Start für Zentralmatura an BHS und AHS

Am Montag startet die erste flächendeckende Zentralmatura an allen Oberstufenschulen in Österreich. Heuer stellen sich über 40.000 Schüler dem schriftlichen Teil der neuen Reifeprüfung. Den Auftakt macht Deutsch.

Die allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) hatten bereits im Vorjahr ihre flächendeckende Zentralmatura-Premiere, die berufsbildenden höheren Schulen (BHS) sind heuer erstmals vollzählig dabei. Die Zentralmatura soll die Reifeprüfung vergleichbarer machen. Allerdings gibt es bei den Details einige Unterschiede. Das beginnt schon beim Namen: An den BHS absolvieren die Maturanten nicht nur eine Reifeprüfung, sondern eine Reife- und Diplomprüfung, denn sie erlangen neben der Hochschulberechtigung auch Berufsberechtigungen und berufliche Qualifikationen.

Unterschiede auch bei Hausarbeiten

Auch die Hausarbeiten sind verschieden: An den AHS ist eine als Einzelleistung gedachte vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) zu schreiben, an den BHS eine als Teamarbeit konzipierte Diplomarbeit. Ein Novum gibt es für Schüler mancher BHS-Formen: Schüler in humanberuflichen Schulen müssen etwa erstmals verpflichtend zu einer Mathematikklausur antreten, HTL-Schüler erstmals zu einer Fremdsprachenmatura (schriftlich oder mündlich).

Der schriftliche Teil der Zentralmatura wird vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) vorgegeben, das insgesamt 251.000 Aufgabenhefte (164.000 an AHS, 87.000 an BHS) ausgeliefert hat. Den Auftakt macht am 9. Mai Deutsch, es folgt Mathematik am 10. Mai, Englisch am 11. Mai, Französisch am 12., Italienisch am 13. Mai sowie Latein und Griechisch am 19. Mai.

Deutsch als einziges Fach überall gleich

Deutsch ist als einziges Fach für alle Schüler gleich, egal ob an AHS oder BHS. Die Prüfungskandidaten können dabei eines aus drei „Aufgabenpaketen“ auswählen, die jeweils unter einer thematischen Klammer stehen. Spezifische Werkkenntnis („Literaturkanon“) wird nicht vorausgesetzt. Die Bewertung erfolgt nicht über ein Punktesystem, sondern anhand von vier „Dimensionen“ (Aufgabenerfüllung aus inhaltlicher Sicht, Aufgabenerfüllung aus textstruktureller Sicht, Aufgabenerfüllung in Bezug auf Stil und Ausdruck, Aufgabenerfüllung hinsichtlich normativer Sprachrichtigkeit).

Viele Varianten bei Mathematik-Matura

Komplett unterschiedliche Aufgaben und auch Beurteilungen gibt es hingegen bei der Mathematik-Zentralmatura für AHS und BHS. Während an allen AHS die Aufgaben einheitlich sind, gibt es an den BHS jeweils einen BHS-einheitlichen und einen je nach BHS-Form unterschiedlichen Teil. Der erste Teil prüft an AHS und BHS Grundwissen und -kenntnisse ab. Beim zweiten Teil, der an allen AHS auch gleich ist, ist „selbstständige Anwendung von Wissen und Können erforderlich“. Für den zweiten Teil gibt es an den BHS insgesamt zehn Varianten.

Sprachen: Unterschiede je nach Lerndauer

Unterschiede gibt es auch bei den lebenden Fremdsprachen. Zentrale Aufgabenstellungen gibt es für Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Ein Teil der Aufgaben für AHS und BHS unterscheidet sich, zusätzliche Variationen gibt es, je nachdem, wie lange die Sprache gelernt wurde (vier, sechs, acht Jahre). An den BHS wird der Fokus stärker auf berufliche Nutzung gelegt.

Die schriftliche Zentralmatura für die Fächer Latein und Griechisch gibt es nur an den AHS - und ist auch dort je nachdem, wie lange eine Sprache erlernt wurde, nicht für alle Schüler gleich. Es muss ein Text übersetzt, ein weiterer interpretiert werden. Dabei muss auch die Wortzahlbegrenzung eingehalten werden, sonst droht ein Punkteabzug.

Neue Prüfung bei negativen Noten

Weniger Umstellungen an den BHS gibt es dann bei den mündlichen Prüfungen: Falls der Maturant schriftlich keine Fachklausur abgelegt hat, muss er sich mündlich einem Fachkolloquium stellen. Wie bei den AHS zieht der Prüfling aus vorbereiteten Themenbereichen zwei Bereiche. Zu einem Bereich, den sich der Schüler aussuchen kann, muss er nach einer kurzen Vorbereitungszeit Fragen beantworten.

Sowohl an AHS als auch BHS müssen negative Leistungen grundsätzlich durch eine neue Prüfung in genau diesem Teilbereich ausgebessert werden, also etwa eine schriftliche Mathematik-Matura oder eine neue schriftliche Vorarbeit. Negativ bewertete schriftliche Klausuren können mit einer mündlichen Prüfung ins Positive gedreht werden. Ein „Fleck“ in einer der drei Säulen hindert nicht am Antritt zu den anderen Prüfungen.

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