Bienensterben: Global 2000 attackiert AGES

Das Thema Bienensterben wird in Österreich immer hitziger diskutiert. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 kritisiert nun die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES): Diese habe „wiederholt falsche Zahlen“ präsentiert.

Der Beitrag der Neonicotinoide (Insektizide) zum heimischen Bienensterben werde „wesentlich niedriger darstellt, als dies aus den Erhebungen der Melissa-Studie zu Bienenschäden in Österreich“ hervorgehe, lautete der Vorwurf von Global 2000. „Der politische Entscheidungsprozess für ein Verbot der bienengiftigen Pestizide wird damit auf nationaler und EU-Ebene beeinflusst“, sagte Helmut Burtscher, Umweltchemiker von Global 2000.

„Falsche Rechnung“

In der Melissa-Studie hätten sich rund 50 Prozent der 2011 untersuchten Verdachtsproben als Bienenschäden durch Neonicotinoide erwiesen. „Indem die AGES nun die Zahl von 1.396 geschädigten Bienenvölkern, die sich aus freiwillig eingesandten Verdachtsproben ergab, ohne Hochrechnung mit der Gesamtheit der 367.000 in Österreich registrierten Bienenvölker in Verhältnis setzte, kam sie auf lediglich auf 0,38 Prozent geschädigte Bienenvölker. Das ist eine falsche Rechnung“, so Burtscher.

Bienen auf Wabe

ORF

Die Zahl stehe auch in großem Widerspruch zu den Erfahrungen und Beobachtungen der österreichischen Imkerschaft. Trotzdem werde „dieser Prozentsatz gegenüber der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern weiterhin als das tatsächliches Schädigungsausmaß genannt und von Interessenvertretern aus der Landwirtschaft, der chemischen Industrie und durch das Landwirtschaftsministerium als Beleg für den ausreichenden Erfolg ihrer Maßnahmen zum Bienenschutz verbreitet“.

Die Unzulässigkeit dieser Berechnungsweise sei auch vom Agrarwissenschaftler Anton Safer von der Uni Heidelberg bestätigt worden. „Durch das Nichtzustandekommen eines Anwendungsverbots sind in den Jahren 2010 bis 2012 den österreichischen Imkern nach Schätzungen aus Imkerkreisen ökonomische Schäden im zweistelligen Millionenbereich entstanden“, so Burtscher.

Greenpeace: „Bye bye Biene“

Die negativen Auswirkungen der für Bienen giftigen Pestizide übersteigen bei weitem alle angenommen Vorteile, zu diesem Schluss kam auch der wissenschaftliche Report zum Bienensterben „Bye bye Biene“, den die Umweltschutzorganisation Greenpeace am Dienstag präsentiert hatte. „Die wissenschaftlichen Belege sind eindeutig: Unsere Bienen und wilden Bestäuber sind zu kostbar, um ihrem Massensterben weiter tatenlos zuzusehen. Ein sofortiges und vollständiges Verbot der Bienenkiller muss endlich folgen“, so Dagmar Urban, Greenpeace-Sprecherin für nachhaltige Landwirtschaft.

„Österreich hat bisher bei den Diskussionen über Verbote für Bienengifte auf EU-Ebene eine absolute Blockadehaltung eingenommen. Angesichts der enormen Bedeutung dieser Tiere ist dies eine völlig verantwortungslose Position. Österreich muss den EU-Kommissionsvorschlag endlich unterstützen“, forderte Urban - mehr dazu in Pestizide als „Bienenkiller“ (oesterreich.ORF.at).

Sachverhaltsdarstellung an Minister

Global 2000 übermittelte eine detaillierte Sachverhaltsdarstellung an die Eigentümervertreter der AGES, Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) und Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). „Es ist zu prüfen, ob der geschilderte Sachverhalt mit dem gesetzlichen Auftrag der AGES, die Öffentlichkeit objektiv, unabhängig und transparent zu informieren und den Schutz der Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen sowie die Sicherheit und Qualität der Ernährung zu wahren, zu vereinbaren ist“, sagte Burtscher.

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