Mehr Geld für Erotik als für Fortbildung

Skurrile Details liefert eine aktuelle Studie zu den Konsumausgaben der Privathaushalte: So haben die Österreicherinnen und Österreicher im Vorjahr für Erotikartikel deutlich mehr ausgegeben als für berufliche Weiterbildung.

178 Millionen Euro wurden 2015 in Erotikartikel investiert, 133 Millionen Euro ließen sich die Österreicherinnen und Österreicher ihre Fortbildung kosten, hieß es bei der Präsentation des aktuellen Branchenradars. Die Investition für Tote (Begräbniskosten, Friedhofsgebühr, Grabpflege) überstieg mit 814 Millionen Euro deutlich jene für Bildung für Nachwuchs: 540 Millionen Euro wurden für Schulgeld, Studiengebühren und ÖH-Beitrag aufgewendet.

46.900 Euro pro Haushalt

Insgesamt stiegen die Konsumausgaben und Investitionen 2015 um 1,6 Prozentpunkte gegenüber 2014 auf 179,1 Milliarden Euro. Ausschlaggebend für das Plus ist aber nicht, dass die einzelnen Haushalte mehr ausgaben, sondern dass ihre Anzahl um 1,3 Prozent stieg. Heruntergebrochen hat jeder einzelne Haushalt im vergangenen Jahr 46.900 Euro ausgegeben, dieser Wert liegt nur um 0,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr, unterstrich Andreas Kreutzer von „Kreutzer Fischer & Partner“.

Grafik zu Haushaltsausgaben

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Kreutzer Fischer & Partner

Mehrausgaben flossen vor allem in kurzfristige Anschaffungen wie Kleider, Urlaubsreisen und die Gastronomie. Bei längerfristigen Investitionen waren die Österreicherinnen und Österreicher hingegen eher zurückhaltend. Grund dafür ist vor allem die ungewisse wirtschaftliche Lage. Man wisse nicht, „wie es in der Zukunft weitergeht“, sagte Kreutzer.

Ein Viertel für Bauen und Wohnen

Den mit Abstand größten Ausgabenblock stellte erneut der Bereich „Bauen und Wohnen“ mit 49,1 Milliarden Euro oder 27,4 Prozent der Gesamtausgaben, was einem Anstieg um 1,7 Prozentpunkte entspricht. Ausschlaggebend für das Plus waren insbesondere die gestiegenen Miet- und Betriebskosten sowie der florierende Neubau aufgrund der niedrigen Kreditraten. Investiert in den Wohnraum wird dann aber weniger: Die Ausgaben für Gebäudesanierung sind um 2,5 Prozent zurückgegangen.

Auf Platz zwei folgt mit einem Anteil von 15,9 Prozent bereits die Gruppe „Freizeit und Urlaub“ mit 28,4 Milliarden Euro (plus 3,4 Prozentpunkte). Verlierer bei den Reisen sind die Pauschalangebote. Zwar konnten auch sie noch ein Plus von 1,7 Prozentpunkten verbuchen, der Trend geht aber eindeutig in Richtung Individualreisen, die via Internet selbst gebucht werden. Im Urlaub selbst saß die Geldbörse ebenfalls locker: Durchschnittlich gaben die Österreicher während ihrer Ferien um fünf Prozent mehr aus als 2014.

Gastronomie als Gewinner

Bei den institutionalisierten Einkäufen (14,9 Prozent oder 26,6 Mrd. Euro) wie Lebensmittel und Drogeriewaren setzte sich ein Trend fort: Die Österreicher und Österreicherinnen kochen immer weniger zu Hause. Zwar zahlten sie generell 1,3 Prozent mehr für diese Gebrauchsgüter, doch waren dafür vor allem die gestiegenen Preise verantwortlich. Große Gewinner sind die Gastronomie (plus 3,3 Prozent) und mit plus 7,6 Prozent das sogenannte Home Meal Replacement, bei dem Mahlzeiten entweder geliefert oder vom Restaurant abgeholt werden.

In die Mobilität flossen mit 20,5 Milliarden oder 11,4 Prozent der Gesamtausgaben, was einem Minus von 2,7 Prozent entspricht. Grund für den Rückgang waren insbesondere die billigen Mineralölpreise. Durch diesen Preisverfall wurden Kreutzer zufolge 835 Millionen Euro an Kaufkraft freigegeben, wovon wiederum die Gastronomie und Freizeitwirtschaft sowie die Modeindustrie überproportional profitierten.

Gebrauchsgegenstände und Dienstleistungen

Weitere 16,6 Milliarden Euro (9,3 Prozent) waren den Österreichern persönliche Gebrauchsgegenstände und Dienstleistungen wie Bekleidung und Friseur wert, 12,6 Milliarden Euro (sieben Prozent) flossen in Kreditrückzahlungen sowie „sonstigen Finanzaufwand“ wie Kontogebühren, Strafen oder Spenden.

Mit annähernd derselben Summe, nämlich 12,2 Milliarden Euro, stützten die privaten Haushalte aus ihrem Nettoeinkommen das heimische Gesundheits- und Pflegesystem, „das im Prinzip eigentlich aus Sozialabgaben und Steuermitteln zu finanzieren wäre“, sagte Kreutzer. Die restlichen rund 13 Milliarden Euro wurden unter anderem für Kommunikation, Medienkonsum, Bildung und Kinderbetreuung außer Haus verwendet.

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