WWF kritisiert Grillfleisch zu Schleuderpreisen
In vier Wochen von April bis Mai war in fünf österreichweiten Supermarktketten Fleisch 272-mal in Aktion. 44 Prozent der Rabatte gibt es laut WWF auf Grillprodukte. „Die Grillsaison wird zum Anlass genommen, Fleisch noch stärker als bisher unter dem fairen Wert zu verkaufen“, sagt WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung, Helene Glatter-Götz.
„Grillwürstchen billiger als Senf“
„Die Rabattanalyse zeigt eine absurde Schieflage: Bei Fleisch-Kilopreisen von 3,99 Euro ist das Grillwürstchen in Relation billiger als der Senf dazu“, so Glatter-Götz. Die dauerhafte Rabattierung fördere den massenhaften Absatz von Billigfleisch, das oft unter schlechten ökologischen Bedingungen zulasten des Tierwohls hergestellt werde. „Das belastet nicht nur Umwelt und Gesundheit stark, sondern auch die heimischen Landwirte“, sagt Glatter-Götz.
Pixabay
Um den Druck auf Umwelt, Tiere und Landwirtschaft zu verringern und angemessene Erzeugerpreise zu ermöglichen, fordert der WWF Österreich in einer aktuellen Petition das Ende der fatalen Praktik der Dauerrabattierung von Fleisch- und Wurstwaren. Bereits im Februar hat eine WWF-Analyse von Rabattaktionen im Handel für Aufsehen gesorgt.
Die neuerliche WWF-Untersuchung zeige, dass der Preisdruck im Frühjahr sogar weiter anstieg. Zwar sei der durchschnittliche Rabatt von 27 Prozent auf 24 Prozent leicht gesunken, die Gesamtzahl der rabattierten Produkte hingegen um fast 40 Prozent stark gestiegen, so der WWF in einer Aussendung. Ermäßigungen um 50 Prozent seien weiterhin keine Seltenheit. „Wenn Schweinekoteletts ab 4,99 Euro pro Kilo oder vormarinierte Spare-Ribs um 4,49 Euro pro Kilo verschleudert werden, ist ein tier- und umweltschonender Betrieb nicht möglich“, sagt Glatter-Götz.
Herkunft oft nicht klar festzustellen
Zusätzlich problematisch bei Grillfleisch sei die oft fehlende Herkunftsangabe. „Sobald Fleisch mariniert wird, gilt es als verarbeitet und entzieht sich damit der Kennzeichnungspflicht. Dies wiederum befördert den Absatz von importiertem Billigfleisch. Daher brauchen wir dringend konkrete Maßnahmen, um diese schädlichen Bedingungen zu stoppen“, so die WWF-Expertin.
WWF fordert Rabattstopp
Der WWF fordert von Handel und Politik deutliche Anreize für eine nachhaltige Ernährung und einen Verzicht auf Fleisch-Rabatte in Supermärkten. Als Beispiele für die Umsetzung eines solchen Rabattstopps dienen die Rabattverbote bei Babyanfangsnahrung oder Tabakwaren. Alternativ zu einer gesetzlichen Lösung könnte der notwendige Verzicht auf Dauerrabatte im Fairnesskatalog des Lebensmitteleinzelhandels festgeschrieben werden.
Nicht zuletzt sieht die Umweltschutzorganisation die politischen Verantwortlichen in der Pflicht, faire Handels- und Wettbewerbsbedingungen zu schaffen sowie eine klima- und tierfreundliche Produktion zu fördern.