Modekette Vögele meldet Insolvenz an

Für die über 80 Österreich-Standorte der Modekette Charles Vögele konnte kein Investor gefunden werden, jetzt muss Insolvenz angemeldet werden. 711 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ganz Österreich sind davon betroffen.

„Aufgrund der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird die Geschäftsführung von Charles Vögele (Austria) GmbH nunmehr ein gerichtliches Sanierungsverfahren beantragen“, teilte das Unternehmen mit Sitz in der Steiermark am Dienstagvormittag mit. Laut Sanierungsantrag hatte die Modekette bis zuletzt 102 Filialen, davon 89 Filialen unter der Marke „Charles Vögele“ und 13 Filialen unter der Marke „OVC“.

Österreichkarte mit Vögele-Standorten

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/sempionefashion.com/ovs.it

Auf der Firmenwebsite sind derzeit nur noch 83 Filialen in Österreich angeführt. In der Steiermark sind 19 Standorte mit 200 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen betroffen - mehr dazu in steiermark.ORF.at, in Tirol sind es 60 Beschäftigte - mehr dazu in tirol.ORF.at. Auch in Salzburg sind 50 Beschäftigte betroffen - mehr dazu salzburg.ORF.at.

Fortführung geplant

Laut dem Gläubigerschützer Creditreform soll das Unternehmen fortgeführt und ein Investor gefunden werden. Im Rahmen des Sanierungsverfahrens will die Modekette „die sehr weit fortgeschrittenen Verhandlungen“ über eine Investorenlösung fortsetzen und „eine nachhaltige, Arbeitsplätze sichernde Sanierung“ ermöglichen, hieß es.

„Gegenüber der Zerschlagung des Unternehmens und Abgabe der Filialen an viele Einzelabnehmer wie in den letzten Wochen immer wieder kolportiert sehen wir im eingeleiteten Sanierungsverfahren die beste Chance zur Fortführung der Gesellschaft“, so Thomas Krenn, Geschäftsführer Charles Vögele Austria am Vormittag. Weiterverhandelt werde auch für die Vögele-Schwesterfirmen in Slowenien (elf Filialen) und Ungarn (26 Filialen).

Zerschlagung soll verhindert werden

Gegenüber dem ORF Steiermark bestätigte Krenn, dass die Verhandlungen mit Interessenten weitergehen würden. Man habe aber aus juridischen und wirtschaftlichen Gründen das Sanierungsverfahren einleiten müssen. „Eine nachhaltige, Arbeitsplätze sichernde Sanierung“ werde angestrebt. Es sei realistisch, die 19 Standorte in der Steiermark zu halten. Zudem werde weiter versucht, die Zerschlagung zu verhindern. Das Land Steiermark sicherte unterdessen den Betroffenen Hilfe zu.

Nach der Pleite der Schweizer Mutter musste für die Österreich-Tochter bis Ende Juli ein neuer Eigentümer gesucht werden, weil gestundete Gehälter und Urlaubsgelder der Österreich-Mitarbeiter fällig werden. Die Sempione Fashion AG, die die Charles-Vögele-Kette im Herbst 2016 gekauft hat, ist pleite und schließt alle Schweizer Filialen. In der Vergangenheit habe Vögele intensiv an der Restrukturierung gearbeitet, nun sei die Zeit einfach zu knapp geworden, so Creditreform.

Umsatz eingebrochen

Neben der Insolvenz der Schweizer Mutter seien auch Umsatzeinbrüche Grund für die Insolvenz der Österreich-Tochter, so Creditreform. Das Vermögen zu Liquidationswerten beträgt laut den Angaben rund 28,4 Mio. Euro. Die gesamten Insolvenzpassiva dürften sich auf ca. 48,5 Mio. Euro belaufen.

Der Kreditschutzverband KSV kommt auf Insolvenzschulden (Passiva) von rund 32,9 Mio. Euro und Vermögenswerte (Aktiva) von rund 12,9 Mio. Euro. Den Gläubigern wird eine Quote von mindestens 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Creditreform erwartet im Rahmen des Sanierungsverfahrens auch einen Stellenabbau.

Größter Bekleidungshändler Europas

Die Modekette Charles Vögele wurde nach dem Börsengang 1999 einer der größten Bekleidungshändler in Europa mit bis zu 760 Filialen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Belgien, den Niederlanden, Slowenien und Ungarn. Die Schweizer Vögele-Filialen wurden nach der Übernahme in OVS umbenannt und komplett umgebaut.

Auch in Österreich sollten die Filialen nach und nach auf OVS umgeflaggt werden, 30 Charles-Vögele-Geschäfte wurden seit Jahresbeginn im Zuge des Umbrandings geschlossen. Bis Ende 2017 war Charles Vögele laut Regio Data noch unter den Top Ten auf dem österreichischen Bekleidungsmarkt.

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