Demenzkranke sozial ausgeschlossen

Allein die Diagnose einer Demenz führt zu sozialem Ausschluss. Zu diesem Ergebnis kommt die Volkshilfe Österreich durch eine repräsentative Befragung. Deshalb sei es wichtig, dass die Krankheit in die Öffentlichkeit gerückt wird.

Persönlicher Kontakt zu Betroffenen reduziere zudem Berührungsängste, hieß es heute bei einer Pressekonferenz in Wien. „Es ist sehr wichtig, die Selbstständigkeit der Menschen so lange wie möglich zu erhalten“, sagte Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe. Diese Selbstständigkeit beginne bereits in der eigenen Wohnung, denn niemand dürfe allein durch die Diagnose aus dem Leben gerissen werden.

130.000 Betroffene in Österreich

In Österreich gibt es rund 130.000 Betroffene, von denen 80.000 an mittlerer oder schwerer Demenz leiden. Bis zum Jahr 2050 dürfte sich die Gesamtzahl mehr als verdoppeln. Aus diesem Grund möchte die Volkshilfe auf die Krankheit aufmerksam machen und die Angst im Umgang mit betroffenen Personen nehmen.

Fast drei von vier Befragten (74 Prozent) gaben an, dass Demenzerkrankte und ihre Angehörigen bereits durch die Diagnose vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden. Rund die Hälfte (48 Prozent) würde die Diagnose so lange wie möglich geheim halten.

Zwei Drittel sind der Meinung, dass im öffentlichen Raum auf Betroffene wenig Rücksicht genommen wird. „Es besteht also ein großes Wissen, dass für Demenzkranke wenig in Österreich getan wird“, sagte Fenninger. Seiner Meinung nach sollen auch Personen mit Demenz aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Fenninger: Betroffene nicht aus Umfeld reißen

Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) gaben an, dass ihnen die Pflege und Betreuung eines Demenzpatienten Angst machen würde. Allein einem Betroffenen zu begegnen ist rund einem Viertel (26 Prozent) sehr oder ziemlich unangenehm. Bei Personen, die Erkrankte bereits kennen, gehen die Berührungsängste zurück. Hier gab nur jeder Fünfte (21 Prozent) an, Angst vor persönlichem Kontakt zu haben.

Damit erkrankte Personen ihr Leben so lange wie möglich selbstständig weiterführen können, braucht es laut Fenninger mehr Zeit für die Betreuung. Fenninger empfahl, die Personen nach der Diagnose nicht aus ihrem Umfeld zu reißen und ihnen weiter eine mitbestimmende Rolle in der Familie zu geben.

Link: