Getreideernte auf Vorjahresniveau

Trotz einer Zitterpartie wegen der Witterung hat es heuer keine unerwarteten Ernteausfälle beim Getreide gegeben. Beim Mais gibt es aber ein Ernteminus von einem Fünftel verglichen zu 2014 - generell ist Dürre ein Problem.

Grund für den Ernterückgang bei Mais sind die geringeren Flächen und der zu spät gekommene Regen der vergangenen Tage. Generell würden die Erträge aber „sehr zufriedenstellend ausfallen“, sagte AMA-Vorstandschef Günter Grießmayr. Insgesamt werden 3,3 Mio. Tonnen Getreide eingefahren, so die Agrarmarkt Austria (AMA).

„Einige Phasen ließen das Schlimmste befürchten“

AMA-Aufsichtsratschef Franz Stefan Hautzinger zufolge gab es in der Wachstumsperiode „Phasen, die das Schlimmste befürchten ließen. Aber die Situation hat sich immer wieder entspannt. Es war eine Zitterpartie vom Anfang bis zum Ende - jetzt haben wir das Korn im Silo. Wir Getreidebauern dürfen mit der Ernte zufrieden sein“, so Hautzinger. Mühlen, Industrie, Futtermittel, Export - alles sei bedienbar. Im Schnitt werden 54 Prozent der Getreideernte verfüttert, 21 Prozent werden industriell verwertet, rund zwölf Prozent sind für die Ernährung und knapp zehn Prozent für Bioethanol.

Bei den Anbauflächen kam es heuer zu deutlichen Verschiebungen. Gründe sind von den Bauern aufgrund der Preise geortete Verdienstchancen und das Aus von Neonicotinoiden als Pflanzenschutzmittel (Beizmittel). So wurde weniger Körnermais (minus 14.142 Hektar/7,1 Prozent), Raps (minus 15.266 Hektar/28,9 Prozent) und Weichweizen (minus 10.633 Hektar/3,8 Prozent) angebaut, und die Produktion hin zu Hartweizen (plus 5.009 Hektar/35,7 Prozent), Wintergerste (plus 5.585 Hektar/6,8 Prozent) und Soja (plus 13.138 Hektar/30 Prozent) verschoben.

Trockenheit- und hitzeresistentere Sorten

Österreichweit werden heuer auf 1,04 Mio. Hektar Getreide, Mais, Öl- und Eiweißpflanzen angebaut, praktisch gleich wie im Jahr davor. Wegen der sich ändernden klimatischen Bedingungen müsse man einerseits auf trockenheit- und hitzeresistentere Sorten setzen, so Hautzinger. Anderseits gehe es darum, „noch intensiver an einer Art Einkommens- und Erlösversicherung zu arbeiten“.

Kommendes Jahr soll ein Pilotprojekt mit Weizen und ausgewählten Betrieben starten. Wenn die Erträge unter ein gewisses Niveau fallen, würde die Risikoversicherung schlagend. Neben dem bäuerlichen Anteil soll es einen staatlichen Anteil geben. Bei der Hagelversicherung werden 50 Prozent von Bund und Ländern zugeschossen. Mit der derzeit geringer als im Vorjahr eingeschätzten Maisernte geht die AMA von einer Gesamtmenge von 5,1 Mio. Tonnen aus.

Auch in der EU blieb die Getreidefläche unverändert, die Ölsaatenfläche ging leicht zurück. Die Ernteschätzung wurde zuletzt von der EU-Kommission wegen der Trockenheit und Hitze zurückgenommen, die Produktion dürfte aber den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um 2,5 Prozent übersteigen - mit rund 301,7 Mio. Tonnen. Auf dem Weltmarkt wird 2015/16 mit einem Rückgang der Produktion um 2,1 Prozent oder rund 40 Mio. Tonnen auf etwa 1.970 Mio. Tonnen gerechnet.

„Dramatische Dürresituation“

Während die AMA-Vertreter keine alarmierende Situation orteten und von bisher 30 Mio. Euro Schäden durch Wetterereignisse, erhoben von der Hagelversicherung, sprachen, sah die Hagelversicherung selbst in einer Aussendung die Lage alarmierender - bezogen auf die Herbstkulturen.

„Mehr als 30 Mio. Euro Schaden in der Landwirtschaft durch die schweren Hagelereignisse bis Ende Juli zeigen, wie verletzbar die Landwirtschaft ist“, so Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Er sprach von einer derzeit „dramatischen Dürresituation in weiten Teilen Österreichs“. Ganz konkret gehe es um Herbstkulturen wie Mais, Kürbis, Erdäpfel und Zuckerrübe im Nordosten Österreichs, in Teilen Kärntens und im Burgenland, sagte ein Sprecher auf Nachfrage.

„Wir rechnen aus heutiger Sicht mit rund 100 Mio. Euro Dürreschäden in der Landwirtschaft. Derartige Wetterextreme sind mittlerweile keine Ausreißer und keine Jahrhundertereignisse mehr“, so Weinberger.

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