Fast sieben Prozent mehr Arbeitslose

Keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai weiter gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr waren um 6,9 Prozent mehr Menschen ohne Beschäftigung.

In absoluten Zahlen waren damit im Vormonat 395.518 Menschen arbeitslos oder in Schulung (plus 39.434 im Jahresabstand), teilte das Arbeitsmarktservice (AMS) am Montag mit. Die Arbeitslosenrate nach nationaler Berechnung lag bei 8,6 Prozent, um 0,9 Punkte höher als im Vorjahr.

Grafik zur Arbeitslosigkeit im Mai 2015

ORF.at

Ältere und Nicht-Österreicher am stärksten betroffen

Überdurchschnittlich stark stieg im Mai die Arbeitslosigkeit von Personen ab 50 Jahren mit 16,8 Prozent und bei Ausländern mit 24,2 Prozent. Bei Männern fiel der Anstieg mit plus 15,3 Prozent deutlich stärker aus als mit plus 11,4 Prozent bei Frauen. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zeigt ein deutliches Ost-West-Gefälle: Während die Zuwachsraten in Westösterreich eher gering waren, waren sie in Ostösterreich durchgehend zweistellig. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen stieg etwa in Tirol nur um 0,2 Prozent, in Vorarlberg um 3,3 Prozent und in Salzburg um 4,8 Prozent. Auch Kärnten zeigte mit 5,5 Prozent nur einen moderaten Zuwachs.

Fast 24 Prozent plus in Wien

Höher lag die Zuwachsrate in der Steiermark mit 7,6 Prozent. Zweistellig war der Zuwachs im Burgenland (plus 11,1 Prozent), in Oberösterreich (12,2 Prozent) und in Niederösterreich (13,9 Prozent). Besonders stark stieg die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in Wien, wo Ende Mai um 23,9 Prozent mehr Personen gemeldet waren. Dieser Zuwachs ist laut AMS allerdings zu rund 40 Prozent auf die rückläufigen Schulungszahlen zurückzuführen.

Arbeitnehmer über 50 haben es schwer

Im Vergleich günstiger als auf dem gesamten Arbeitsmarkt sieht die Lage für Junge aus: Bei Jugendlichen von 15 bis 24 Jahren blieb die Zunahme der Arbeitslosigkeit mit 6,0 Prozent deutlich unter dem Schnitt. Bei den 15- bis 18-Jährigen betrug der Anstieg 4,8 Prozent. Den 4.792 Lehrstellensuchenden standen 2.950 gemeldete Lehrstellenangebote gegenüber - die Lehrstellenlücke betrug also 1.842.

Demgegenüber haben es Menschen ab 50 besonders schwer: In dieser Gruppe beträgt der Anteil jener, die schon mehr als ein Jahr keine dauerhafte Beschäftigung aufnehmen konnten, aktuell 44 Prozent. Fast jeder Vierte der vorgemerkten Arbeitslosen ist über 50 Jahre alt, in absoluten Zahlen sind es 88.479 Menschen über 50, die einen Job suchen.

Deutlich mehr Langzeitarbeitslose

Wer keine Arbeit hat, findet immer länger keine neue: Die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit stieg zum Vorjahr um zehn Tage auf 113. 29.293 Menschen waren als langzeitarbeitslos registriert, das heißt, dass sie länger als zwölf Monate keinen Job hatten - im Vorjahresvergleich ein großer Anstieg um 176,1 Prozent.

„Beschäftigungshöchststand“ nur schwacher Trost

Als Grund nannte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) unter anderem die schleppende Konjunktur. „Wir haben in Europa nach wie vor die Situation, dass das Wirtschaftswachstum zu gering ist, um die Arbeitslosigkeit zu senken.“ Trotzdem sei im Mai „ein weiterer Beschäftigungshöchststand erreicht“ worden. Ende Mai seien 330.326 Personen beim AMS als arbeitslos vorgemerkt gewesen, im Vergleich zum April sei die Zahl damit um 24.357 bzw. 5,8 Prozent zurückgegangen.

Auf Platz drei in der EU

Nach der internationalen Erhebungs- und Berechnungsmethode gemäß Eurostat beträgt die Quote für Österreich laut Sozialministerium 5,6 Prozent. Damit sei sie gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben. Österreich liege damit im europäischen Vergleich hinter Deutschland und Großbritannien an dritter Stelle in der EU. Die Arbeitslosenrate nach nationaler Berechnung beträgt 8,6 Prozent und liegt damit um 0,9 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Als weitere Ursache für den Negativtrend nannte das Sozialministerium „vor allem die verhaltene Binnennachfrage“. Die erhoffte „konjunkturbelebende Wirkung der Steuerreform, der Ausbau des Breitbandnetzes und die Initiativen im Wohnbau“ würden ab nächstem Jahr „entlastend wirken“.

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