Rechtschreibung als großes Problem

Die Bildungsstandards zeigen zum Teil erhebliche Schwächen der Kinder in der vierten Klasse Volksschule auf. Getestet wurde der Bereich Deutsch mit den Kernfeldern Lesen und Schreiben. Probleme bereiten vor allem das Verfassen von Texten und die Rechtschreibung.

15 Prozent der Schüler haben in mindestens drei der vier Testbereiche (Leseverständnis, Textproduktion, Sprachbetrachtung, Hören) die Standards nicht erreicht, wie die Ende März präsentierten Daten zeigen. Im zentralen Bereich Lesen erreichten die Schüler diesmal einen Mittelwert von 523 Punkten. Der Ausgangswert bei der „Baseline-Testung“ 2010 war auf 500 Punkte festgelegt worden. Die Leistungen haben sich seither also verbessert.

Sprachliche Richtigkeit: 70 Prozent haben Probleme

Die meisten Probleme hatten die Kinder beim Verfassen von Texten: In jeder der vier abgefragten Dimensionen (Inhalt, Aufbau, sprachliche Angemessenheit, sprachliche Richtigkeit) erreichten „mehr als die Hälfte der Kinder die Anforderungen an die schriftliche Kommunikation maximal teilweise“. Bei der sprachlichen Richtigkeit hatten sogar 70 Prozent der Kinder Schwierigkeiten - somit erreichten (oder übertrafen) also nur 30 Prozent die Lernziele. Ein Vergleich mit 2010 ist hier nicht möglich - dieser Bereich wurde neu entwickelt.

Mühe mit einfachsten Leseaufgaben

13 Prozent erreichen dabei die Standards im Bereich Lesen aber nicht - sie haben Mühe mit den einfachsten Leseaufgaben. 25 Prozent schaffen die Standards teilweise: Sie verstehen also Texte mit geringer inhaltlicher, struktureller und sprachlicher Komplexität, finden Informationen direkt im Text, ordnen Inhalte folgerichtig zu und können einfache Schlüsse ziehen.

Grafik zur Bewertung der Bildungsstandards gesamt im Fach Deutsch, Teilbereich Lesen - 4. Klasse Volksschule

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Bifie

56 Prozent erreichen die vorgegebenen Lernziele, könne also etwa Informationen in unterschiedlichsten Textarten erkennen, miteinander vergleichen und verknüpfen bzw. den inhaltlichen Gesamtzusammenhang eines Textes verstehen und nicht ausdrücklich genannte Sachverhalte erfassen sowie Gelesenes mit Vorwissen verknüpfen. Weitere sechs Prozent übertreffen diese Anforderungen sogar.

„Weniger besorgniserregend, als es aussieht“

Die Direktorin des Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE), Claudia Schreiner, sah bei der Präsentation des Berichts vor allem in diesem Bereich Handlungsbedarf. „Es ist aber auch weniger besorgniserregend, als es auf den ersten Blick aussieht.“

Diktate, Lesen und Schreiben

Für die Erhebung wurden alle rund 75.000 Schüler der vierten Klasse Volksschule getestet. Unter anderem waren Lückendiktate zu schreiben, ein Speed-Lesetest zu meistern, Texte zu verfassen und Verständnisfragen zu Texten zu beantworten.

Teste man die Schüler etwa isoliert im Bereich Rechtschreibung ab, könnten sie die Wörter oft richtig schreiben: „Wenn sie sich aber auf etwas anderes konzentrieren müssen, also das Verfassen von Texten, haben sie Probleme.“ Das zeige etwa auch, wie die Pädagogen im Unterricht mit dem Verfassen von Texten umgehen: „Die Schüler werden im Unterricht dazu gebracht, kreativ zu sein, Worte auszuprobieren, weniger auf Fehler zu schauen.“

Guter Wert bei Sprachbetrachtung

Positiver sieht es bei der Sprachbetrachtung (also vor allem Grammatik) aus: 68 Prozent erreichten die Bildungsstandards hier, sieben Prozent übertrafen sie. Zwölf Prozent schafften die Standards nicht, 13 Prozent teilweise. Ähnlich beim Hörverstehen: Hier erreichten 60 Prozent die Regelstandards, drei Prozent übertrafen sie. 26 Prozent schafften sie teilweise, elf Prozent nicht. Bei der Grammatik gab es eine Verbesserung um 24 Punkte gegenüber 2010, der Bereich Hörverstehen wurde neu konzipiert.

Kombiniert man alle vier Bereiche, haben 29 Prozent die Standards in allen erreicht bzw. übertroffen. 25 Prozent erreichten bzw. übertrafen sie in drei Bereichen, 14 Prozent in zwei Bereichen (und zusätzlich in ein oder zwei teilweise). 15 Prozent gehörten zur schlechtesten Gruppe und schafften die Standards in drei Bereichen bzw. in zwei Bereichen nicht und in mindestens einem nur teilweise.

Große soziale Unterschiede

Bei den Leistungen zeigten sich je nach Gruppenzugehörigkeit große Unterschiede. Am größten waren sie im sozialen Bereich: Kinder aus Akademikerhaushalten erreichten etwa rund 100 bis 120 Punkte mehr als Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss. Das entspreche in etwa (in der vierten Volksschulklasse) drei Lernjahren, so Schreiner.

Etwas geringer war der Unterschied zwischen Kindern mit bzw. ohne Migrationshintergrund: Hier lagen die Unterschiede zwischen 39 (Rechtschreiben) und 77 Punkten (Hörverstehen). Deutsche wurden dabei aufgrund derselben Sprache nicht zu den Migranten gezählt.

Vergleicht man nur Migrantenkinder aus der gleichen sozialen Schicht, reduzierten sich die Unterschiede auf 15 (Rechtschreiben) bis 51 Punkte (Hören). Beim Teilbereich Lesen gehören zehn Prozent der „einheimischen“ Kinder (insgesamt 6.000) zur Risikogruppe (Bildungsstandards nicht erreicht), aber 27 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund (insgesamt 4.000).

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