Wirtschaft 2017 weniger stark gewachsen

Österreichs Wirtschaft ist im Vorjahr weniger stark gewachsen als bisher angenommen. Laut aktuellen Berechnungen der Statistik Austria stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 2,6 Prozent.

Damit weichen die Berechnungen von Expertenschätzungen ab, die bisher von einem Anstieg von 3,0 Prozent ausgingen. Das BIP beträgt somit 369,9 Mrd. Euro. Das entspricht einem Wert von 42.060 Euro pro Einwohner. Das Wachstum fiel dennoch kräftiger als 2016 und 2015 aus, mit Wachstumsraten von damals 2,0 und 1,1 Prozent.

BIP real zum Vorjahr 2009-2017 - Säulengrafik

Grafik: APA/ORF.at: Quelle: APA/Statistik Austria

Die heimische Wirtschaft wuchs im Vorjahr auch kräftiger als jene der EU sowie der Euro-Zone, wo die Wachstumsraten für 2017 jeweils 2,4 Prozent betrugen. Zum ersten Mal seit fünf Jahren habe sich die deutsche Wirtschaft mit 2,2 Prozent schwächer als die österreichische entwickelt, teilte die Statistik Austria am Dienstag mit. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) zeigte sich zufrieden: „Diese positive Entwicklung muss ein langfristiger Trend werden, wir wollen vom wirtschaftlichen Mittelfeld in die Spitzengruppe“, so Schramböck in einer Aussendung.

WIFO: Aufschwung durch Berechnung gedämpft

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) gab bekannt, dass das BIP im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr mit real 2,7 Prozent etwas stärker als zuletzt angenommen zulegte. Allerdings betrug der Anstieg im ersten Quartal noch 3,7 Prozent.

BIP zum Vorjahr bzw. Vorquartal - jeweils 2. Quartal 2017 bis 2. Quartal 2018 - Säulengrafik

Grafik: APA/ORF.at: Quelle: APA/Wifo

Der Konjunkturaufschwung falle durch die neue BIP-Berechnungen der Statistik Austria schwächer aus, so das WIFO. „Durch die neuen Jahreswerte stellt sich der jüngste Konjunkturaufschwung weniger dynamisch dar“, heißt es vom WIFO. Die Statistik Austria gab zwar ein niedrigeres Wachstum für 2017 als angenommen an, dafür korrigierte sie das österreichische BIP-Wachstum für 2016 um fast einen halben Prozentpunkt auf 2,0 Prozent nach oben.

Warenherstellung blieb unter Erwartungen

Verantwortlich dafür, dass die vorläufigen Schätzungen von 3,0 Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr 2017 nicht erreicht wurden, ist laut Statistik Austria die Herstellung von Waren. Dieser Bereich wuchs im Vorjahr zwar um kräftige 4,8 Prozent, blieb aber unter den ursprünglichen Annahmen. Von der anziehenden Konjunktur profitierte im Vorjahr generell der produzierende Bereich deutlich stärker als der Dienstleistungsbereich. Im Bereich der Produktion betrug das reale Wachstum 4,7 Prozent, bei den Dienstleistungen nur 1,8 Prozent.

Der Bereich Energieversorgung erzielte mit 10,3 Prozent das kräftigste reale Wachstum. Auch die Bauwirtschaft konnte mit 3,1 Prozent deutlich zulegen. Im Dienstleistungssektor zeigten die unternehmensnahen Dienstleistungen mit 3,5 Prozent sowie die Finanz-und Versicherungsdienstleistungen mit 3,4 Prozent die stärksten Wachstumsraten, während die Wertschöpfung im Handel nur um 1,1 Prozent zulegte.

Vom Konsum gingen 2017 das zweite Jahr in Folge wieder stärkere Impulse aus. Nachdem das Wachstum in den Krisenjahren 2009 bis 2015 durchschnittlich nur bei 0,5 Prozent gelegen war, waren es 2016 wieder 1,5 Prozent und 2017 1,4 Prozent. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte wuchsen 2017 dabei ebenso wie die Konsumausgaben des Staates um 1,5 Prozent, während jene der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck auf dem Vorjahresniveau stagnierten.

Deutlicher Zuwachs bei Exporten

Die Exporte legten mit 4,7 Prozent deutlich stärker zu als in den Jahren davor. 2015 waren es 3,5 Prozent und 2016 2,7 Prozent. Das vierte Jahr in Folge konnte im Warenverkehr auch ein Plus erwirtschaftet werden. Der größte Teil des positiven Außenbeitrags von 11,4 Mrd. Euro entfiel aber auf die stark positive Dienstleistungsbilanz von 10,5 Mrd. Euro, zu der wiederum der Reiseverkehrsüberschuss mit 7,8 Mrd. Euro am stärksten beitrug.

Das nominelle Arbeitnehmerentgelt, also die Summe aller Geld- und Sachleistungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, stieg 2017 um 3,4 Prozent. Für das Selbstständigeneinkommen und den Betriebsüberschuss errechnet die Statistik Austria einen Anstieg von 4,9 Prozent. Das real verfügbare Nettoeinkommen der gesamten Volkswirtschaft stieg um 2,0 Prozent auf knapp 300 Mrd. Euro.

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