Väterkarenz: Mütter früher in Job zurück

Immer mehr Väter gehen in Karenz, dafür aber immer kürzer, wie eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer (AK) zeigt. AK-Präsident Rudolf Kaske forderte am Mittwoch mehr Unterstützung für „die partnerschaftliche Teilung der Eltern“. Denn die Studie bestätige, dass sich Väter in Karenz positiv auf einen früheren Wiedereinstieg der Mütter in den Beruf auswirkten.

Für das „Wiedereinstiegsmonitoring“ analysierte die L&R Sozialforschung anonymisierte Daten von Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Arbeitsmarktservice (AMS), Sozialministerium und Krankenkassen. Erfasst sind dabei rund 440.000 Personen, die von 2006 bis 2012 Kinderbetreuungsgeld bezogen, dann wurde bis zu fünf Jahre nachbeobachtet, wie sich das Erwerbsleben der Eltern weiter entwickelte.

77 Prozent der gut im Erwerbsleben integrierten Frauen, die 2010 ein Kind bekamen und deren Partner auch ihre Beschäftigung unterbrachen, begannen bis zum Ende der arbeitsrechtlichen Karenz wieder zu arbeiten. Bei Frauen, die allein Kindergeld bezogen, waren es nur 56 Prozent.

Beschäftigung wirkt sich auf Karenzdauer aus

Der Trend bei Frauen, die überwiegend beschäftigt sind, geht Richtung kürzere Kindergeldvarianten: 27 Prozent dieser Frauen mit Geburten 2012 wählten das einkommensabhängige Kindergeld (zwölf plus zwei Monate), 28 Prozent die Variante 20 plus vier Monate und je acht Prozent das Modell 15 plus drei bzw. die Pauschalvariante zwölf plus zwei Monate. Für das deutlich längste Modell 36 plus sechs Monate entschieden sich 36 Prozent.

Von jenen Frauen, die vor der Geburt schlecht im Erwerbsleben integriert waren, wählte dagegen mehr als die Hälfte (56 Prozent) dieses Langmodell. Das Problem dabei: Die arbeitsrechtliche Karenz mit Kündigungsschutz endet nach zwei Jahren. Obwohl man im Langzeitmodell eigentlich 1.200 Euro im Monat dazuverdienen dürfte, ist nur ein Drittel dieser Mütter zum zweiten Geburtstag des Kindes wieder im Beruf.

Kurze Karenzzeit bei Männern

Der Anteil der Männer, die Kindergeld beziehen, hat sich von 2006 auf 2012 von acht Prozent auf 17 Prozent ordentlich gesteigert. Aber: Nur die Hälfte (56 Prozent) unterbrach tatsächlich die Arbeit während des Kindergeldbezugs. Und 70 Prozent der zuvor gut erwerbsintegrierten Männer war spätestens nach drei Monaten wieder berufstätig (Beginn des Kindergeldbezugs 2012).

Fazit für AK-Expertin Ingrid Moritz: Männer orientierten sich an der kürzest möglichen Bezugsdauer, Frauen an der längst möglichen. „Es gibt noch viel zu tun“, resümierte Kaske. Zu viele Frauen seien am Ende der arbeitsrechtlichen Karenz nicht wieder im Beruf, Arbeitslosigkeit und Einkommensverluste wirkten aber negativ bis zur Pension.

AK wünscht sich Reformen

Kaske setzt große Hoffnungen in die Reform des Kindergelds, die derzeit verhandelt wird: Die finanzielle Benachteiligung für Eltern, die kurze Varianten wählen, müsse beendet werden. Zur Zeit gibt es im Pauschalmodell zwölf plus zwei Monate bis zu 2.800 Euro weniger als im Langmodell. Die AK hofft hier auf das angedachte Konto mit derselben Summe für alle (abgesehen vom einkommensabhängigen Kindergeld, das bleiben soll).

Auch in dieser Kontoform werde es gewisse Eckpfeiler geben, und um die Väterbeteiligung zu forcieren, solle zumindest ein Fünftel des Bezugs für diese reserviert sein. Einmal mehr verlangte Kaske auch das Recht auf einen bezahlten Papa-Monat. Außerdem soll es für Paare, die sich die Karenz gleichmäßig aufteilen, 1.000 Euro pro Person als Bonus geben. Alleinerziehende sollen diese 1.000 Euro als Ausgleich für die fehlende Möglichkeit einer Teilung bekommen.

Schließlich müsse die Kinderbetreuung weiter ausgebaut werden: Einerseits soll der Bund weiter Geld in den Ausbau investieren, andererseits sollen die Gemeinden mit einem guten Angebot über einen „aufgabenorientierten Finanzausgleich“ laufend mehr Geld bekommen.

Regierung fühlt sich bestätigt

Die Regierung fühlt sich durch die aktuelle AK-Studie bestätigt. Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) bekräftigte in einer Aussendung ihre Forderung nach einem Partnerschaftsbonus im Rahmen der anstehenden Kindergeldreform. Den wünscht sich auch Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ).

Die Kindergeldreform werde auch eine Vereinfachung des Systems bringen, wobei das einkommensabhängige Kindergeld bestehen bleiben soll, erklärte Karmasin. Heinisch-Hosek forderte einmal mehr einen bezahlten Papa-Monat für die Privatwirtschaft und einen höheren Anteil des Kindergeldes, der ausschließlich für die Väter reserviert ist.

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