Gute Getreideernte, aber niedrige Preise

Die Getreideernte - ohne Mais - soll heuer weit über dem Ertrag 2015 liegen. Die Menge steigt um 16,3 Prozentpunkte auf 3,7 Mio. Tonnen. Der Fünfjahresschnitt liegt bei 3,1 Mio. Tonnen. Wermutstropfen für die Bauern sind niedrige Preise.

Inklusive Maisernte wird die Getreidemenge sogar um 17,3 Prozentpunkte auf 5,7 Mio. Tonnen zulegen, erwartet die Agrarmarkt Austria (AMA). Ein gutes Geschäft wird die Getreideernte für die österreichischen Bauern heuer voraussichtlich aber nicht. Aktuell sind die Preise wieder relativ niedrig, an der Pariser Warenterminbörse Euronext kostet eine Tonne Weizen 169,25 Euro und an der Wiener Getreidebörse wird für eine Tonne Qualitätsweizen 162,50 Euro verlangt.

Optimale Witterung

Die Getreidebauern profitierten heuer großteils von einem optimalen Witterungsverlauf. Mäßige Niederschläge im Herbst, ein milder Winter und im Mai sowie Juni ausreichende Niederschläge und mäßige Temperaturen hätten eine Ertragsbildung ermöglicht, so AMA-Vorstandsvorsitzender Günter Griesmayr.

Grafik zur Getreideernte

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/AMA

Es gebe Getreide-Vermarktungschancen für Österreich im Ausland, weil die bis dato geernteten Qualitäten in Frankreich, Ungarn und Deutschland unter den Werten von Österreich liegen würden. Durch die gute Ernte soll heuer die Getreide-Nettoimportmenge in Österreich auf 200.000 Tonnen sinken, nach zuvor rund 800.000 Tonnen.

Wermutstrupfen niedrige Preise

In den vergangenen Jahren hat der Weizenpreis eine Berg- und Talfahrt erlebt und pendelte zwischen 140 und 280 Euro. Eine schlechte Ernte in einem großen Anbaugebiet kann den Weltmarktpreis für Getreide aber schnell wieder in die Höhe schießen lassen. Weltweit wird heuer eine sehr gute Getreideernte erwartet und die Lager sind auch gut gefüllt. Deswegen erwarten die Experten weiterhin niedrige Getreidepreise.

Grafik zur Getreideernte

Grafik: APA/ORF.at

Durch die niedrigeren Preise als im Vorjahr würden die Bauern nicht von den höheren Ernteerträgen profitieren, sagte AMA-Aufsichtsratschef Franz Stefan Hautzinger. Die Einkommenssituation für die Getreidebauern sei daher genauso angespannt wie im Vorjahr. Der durchschnittliche Deckungsbeitrag liege wie im Vorjahr bei rund 120 Euro pro Hektar. Bei den Getreidepreis-Hochständen in den Jahren 2008 und 2011 lag der Deckungsbeitrag zwischen 300 und 500 Euro.

Mehr Hartweizen-, Dinkel- und Bio-Fläche

Auf das niedrige Preisniveau hätten die Bauern mit dem Anbau von lukrativeren Getreidekulturen reagiert, etwa bei Hartweizen (Anbaufläche plus 22 Prozentpunkte) und Dinkel (plus 24 Prozentpunkte). Auch sei die Getreide-Biofläche um zehn Prozentpunkte auf 129.600 Hektar gestiegen. Die Körnermaisfläche (minus fünf Prozentpunkte) sei aufgrund des Maiswurzelbohrers dagegen reduziert worden, sagte der AMA-Aufsichtsratschef und burgenländische Landwirtschaftskammer-Präsident Hautzinger.

Bauernbund beharrt auf SV-Rabatt

Angesichts der angespannten Einkommenssituation plädiert der Bauernvertreter dafür, den von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) geplanten Sozialversicherungsrabatt im Herbst zu beschließen. Nur eine Stundung der SV-Beiträge sei sicherlich zu wenig, dann könne man sich die Aktion auch sparen.

Die SPÖ und Arbeiterkammer hatten sich bisher kritisch zum SV-Rabatt geäußert. Der Strukturwandel wird nach Einschätzung von Hautzinger im Ackerbau mit ungebremster Dynamik weitergehen, deswegen müsse man den Bauern auch finanziell unter die Arme greifen.

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