Arbeitslosigkeit steigt weiter

Die Zahl der Arbeitslosen steigt weiter. Inklusive AMS-Schulungsteilnehmern waren Ende September 391.417 Personen ohne Job, ein Plus von 6,1 Prozent. Eine deutliche Verbesserung gab es aber bei der Jugendarbeitslosigkeit.

Nach nationaler Definition erhöhte sich die Arbeitslosenrate um 0,7 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent, gab das Sozialministerium am Donnerstag bekannt. Die Zahl der Schulungsteilnehmer war im September rückläufig, und zwar um zehn Prozent auf 69.205 Personen.

Gemeldete Arbeitslose und Schulungsteilnehmer Ende September 2010-2015

APA-Grafik/Walter Longauer; ORF.at

Je mehr Schulungsteilnehmer es gibt, desto niedriger ist die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen. Ohne Schulungsteilnehmer waren im September 322.212 Personen ohne Arbeitsplatz, um 10,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Verbesserung bei Jugendlichen

Bei den 15- bis 24-Jährigen kam die Arbeitslosigkeit mit einem Anstieg von lediglich 0,3 Prozent praktisch zum Stillstand. Bei den 15- bis 19-Jährigen ging sie um 2,4 Prozent zurück. Dennoch gab es Ende September mehr Lehrstellensuchende (7.482) als gemeldete offene Lehrstellen (5.103). Bei der Jugendarbeitslosenquote ist Österreich mit 10,8 Prozent jedoch der Musterschüler in der EU hinter Deutschland (7,0 Prozent). Eine enorm hohe Jugendarbeitslosigkeit gibt es in Spanien (48,8 Prozent), Griechenland (48,3 Prozent) und Kroatien (43,5 Prozent).

Starker Anstieg bei Älteren und Ausländern

Während sich die Lage bei Jungen in Österreich verbesserte, sind ältere Menschen ab 50 Jahren nach wie vor schwer vermittelbar. Hier gab es einen Anstieg der Arbeitslosen um 15,7 Prozent auf 85.245. Deutliche Zuwächse gab es auch bei Ausländern (plus 15 Prozent), Menschen mit Behinderung (plus 14,9 Prozent) und Menschen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen (plus 16,3 Prozent). Bei Langzeitarbeitslosen (mehr als zwölf Monate vorgemerkt) kam es zu einer Verdreifachung auf 41.858 Personen.

Säulengrafik der Arbeitslosenzahlen im Detail

APA-Grafik/Walter Longauer; ORF.at

Nach Branchen betrachtet gab es den höchsten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen (plus 11,6 Prozent), gefolgt vom Handel (plus Prozent) und Leiharbeitern (plus 8,4 Prozent). Besser ist die Situation im Tourismus und am Bau, wenngleich diese Branchen Anstiege von 7,3 Prozent bzw. 6,1 Prozent verzeichneten.

Ost-West-Gefälle

Im Bundesländervergleich kam es zu einem Ost-West-Gefälle: Während die Arbeitslosigkeit in Wien (plus 17,1 Prozent), im Burgenland und in Oberösterreich (je plus 10,2 Prozent) sowie in Niederösterreich (plus 9,5 Prozent) stark stieg, waren die Zuwächse in Tirol (plus 0,8 Prozent), Vorarlberg (plus 2,3 Prozent) und Salzburg (plus 2,6 Prozent) moderat.

Bundesland Arbeitslose* Veränderung/Vorjahr
Wien 119.354 +17,1 %
Oberösterreich 37.005 +10,2 %
Burgenland 8.678 +10,2 %
Niederösterreich 52.722 +9,5 %
Steiermark 38.659 +5,9 %
Kärnten 21.879 +4,4 %
Salzburg 13.514 +2,6 %
Vorarlberg 9.619 +2,3 %
Tirol 20.782 +0,8 %
Österreich 322.212 +10,3 %
* Ohne Schulungsteilnehmer

Auch Beschäftigung steigt

Auch wenn sich die Arbeitslosigkeit erneut erhöhte, stieg gleichzeitig auch die Beschäftigung. Ende September waren in Österreich 3.581.000 Menschen unselbstständig beschäftigt, ein Plus von 0,9 Prozent oder 30.000 gegenüber dem Jahr davor. Die Zahl der offenen Stellen stieg den vierten Monat in Folge, diesmal um 18,4 Prozent auf 33.770. Das bedeutet dennoch, dass im Schnitt zehn vorgemerkte Arbeitslose auf eine gemeldete offene Stelle kommen.

Das Sozialministerium sieht die zusätzliche Nachfrage nach Arbeitskräften aber als „ein deutlich positives Zeichen für die allmähliche Erholung der Konjunktur“. Die Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten hingegen einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Heuer wird nach nationaler Berechnung eine Arbeitslosenrate von 9,2 Prozent erwartet, 2016 könnte sie laut WIFO auf 9,7 Prozent klettern und laut IHS auf zumindest 9,3 Prozent. Nach Eurostat-Definition wären das heuer 5,8 und kommendes Jahr bis zu 6,0 Prozent.

Fast 19.000 anerkannte Flüchtlinge arbeitssuchend

18.968 der aktuell beim AMS als arbeitslos vorgemerkten bzw. in Schulung befindlichen Personen sind Konventionsflüchtlinge bzw. subsidiär schutzberechtigt. Rund zwei Drittel davon sind in Wien gemeldet. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber September 2014. Diese Gruppe stellt damit 4,8 Prozent der beim AMS vorgemerkten Personen.

Die meisten stammen aus Syrien, Afghanistan und Russland. Drei Viertel davon sind Männer. Mehr als ein Viertel sind unter 25 Jahre, 55 Prozent zwischen 25 und 44 Jahre alt. Vor allem bei den Syrern ist das Ausbildungsniveau teilweise hoch, geht aus einer Spezialauswertung des AMS hervor. Das AMS hat vor Kurzem einen „Kompetenzcheck“ eingeführt, um Flüchtlinge besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Wirtschaftsforscher halten den Flüchtlingszustrom für den heimischen Arbeitsmarkt für verkraftbar. 30.000 zusätzliche Kräfte im Jahr wären kein Problem, wenn es eine Strategie gebe, sagte WIFO-Chef Karl Aiginger. Auch beim Institut für Höhere Studien (IHS) hält man eine „möglichst frühe Integration in den Arbeitsmarkt“ für jene Asylsuchende für möglich, die in Österreich bleiben können. Für 2015 seien aber ohnedies noch keine Effekte auf dem heimischen Arbeitsmarkt durch Flüchtlinge zu erwarten, da diese ja so rasch gar keine Arbeitserlaubnis hätten.

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