Bergrettung rechnet mit Rekordjahr

Der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) rechnet heuer mit einem Rekordjahr. Es dürften bis Ende Dezember bei mehr als 7.700 Einsätzen etwa 8.000 Menschen geborgen worden sein.

Alleine in den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Einsätze um über 30 Prozent, hieß es heute bei einer Pressekonferenz in Wien.

Mehr Unfälle bei leichten Wanderungen

Der Trend entwickle sich weg von Rettung aus schwierigen Wänden und hochalpinem Gebiet hin zu Alpinunfällen bei Wanderungen in leichtem Gelände, berichtete Franz Lindenberg, Präsident des ÖBRD.

So wurden im Vorjahr mehr als 45 Prozent der Bergungen auf gut markierten Wegen und Steigen durchgeführt, fast zwei Drittel der Todesopfer waren im leichten Gelände zu beklagen.

Grafik zur Bergrettung

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Bergrettungsdienst

Vorbereitung und Disziplin wird vernachlässigt

„Es gibt einen deutlichen Boom, alle wollen das ganze Jahr in das Gebirge“, schilderte Extrembergsteiger Peter Habeler. „Vorbereitung und Disziplin werden oft vernachlässigt, sehr problematisch ist immer auch die falsche Selbsteinschätzung“, warnte der Experte. „Stand man früher mit ein paar Freunden am Gipfel, sind es heute 20, 30 andere Bergsteiger“, berichtete Lindenberg.

Überforderung am Klettersteig

Immer mehr Einsätze verzeichnen die Bergretter auch auf Klettersteigen. „Ein Klettersteigset ist leicht zu kaufen, viele sind dann aber in der Wand überfordert“, berichtete Lindenberg. „Wir raten zu einer entsprechenden Ausbildung, richtiger Selbsteinschätzung und guter Tourenplanung.“

Hoch war 2015 auch der Anteil der Pistenunfälle. 46,5 Prozent der Einsätze erfolgten dort. Die Bergretter warnten vor unvorbereiteten Variantenfahren abseits gesicherter Pisten. „Lawinengerechtes Verhalten ist ein absolutes Muss“, sagte Lindenberg.

Gedränge auf den Pisten

Dazu gehört eben die richtige Ausrüstung, mit der Skifahrer auch umgehen können müssen. „Die Pisten sind oft überfüllt, die Leute sind hungrig, wollen Ski fahren“, konstatierte Habeler. „Die meisten Unfälle passieren am Nachmittag, wenn sie schon müde sind“, warnte der Experte. „Bewegung ist gut, aber es ufert teilweise ein bisschen aus“, sagte Habeler. Als Beispiel nannte er den Trend zum Skitourengehen. „Da sind dann oft zu viele Leute, das Gebirge packt das einfach nicht.“

Rund 12.500 Bergretter sind österreichweit in 291 Ortsstellen rund um die Uhr als Freiwillige tätig. Die finanzielle Situation des Bergrettungsdiensts ist schwierig. „In keinem Bundesland sind die Bergretter in der Lage, ihre Mitglieder mit den roten Anoraks auszustatten. Diese müssen von den Bergrettern selbst finanziert werden“, sagte etwa Lindenberg.

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