Arbeitslosigkeit trifft wieder Ältere

Im Oktober waren in Österreich 249.912 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind um 14.906 oder 6,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Zugleich steigt die Zahl all jener, die in Schulungen sind. Von der Steigerung bei der Arbeitslosigkeit sind diesmal wieder Ältere stärker betroffen.

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren im Oktober vor allem Menschen mit geringer Berufsqualifikation betroffen. 46,3 Prozent aller Arbeitslosen haben maximal einen Pflichtschulabschluss, teilte das Sozialministerium am Freitag mit.

Gegensteuern will die Politik u. a. mit der Reform der Invaliditätspension. Wieder erhöhte sich im Oktober die Männerarbeitslosigkeit (+ 8,0 Prozent) stärker als jene der Frauen (+ 4,5 Prozent).

Ältere stärker als Jugendliche betroffen

Ältere Menschen waren mit einem Anstieg von 10,7 Prozent stärker betroffen als Jugendliche (+ 4 Prozent). Das sei demografisch bedingt. Auf der anderen Seite fiel das Beschäftigungswachstum zur Gänze auf die Generation der Über 50-Jährigen, da es mehr Menschen in dieser Altersgruppe gibt und die Beschäftigten später in Pension gehen. Die Arbeitslosenquote bei den Älteren betrug im Oktober nach nationaler Definition 7,0 Prozent (+ 0,3 Prozentpunkte).

Die Jugendarbeitslosenquote lag nach Eurostat-Rechnung bei 9,9 Prozent. Damit lag Österreich im EU-Ranking auf Platz drei, nur in Deutschland und den Niederlanden waren weniger Jugendliche ohne Job.

Gute Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt

Gut entwickelte sich im Oktober der Lehrstellenmarkt. Die Zahl der Lehrstellensuchenden schrumpfte um 6,7 Prozent auf 5.750 Personen, und es gab mehr offene gemeldete Lehrstellen (+ 2,4 Prozent auf 4.207). Laut Sozialministerium errechnet sich daraus die geringste Lehrstellenlücke seit dem Jahr 2001. In Oberösterreich, Salzburg und Tirol gab es sogar mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende.

Probleme bei der Integration Behinderter

Einen Riesenanstieg von 14,5 Prozent gab es erneut bei den Arbeitslosen mit Behinderung. Das hat dem Ministerium zufolge mit der systematischen Erfassung von behinderten Menschen durch das Arbeitsmarktservice (AMS) zu tun.

Länger arbeitslos: Weiter weg zurück

Noch viel größer war das Plus mit 26,1 Prozent bei den Langzeitarbeitslosen: 5.637 Personen waren im Oktober länger als zwölf Monate vorgemerkt. Der Anstieg sei auf die Umstellung der arbeitsmarktpolitischen Ziele im AMS zurückzuführen.

„Statt der Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit unter anderem durch Schulungen wird nun die dauerhafte Integration von sogenannten arbeitsmarktfernen Menschen vorangetrieben. Das sind Menschen, die nur geringe Beschäftigungszeiten aufweisen und oft wenig formelle Bildung oder gesundheitliche Probleme haben“, meint Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) via Aussendung.

Im Schnitt waren die Menschen ohne Job im Oktober 96 Tage arbeitslos gemeldet, einen Tag länger als im Vorjahreszeitraum.

Auch für Leiharbeiter ist es schwierig

Betrachtet man einzelne wichtige Branchen, zeigt sich erneut, dass es Leiharbeiter auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht haben. Hier stieg die Arbeitslosigkeit um 11,9 Prozent. Auch Bauarbeiter waren wieder stark betroffen (+ 8,7 Prozent), ebenso Menschen, die im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten (+ 13,5 Prozent). Weniger stark angestiegen als im Schnitt ist die Arbeitslosigkeit dagegen im Handel (+ 5,5 Prozent) und im Tourismus (+ 4,4 Prozent).

Auch in der Industrie ist die Lage derzeit wenig rosig. So stieg in den Industriebundesländern Oberösterreich (+ 10,2 Prozent) und Steiermark (+ 8 Prozent) die Arbeitslosigkeit am stärksten. Auch Niederösterreich (+ 7,6 Prozent) verzeichnete eine überdurchschnittliche Zunahme. In der Bundeshauptstadt Wien stieg die Arbeitslosigkeit um 5,2 Prozent. Am besten schnitt hier noch der Westen ab: In Vorarlberg waren um 2,6 Prozent mehr Menschen ohne Job, in Tirol um 3,2 Prozent mehr.

Im EU-Vergleich steht Österreich gut da

Nach Eurostat-Rechnung bleibt Österreichs Arbeitslosenquote mit 4,4 Prozent die geringste in der EU - mit steigendem Vorsprung auf die nächstbesten Arbeitsmärkte, wie Hundstorfer betonte. „Aber die weltweite Wachstumsschwäche und die europäische Wirtschaftskrise haben auch negative Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt.“ Österreich könne sich von der europäischen Wirtschaftsentwicklung nicht entkoppeln. „Europa braucht ein deutliches Wirtschaftswachstum.“

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