Verfassungsschutz: Terror bleibt größte Gefahr

Der Verfassungsschutzbericht 2016 sieht im religiös motivierten islamistischen Extremismus und Terrorismus nach wie vor „die größte Bedrohung für die innere Sicherheit Österreichs“. Einen Anstieg hat es auch bei rechtsextremistisch motivierten Straftaten gegeben.

Vor allem Dschihad-Rückkehrer und an der Ausreise gehinderte Personen stellten eine Gefahr dar, sagte der Direktor des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Peter Gridling, bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch. Eine erneute Zunahme gab es im Bereich des Rechtsextremismus.

296 „Foreign Fighters“ bekannt

Insgesamt waren mit Jahresende 2016 laut Gridling 296 „Foreign Fighters“ aus Österreich bekannt. Ein Gefährdungspotenzial im Inland stellen davon 141 Personen dar: 90 Rückkehrer und 51 an der Ausreise in den Dschihad gehinderte Personen. Weitere 45 den Behörden bekannte Kämpfer aus Österreich wurden im Ausland getötet, so der Bericht. Die übrigen 110 Betroffenen dürften sich nach wie vor außerhalb des Landes aufhalten.

Grafiken zum Verfassungsschutz

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/BMI

Gridling sagte auch, dass die Zahl der aus Österreich ausreisenden Dschihadisten im Vorjahr deutlich rückläufig war. Der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, verwies auf die entsprechenden Zahlen: Während 2014 noch 112 für den Dschihad rekrutierte Personen registriert wurden, waren es im Vorjahr nur noch 13 Personen.

Der Rückgang der Ausreisenden und Neurekrutierten ist laut den Experten vor allem auf verstärkte präventive und repressive Maßnahmen und die strafrechtliche Verfolgung der Verdächtigen zurückzuführen. Im Vorjahr wurde seitens des BVT ein eigenes Referat für Prävention eingerichtet, und es wurden Vorarbeiten für ein „Aussteigerprogramm aus dem gewaltbereiten Extremismus“ geleistet.

Ausbau der Präventivmaßnahmen

Die Entwicklung des Programms ist ein Schwerpunkt der Verfassungsschützer im heurigen Jahr. Auch habe man Sensibilisierungsveranstaltungen in Justizanstalten abgehalten, da diese ein „Nährboden“ für Radikalisierungsvorgänge seien, wie es im Bericht heißt. Spezifisch in diesem Bereich geschult wurden auch Polizeibedienstete.

Konrad Koglerm Peter Gridling

APA/Hans Punz

Konrad Kogler und Peter Gridling

Um bei allfälligen Terrorangriffen besser agieren zu können, wünschen sich die Behördenvertreter, künftig auf die Videobilder von bereits vorhandenen Überwachungskameras „anlassbezogen“ Zugriff zu bekommen. Kogler verwies auf den jüngsten Terroranschlag in London, dort habe die Polizei auch aufgrund des Einblicks in die ohnehin bestehende Videoüberwachung rasch reagieren können. „Dieser unmittelbare Zugriff ermöglicht es, schadensminimierend zu agieren und gezielte Informationen an Polizisten weiterzugeben.“

Erneuter Anstieg bei Rechtsextremismus

Einen neuerlichen Anstieg - wenn auch geringer als im Jahr davor - verzeichneten die Verfassungsschützer 2016 im Bereich der rechtsextremistisch motivierten Straftaten. „Die Bilanz ist eine unerfreuliche“, sagte Gridling. Insgesamt gab es im Vorjahr 1.313 Tathandlungen mit rechtem Hintergrund. Gegenüber dem Jahr davor (1.156) stellt das einen Anstieg um 13,6 Prozent dar.

Grafiken zum Verfassungsschutz

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/BMI

Im Jahr 2015 verzeichneten die Verfassungsschützer noch einen deutlicheren Anstieg - und zwar um 54,1 Prozent. Von den 1.313 bekanntgewordenen rechten Tathandlungen waren 54,7 Prozent rechtsextremistisch motiviert, 27,1 Prozent fallen in die Kategorie „fremdenfeindlich/rassistisch“, 3,1 Prozent waren antisemitisch und 2,1 Prozent islamophob motiviert.

Es sei einerseits „erfreulich“, dass es in der Bevölkerung eine „sehr hohe Sensibilität hinsichtlich rechtsextremer Betätigung“ gibt, sagte Gridling angesichts der angezeigten Taten. Man müsse aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die Zahl der Straftaten auch deshalb gestiegen ist, „weil rechtsextreme Töne nicht mehr nur an Rändern auftauchen, sondern auch in die Mitte der Gesellschaft wandern“, meinte der BVT-Direktor. Ein Großteil der Taten werde im Internet begangen. Auch habe die starke Zunahme von Flüchtlingen der letzten Jahre zu einem Anstieg der rechtsextrem bzw. fremdenfeindlichen Straftaten geführt, so Gridling.

Auch mehr linksextreme Straftaten

Auch beim Linksextremismus verzeichnete der Bericht einen deutlichen Anstieg, es kam zu 383 entsprechenden Tathandlungen. Im Jahr 2015 waren es noch 186. Ein großer Teil der Straftaten stand laut Gridling im direkten Zusammenhang mit dem ein Jahr dauernden Präsidentschaftswahlkampf. Alleine 46,5 Prozent der linksextremistisch motivierten Straftaten richtete sich laut Bericht gegen Wahlplakate, Plakatständer oder andere wahlwerbende Mittel.

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