereiche hinein“, so Heinz Leitsmüller, Betriebswirtschaftschef der Arbeiterkammer (AK) Wien. Zu den bekannten Sparten wie IT und Zahlungsverkehr werden nun Kreditfabriken, Treasury, Wertpapierabwicklung, Kontoführung und Bilanzanalyse genannt.

Rechtliche Schritte nicht ausgeschlossen

Bei der Bank Austria in Österreich ist nach Betriebsratsangaben ein Drittel der inländischen Mitarbeiter nicht mehr in der Bank-AG beschäftigt. Bei der Raiffeisenlandesbank (RLB) Niederösterreich Wien sind es einige hundert, hier laufen auch bundesländerübergreifende Projekte. In der BAWAG sind rund 20 Prozent der Beschäftigten in bankeigenen Töchtern ausgegliedert, in der Erste Bank Österreich wurden zehn Prozent Töchtern überlassen.

Gewerkschafter Katzian sieht nicht nur weitere Jobs insgesamt in Gefahr und den Druck auf die verbleibende Belegschaft steigen, sondern zusätzlich Probleme mit Datenschutz und Servicequalität. Nach der Auslagerung der Servicierung von Geldausgabeautomaten ins entferntere Ausland hätten die Geräte zwei bis drei Tage nicht funktioniert. Bei ähnlichen Pannen bei der Kreditabwicklung, wo Daten in der Weltgeschichte herumgeschickt würden, wird Katzian „zumindest mulmig“.

Rückenwind spürt die Gewerkschaft im Kampf gegen die KV-Flucht aus dem Gerichtsurteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) gegen die Austrian Airlines (AUA), das besagte, dass der alte KV auch noch nach dem Betriebsübergang zu berücksichtigen sei. Sollten auch bei den Banken Gespräche mit dem Sozialpartner nichts fruchten, behalten sich die Bankarbeitnehmervertreter in der Causa Banken-Austöchterungen ebenfalls rechtliche Schritte vor.

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