Jährlich verletzen sich 10.000 beim Wandern

In Österreich haben sich im vergangenen Jahr 10.100 Menschen beim Wandern und Bergsteigen so schwer verletzt, dass sie ins Spital mussten. Die Hauptgründe seien „Selbstüberschätzung und mangelnde Fitness“, sagte Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Jedes Jahr sterben auf den heimischen Bergen rund 100 Menschen beim Wandern und Bergsteigen, 35 davon aufgrund von Herz-Kreislauf-Problemen. „Zum Bergsteigen brauchst Hirnschmalz“, sagte der Tiroler Extrembergsteiger Peter Habeler. „Bei den meisten Getöteten handelt es sich nicht um Hochalpinisten, sondern um Personen, die im leichteren Gelände unterwegs waren“, sagte Pfanner.

Ausrutschen und stolpern

Hauptunfallursache sei weniger der schlecht ausgerüstete „Halbschuhtourist“, sondern Selbstüberschätzung, Erfahrungsmangel und fehlende körperliche Fitness, sagten die Experten. Demnach sind 45 Prozent der Bergunfälle auf Ausrutschen zurückzuführen. 26 Prozent stolperten, bei neun Prozent war Überanspruchung unfallursächlich. Bei ebenfalls neun Prozent war ein Sprung oder Fall aus der Höhe der Grund für die Verletzung. Bei drei Prozent war es der „Kontakt mit statischen Objekten“, beispielsweise mit einem Baum.

Der Großteil der Verletzten erleidet Knochenbrüche (48 Prozent), gefolgt von Sehnen- und Muskelverletzungen (27 Prozent), Prellungen (acht Prozent) und offenen Wunden (fünf Prozent). Am öftesten betroffen sind Fußgelenke und Knöchel (25 Prozent), gefolgt vom Knie (19 Prozent), den Schultern (acht Prozent) und Handgelenken (sechs Prozent).

1,1 Millionen wandern gelegentlich

1.129.000 Österreicher wandern laut KFV gelegentlich bis viel, davon sind 30 Prozent über 65 und elf Prozent jünger als 25 Jahre. Die richtige Vorbereitung dafür sei das Um und Auf. Bei Touren müsse man im Vorfeld Informationen einholen, die Wettersituation checken, sich gut vorbereiten - auch konditionell - und die richtige Ausrüstung wählen, sagte Habeler. „Im Freiraum Berg braucht es viel Disziplin.“ Für die Ausrüstung gilt: „Es muss alles leicht sein“, sagte der Profi, der 1978 gemeinsam mit Reinhold Messner erstmals den Mount Everest ohne Sauerstoffgerät bestieg.

Auf Wetterprognose achten

„Wichtig ist, dass man ein paar Tage zuvor die Wetterprognose verfolgt: Wird es wechselhaft oder bleibt es stabil?“, sagte Thomas Wostal von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Hilfreich sei auch persönliche Beratung. Eine solche erhält man beispielsweise kostenlos beim Alpenvereinswetterdienst, hier informieren Meteorologen mit Bergerfahrung.

Ist man dann unterwegs, „hilft schauen am meisten“, sagte Wostal. Auch Einheimische seien eine gute Informationsquelle. „Wenn die Wolken bereits zeitig hochkochen, sich wie Schlagoberstürme in die Höhe ziehen, dann ist das ein Signal, dass es extrem gewitteranfällig ist“, so Wostal.

„Das Gebirge verträgt kein Brecheisen“

„Das Gebirge ist gefährlicher geworden“, sagte Habeler. Hauptgrund dafür sei das Aufgehen des Permafrosts. „Früher hielt er wie Kit das Gestein und die Erde zusammen, nun bröckelt es, die Erde rinnt aus und nimmt Steine mit.“

Kommt es auf dem Berg doch zu einem Unfall, „ist in 99 Prozent der Mensch selber daran schuld“, sagte Habeler. „Viele Bergsportler glauben, einfach alles ist machbar. Sie wollen mit dem Brecheisen ins Gebirge. Das Gebirge verträgt aber kein Brecheisen“, erklärte der Extrembergsteiger.

Galt früher der schlecht ausgerüstete „Halbschuhtourist“ als Synonym für den alpinen Leichtsinn, ist dieser heute oft besser „equipped“ als so mancher Extrembergsteiger, meinten die Experten. Doch die hochwertige Ausrüstung kompensiere nicht Mängel bei der Erfahrung und körperlichen Konstitution.

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