Über sieben Prozent mehr Arbeitslose

Auf dem Arbeitsmarkt ist weiter keine Entspannung in Sicht: Im Juli waren - Schulungen inklusive - um 7,2 Prozent mehr Menschen ohne Stelle als vor einem Jahr. Besonders stark betroffen waren erneut Wien und ältere Arbeitnehmer.

Die Arbeitslosenrate ist weiter im Steigen. Laut Angaben des Sozialministeriums waren im Juli 376.522 Menschen ohne Beschäftigung, die Teilnehmer an Schulungsprogrammen eingerechnet. Damit beträgt der Anstieg im Vergleich zum Juli des Vorjahres 7,2 Prozent. Schulungsteilnehmer nicht eingerechnet, beläuft sich die Zahl auf 319.880 bzw. plus 11,7 Prozent oder 33.517.

Grafik zur Arbeitslosigkeit im Juli 2015

Grafik: ORF.at; Quelle: AMS/Sozialministerium

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition beträgt laut Aussendung des Sozialministeriums 8,1 Prozent. Laut Berechnung des EU-Statistikinstituts Eurostat liegt sie (für Juni) bei 6,0 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 10,3 Prozent.

„Anhaltend schwaches Wirtschaftswachstum“

Der aktuelle Wert (für den Juni 2015) gemäß der Erhebungsmethode von Eurostat wird für Österreich mit 6,0 Prozent angegeben, die Jugendarbeitslosenquote mit 10,3 Prozent. Als Ursache nannte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) das „anhaltend schwache Wirtschaftswachstum in Kombination mit dem weiter steigenden Arbeitskräfteangebot“.

Die prognostizierte Zahl der unselbständig Beschäftigten lag Ende Juli um rund 31.000 über dem Wert des Vorjahres und betrug 3,626 Mio. Menschen. 379.903 Personen hätten seit Jahresbeginn nach der Vormerkung beim Arbeitsmarktservice (AMS) wieder in Beschäftigung vermittelt werden können.

Ältere und Nichtösterreicher am stärksten betroffen

Erneut stieg die Zahl vor allem wieder bei älteren (plus 15,4 Prozent) und gesundheitlich beeinträchtigten Personen (plus 16,1 Prozent). Bei den Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren stieg die Zahl um 3,1 Prozent, „deutlich unterdurchschnittlich“, wie es heißt. Die Zahl der Lehrstellensuchenden erhöhte sich Ende Juli um 61 auf 8.758 gegenüber 3.247 gemeldeten offenen Lehrstellen.

Wie schon im Juni auch stieg im Juli die Arbeitslosenrate bei Männern mit 13,8 Prozent stärker als bei Frauen mit plus 9,2 Prozent. „Besonders schwierig“ sei die Situation „für Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft“, unter ihnen stieg die Zahl der Beschäftigungslosen um 21,5 Prozent. Im Juli waren laut Ministerium 17.209 Asylberechtigte (plus 23 Prozent) und subsidiär Schutzberechtigte als arbeitslos oder Schulungsteilnehmer vorgemerkt.

Fast 19 Prozent plus in Wien

Sehr stark stieg die Zahl mit plus 18,9 Prozent in Wien, gefolgt von Oberösterreich mit plus 11,3 und Niederösterreich mit plus 9,3 Prozent. In Vorarlberg waren es 2,0 Prozent, in Tirol 2,6 und in Salzburg 6,3 Prozent. Nach Branchen stieg die Arbeitslosenzahl im Baugewerbe mit 11,5 Prozent stark, ebenfalls deutlich fiel der Anstieg mit zehn Prozent bei Leih- und Leasingkräften aus. In der Warenproduktion waren es plus 8,3 Prozent.

Laut WIFO kein „Wachstumsvorsprung“ mehr

Die weiter steigende Arbeitslosigkeit lässt Österreich im EU-Vergleich zurückfallen. Österreich hatte in den letzten zwei Jahrzehnten häufig mehr Wirtschaftswachstum als viele andere EU-Länder, „dieser Wachstumsvorsprung ist derzeit nicht vorhanden“, sagte der Arbeitsmarktexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Helmut Mahringer, am Montag im Ö1-Mittagsjournal.

Aufgrund von Pensionsreform und Migration steige die Zahl der Jobsuchenden stärker als die Zahl der offenen Stellen, damit sei es schwieriger, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren, so der Experte. Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit sollten die Lohnnebenkosten gesenkt werden, damit Unternehmen mehr neue Mitarbeiter anstellen.

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